»Jewish Places«

Interaktive Entdeckungstour

Allein für Berlin gibt es auf der »Lernplattform für Jewish Places« 2524 Treffer. Foto: Jewish Places

Cafés, Synagogen, Friedhöfe, Wohnhäuser und Sportvereine: Wer auf die Berlinkarte klickt, dem erscheinen viele bunte Markierungen. Jede dieser Wegmarken steht für einen aktuellen oder historischen jüdischen Ort im Stadtgebiet. Die ganze Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin wird damit auf einen Blick sichtbar.

Zu finden ist die virtuelle Landkarte auf der neuen Online-Plattform »Jewish Places«. Mit der am 13. September gestarteten Website gibt das Jüdische Museum einen Überblick über verschiedenste jüdische Orte in Berlin und Deutschland. Die Plattform bündelt damit zugleich viele interessante Informationen zu jüdischer Lokalgeschichte von Institutionen und Forschungsinitiativen.

Erstellt wurde die Website von Experten des Jüdischen Museums in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern wie der Rothschild Foundation und der Bundeszentrale für politische Bildung. »Mithilfe der digitalen Karte wollen wir jüdische Orte für eine breite Öffentlichkeit sichtbar machen«, sagt Léontine Meijer-van Mensch, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin.

Wohnumfeld »Jewish Places« mache es jedem User möglich, individuell in seinem Wohnumfeld historische und gegenwärtige Orte jüdischen Lebens zu erkunden. »Die Plattform zeigt, wie eng jüdische und deutsche Geschichte und Gegenwart miteinander verbunden sind«, erklärt Meijer-van Mensch. Dieses Wissen fördere aktiv Toleranz gegenüber der Vielfältigkeit in der deutschen Gesellschaft. »In der heutigen Zeit, in der der Antisemitismus wieder erstarkt, ist dieser Punkt ganz wichtig«, meint Meijer-van Mensch.

Etwa 8500 aktuelle und historische Daten sind derzeit auf der interaktiven Karte erfasst und visualisiert. Für Berlin lassen sich insgesamt 2524 Treffer finden. Als partizipative Plattform sollen stetig weitere Orte und Einrichtungen hinzukommen. Mittels Zoom-, Such- und Filterfunktionen können Nutzer über den Computer, das Smartphone oder das Tablet Orte jüdischen Lebens aus fünf Jahrhunderten finden und erkunden.

Außerdem können sie selbst Einträge vervollständigen, eigene Inhalte hinzufügen sowie Fotos und Filme hochladen. Biografien und Spaziergänge, die man ebenfalls über die Karte abrufen kann, wurden von den Experten erarbeitet. Dies soll insbesondere Einsteigern und Schülergruppen helfen, einen Zugang zur jüdischen Lokalgeschichte zu bekommen. »Die Online-Plattform ergänzt klassische Angebote von Bildungseinrichtungen«, sagt Meijer-van Mensch. Das Projekt stehe damit sinnbildlich für »ein ganz neues Verständnis von Museum«.

Beteiligung Barbara Thiele, Projektleiterin von »Jewish Places«, hofft auf eine breite Partizipation der User. »Wir sind auf die Community angewiesen, damit das Netzwerk weiter wächst«, sagt Thiele. Insbesondere Lokalhistoriker sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Damit keine falschen oder diskriminierenden Einträge auf die Plattform gelangen, prüfen zwei Mitarbeiter des Jüdischen Museums regelmäßig alle neuen Beiträge. Sollte es zu strafrechtlich relevanten Äußerungen kommen, werde man diese auch zur Anzeige bringen. »Wir werden nicht zulassen, dass die Plattform für Hass und Hetze missbraucht wird«, sagt Meijer-van Mensch.

Die deutsch-amerikanische Publizistin Gunda Trepp hat »Jewish Places« drei Tage lang mit einer Schulklasse im niedersächsischen Oldenburg getestet. Die neue Plattform hat sie überzeugt. »Das Projekt ist ein ideales Mittel, um junge Menschen zum Mitmachen zu bewegen«, sagt sie. Für die Schüler sei es insbesondere eine tolle Erfahrung gewesen, dass sie ihre Entdeckungen über die Website umgehend mit der ganzen Community teilen konnten. »Mit der Plattform wird Judentum etwas Alltägliches. Dieses Verständnis ist wichtig, um Vorurteilen entgegenwirken zu können«, sagt Trepp.

www.jmberlin.de/jewish-places

Provenienz

Die kleine Mendelssohn

Lange Zeit galt sie als verschollen, nun ist die Stradivari-Geige wieder aufgetaucht. Doch die Restitution gestaltet sich problematisch

von Christine Schmitt  15.08.2025

Sport

Nach den Emotionen

Der Wechsel des deutsch-israelischen Fußballers Shon Weissman zu Fortuna Düsseldorf ist gescheitert. Er stolperte über seine Hasskommentare bei Social Media

von Ruben Gerczikow  14.08.2025

Nürnberg

Mit wem spiele ich heute?

Vor wenigen Wochen eröffnete die neue Kita »Gan Schalom« der Israelitischen Kultusgemeinde. Ein Besuch zwischen Klanghölzern, Turnmatten und der wichtigsten Frage des Tages

von Stefan W. Römmelt  14.08.2025

Berlin

Mann reißt israelische Flagge vor Synagoge ab

Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen Hausfriedensbruch

 13.08.2025

Tu beAw

»Es war Liebe auf den ersten Blick«

Barbara und Reinhard Schramm sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Ein Gespräch über lange Ehen, Glück und Engagement

von Blanka Weber  12.08.2025

Porträt

Tragischer Macher

Heute vor 100 Jahren wurde Werner Nachmann geboren. Viele Jahre lang prägte er das deutsche Nachkriegsjudentum. In Erinnerung bleibt er allerdings für etwas anderes

von Michael Brenner  12.08.2025

Berlin

Amnon Barzel im Alter von 90 Jahren verstorben

Von 1994 bis 1997 leitete Barzel die Abteilung Jüdisches Museum im damaligen Berlin Museum. Er setzte sich für dessen rechtliche Eigenständigkeit ein.

 12.08.2025

Erinnerungszeichen

Schicksal und Gedenken

Auszubildende von »Münchner Wohnen« recherchieren in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat Biografien

von Luis Gruhler  11.08.2025

Mannheim

»Ich wurde behandelt wie ein Täter«

Ein Palästina-Aktivist attackierte Benny Salz, den früheren Gemeindevorsitzenden, vor den Augen der Polizei

von Ralf Balke  11.08.2025