Berlin

Heilende Hände

Die erste Begegnung mit diesem Mann verläuft anders als gedacht. Es soll ein ganz normales Interview werden mit Shimon Shraga, 55 Jahre alt, aus Modiin in Israel. Der Rechtsanwalt, Archäologe und Geograf behauptet von sich, mit seinen Händen und einem von ihm entwickelten Gel kranke Menschen heilen zu können. Er soll meine Fragen beantworten und mir seine Methode erklären. Doch es fängt schon damit an, dass der mir zugedachte Platz eine Behandlungsliege ist. »Kommen Sie, jeder hat irgendwo Schmerzen«, ermuntert mich Shraga.

Ich lehne ab. Aber er lässt nicht locker. Also erzähle ich ihm von einer noch nicht ganz verheilten Sportverletzung in der linken Wade – so kann er mich dort mit dem Druck seiner großen Hände behandeln, während ich dabei frage und schreibe.

Heilmethode Shimon Shraga hat seine Heilmethode vor über 20 Jahren selbst entwickelt, als sein vierter Sohn im Alter von zweieinhalb Jahren schwer erkrankte und Mediziner keine Hilfe wussten. Eine Immunerkrankung war es wohl, aber was genau, konnte keiner sagen und vor allem keine wirksame Behandlung empfehlen. Shraga machte sich auf die Suche nach verschiedenen alternativen Heilmethoden. Ein Alternativmediziner aus Deutschland konnte mit speziellen Injektionen helfen. Shraga war davon so begeistert, dass er sich von ihm inspirieren ließ, aber auch zahlreiche weitere Anwendungen der Alternativ- und Naturmedizin studierte, um seine eigene Methode zu entwickeln. Das Geheimnis sind für ihn die Energien: »Ich sehe mich als Klempner«, sagt er. »Ich weiß, wie die Energien im Körper fließen. Ich öffne die Wurzeln der Energien und dann kann der Körper sich selbst heilen.«

Der Vorteil gegenüber anderen Methoden, die mit Energien arbeiten – so etwa Akupunktur, Akupressur oder Reiki – sei die viel größere Wirksamkeit seines Systems, sagt er. Im Prinzip reiche eine einzige Behandlung aus: »Es ist wie ein Wunder«. Außerdem sei es sehr einfach, nach seinem System die körpereigenen Energien zu aktivieren, so dass er jedem beibringen könne, sich selbst zu heilen. Wichtig dabei sei es, an der schmerzenden Stelle Druck auszuüben, um das Immunsystem zu aktivieren. Weitere Druckpunkte ergeben sich aus den in der Akupunktur und traditionellen chinesischen Medizin bekannten Meridianen. Dies alles bringt Shimon Shraga dem interessierten Publikum im Rahmen von Vorträgen und Workshops bei und verspricht ein Leben ohne Schmerzen.

Dass viele die Wirkung von Energien bezweifeln, stört ihn nicht weiter: »Manche Menschen denken, es sei Einbildung«, erzählt er, »aber ich spüre die Energie«.

Erfolg Zu Shragas Methode gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die braucht er aber auch nicht, ihm reichen die Dankesbekundungen glücklicher Patienten, denen er helfen konnte, völlig aus.

So zum Beispiel von seiner deutschen Kollegin Anne Meß, die für ihn in Deutschland seine Termine koordiniert und selbst seit Jahren Körperarbeit nach der Feldenkraismethode und der sensomotorischen Körpertherapie praktiziert. Durch seine Be-
handlung wurde sie zur glühenden Anhängerin: »Ich hatte mir den Arm gebrochen und Schmerzen waren geblieben. Drei Jahre lang konnte ich keine vollständige Heilung erreichen, bis Shraga mich behandelte. Es war wirklich, als ob eine Blockade gelöst worden wäre«, erzählt sie begeistert.

»Jeder kann sich selbst helfen, es ist ganz einfach«, behauptet Shraga entschieden. Die Workshops bietet er übrigens kostenlos an. Er kommt regelmäßig alle vier bis sechs Wochen nach Deutschland. Geld nimmt er über den Verkauf des von ihm entwickelten Gels ein, das er dabei anbietet – auf seiner Website übrigens zum stolzen Preis von 60 Dollar je 50-ml-Gläschen. Der Preis einer Privatbehandlung wird von ihm nicht genau verraten, er richte sich nach den Sätzen anderer Körpertherapien.

Kabbala Ob mit oder ohne Gel, immer gehe es um die Aktivierung der körpereigenen und in der Natur vorhandenen Energien. Er bezieht sich dabei auch auf die jüdisch-mystische Lehre, die seiner Ansicht nach hierfür viele Hinweise liefert: »Die Kabbala sagt viel über die Verwendung von Energien und sie enthält Lösungen für zahlreiche Probleme.« Seine Behandlung bringe den Patienten in Einklang mit dem Kosmos und mit Gott. Trotzdem müsse man weder besonders religiös, noch unbedingt gläubig sein, um von seiner Behandlung zu profitieren, betont er.

Mittlerweile ist er mit meiner Wade fertig, ich soll aufstehen und sagen, ob es besser geworden ist. Tja, das kann ich nicht sagen, es war keine permanent schmerzende Stelle, ich spüre sie nur ab und zu. Das Ergebnis muss sich erweisen, wenn ich wieder Sport treibe.

Vom Fotografen der Zeitung höre ich zwei Tage später, dass Shraga bei ihm chronische Schmerzen im Fuß behandelt hat. »Seitdem hat es nicht mehr wehgetan«, erzählt er begeistert. Mit meiner Wade läuft bislang auch alles bestens. Wir wollen beide beobachten, wie unser Zustand sich weiter entwickelt.

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Berlin

Jüdisches Krankenhaus muss Insolvenz anmelden

Viele Krankenhäuser stehen unter enormem wirtschaftlichem Druck. Ein Berliner Haus mit fast 270-jähriger Geschichte musste nun Insolvenz anmelden: Das Jüdische Krankenhaus will damit einen Sanierungsprozess starten

 08.12.2025

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025