München

Helferinnen mit Herz

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch (4.v.r.) mit dem neuen Vorstand des Frauenvereins Foto: Judith Epstein

Das waren noch Zeiten, als der Jüdische Frauenverein »Ruth« zur Feier seines 25-jährigen Bestehens am 23. Oktober 1983 zur Jubiläumsfeier ins Hilton Hotel einlud. Die damalige Münchner Vorsitzende Rosel Lessner, zeitweise auch Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes (JFB)in Deutschland, begrüßte als Ehrengäste den IKG-Präsidenten Hans Lamm, den Präsidenten des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, Simon Snopkowski, und Ruth Galinski als Mitvorsitzende des JFB.

Für solche Feierlichkeiten hat der Vorstand dieser Tage keine Muße. Zu viele Sorgenkinder sind zu betreuen. Vergangene Woche fand die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen statt. Helene Muallem trug im Namen des siebenköpfigen Vorstandes den Rechenschaftsbericht vor, der die Bandbreite der Betreuung deutlich macht. Statutengemäß geht es um finanzielle Zuwendungen für bedürftige Gemeindemitglieder, Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten, Krankenbesuche und Besuche im Eisenberg-Seniorenheim.

aufgaben Doch eigentlich sind die anstehenden Aufgaben noch vielfältiger. So ist beispielsweise Hilfe gefragt, wenn es darum geht, Briefe vorzubereiten und ein offenes Ohr für die Alleinstehenden zu haben oder die Finanzierung medizinischer Hilfsmittel zu organisieren – von der Hebevorrichtung für die Badewanne über den elektrischen Rollstuhl bis zur zahnärztlichen Behandlung, die nicht von der Krankenkasse gedeckt ist. Auch die Beauftragung eines Grabsteins für mittellose Verstorbene kann zu den stillschweigend erfüllten Aufgaben gehören.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind jüdische Flüchtlinge hinzugekommen, die kaum das Notwendigste mitnehmen konnten. Der Finanzbericht machte es deutlich: Die Zahl der Bedürftigen ist gestiegen, und die Spendenfreudigkeit muss zunehmen, um dem Bedarf gerecht werden zu können.

Vergangene Woche nun ist der »alte« Vorstand zurückgetreten. Charlotte Knob­loch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die dem Frauenverein seit seiner Gründung verbunden ist und ihn im Bereich der vielfältigen Sozialarbeit als eine wichtige Säule sieht, betreute den Wahlvorgang für den neuen Vorstand. Hanna Feiereisen, die jahrzehntelang die Arbeit mitprägte, wurde mit herzlichem Dankesapplaus verabschiedet, ebenso Marianna Braun, die wegen ihrer anderweitigen Aufgaben in der IKG nicht mehr regelmäßig dabei sein kann.

Dafür sind Laili Gitbud, die ohne Mandat schon lange inoffiziell – insbesondere bei den derzeit einmal monatlich stattfindenden Sprechstunden – mitarbeitet, und Judith Kotra neu hinzugekommen. Künftig weiterhin dabei bleiben Tonia Braun, Helene Muallem, Felicia Schipper, Tova Schvarcz und Brigita Zaidman.

Der Frauenverein »Ruth« ist erreichbar unter frauenvereinruth@gmail.com.

Porträt

Glücklich über die Befreiung

Yael Front ist Dirigentin, Sängerin, Komponistin und engagierte sich für die Geiseln

von Alicia Rust  22.11.2025

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025