München

»Glück unseres Landes und ein Segen für jeden Einzelnen«

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und die Gründerin der Literaturhandlung, Rachel Salamander Foto: Patrick Guttmann

Als Rachel Salamander ihre Worte an die Gäste richtet, wird gejubelt. Zum 40-jährigen Bestehen der jüdischen Literaturhandlung lud sie am Dienstag vergangener Woche in das Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele.

Und es kamen zahlreiche Gratulanten aus Kultur und Politik, unter ihnen die Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Ex-Oberbürgermeister Christian Ude, der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle, Anton Biebl, der Kulturreferent der Stadt, der Historiker Norbert Frei, Verleger Michael Krüger und der Schriftsteller Albert Ostermaier, der eine Ode auf die Gründerin vortrug.

lebenswerk Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, dankte Rachel Salamander für ihren kulturellen Einsatz und lobte ihr Lebenswerk. »Sie hat es geschafft, damit die Begegnung von Juden und Nichtjuden, das Miteinander wieder zum Leben zu erwecken«, sagte Ariella Chmiel, die inzwischen die Geschicke der Literaturhandlung lenkt.

Mit der Gründung der ersten jüdischen Fachbuchhandlung in der Bundesrepublik hat Rachel Salamander einen immensen Beitrag zum Wiederaufbau der deutsch-jüdischen Debatte geleistet. Dafür wurde sie mit zahlreichen Preisen und Titeln geehrt, wie dem Schillerpreis, dem Heinrich-Heine-Preis und dem Ehrenbürgertitel Münchens. Aus Anlass der Verleihung des Heine-Preises im Jahr 2021 hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Laudatio gehalten.

»Irgendwann werde ich alles glauben, was hier erzählt wurde.«

Rachel Salamander

»Irgendwann werde ich alles glauben, was hier erzählt wurde«, sagte Rachel Salamander und dankte den Rednern des Abends. Am Vortag hatte sie der Monacensia-Leiterin Anke Buettner ihr umfangreiches Archiv zur Literatur des Judentums überreicht – ein Geschenk von hohem kulturgeschichtlichen und wissenschaftlichen Wert, gesammelt in einem Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten.

zugang Salamander fragte in die Runde, wer sich erinnern könne: an Amos Oz, an David Grossman, an Grete Weil. An die Lesungen, die Vorträge, an die Literatur. Es sei ihr Ziel gewesen, mit der Buchhandlung einen Zugang für jeden Interessierten zu schaffen. »Mit zeitloser Literatur kann sich jeder identifizieren, jeder etwas lernen und für sich etwas mitnehmen«, sagte Ariella Chmiel. »Sie bringt Menschen zusammen, hilft bei Debatten und stärkt das Erinnern und Mahnen.«

»Das große Interesse der Menschen an jüdischen Themen, das wir heute fast als gegeben annehmen, war damals höchstens zu erahnen«, erinnerte Charlotte Knobloch. Die Intendantin der Münchner Kammerspiele, Barbara Mundel, erzählte, dass sie in den 80er-Jahren als Studentin zum ersten Mal den Reichtum jüdischer Literatur vor Augen geführt bekam. Derlei Erinnerungen wurden an diesem Abend gehäuft ausgetauscht.

»Es war ein Brückenschlag zwischen meinem und jüdischem Leben«, erzählte eine treue Kundin bei der Veranstaltung in den Kammerspielen. Eigentlich wollte sie vor 25 Jahren nur ein Kochbuch kaufen, war neugierig und betrat die Buchhandlung. Verlassen hat sie das Geschäft nicht mit einem, sondern gleich mit drei Titeln: einem Kochbuch, einem Sachbuch und einem Roman. Seither ist sie regelmäßige Besucherin der Literaturhandlung, die sich mittlerweile am Jakobsplatz befindet und mehrere Filialen in ganz Deutschland hat.

Charlotte Knobloch sagte in ihrer Rede: »Es ist die Ehre unserer Stadt, das Glück unseres Landes und ein Segen für jeden Einzelnen von uns, dass wir sie haben.«

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