Augsburg

Gemeinsam für die Beschneidung

Das Beschneidungsurteil des Kölner Landgerichts hat auch in Augsburg zu heller Empörung geführt. Doch ereiferten sich die Betroffenen nicht in der emotionalen Diskussion um die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit. In der Stadt am Lech setzten sich Vertreter der muslimischen Gemeinden und der Israelitischen Kultusgemeinde an einen Tisch.

Die Zahl der Muslime liegt in der Schwabenmetropole bei rund 25.000 Bürgern. Darüber hinaus leben rund 1.500 Juden in der Fuggerstadt. Der Integrationsbeirat rief erstmals alle Gemeinden zu einem runden Tisch zusammen. Gemeinsam sprachen sich die Mitglieder dafür aus, dass der Gesetzgeber gefordert sei, für Rechtssicherheit zu sorgen. Das hohe Gut der Religionsfreiheit dürfe nicht beschädigt werden.

Kindeswohl Rabbiner Henry G. Brandt hält den Richterspruch zwar nicht für existenziell für die Israelitische Kultusgemeinde selbst, aber er sei von grundsätzlicher Bedeutung. Brandt nannte das Urteil »engstirnig und kleinkariert, das den gesamten gesellschaftlichen und religiösen Hintergrund unberücksichtigt gelassen hat«. Im Judentum stünden das Kindeswohl und der Schutz des Lebens an erster Stelle. Brandt stellte klar: »Wir würden die Beschneidung nicht praktizieren, wenn wir nicht überzeugt wären, im besten Sinne des Kindes zu handeln.«

Deshalb müssten Wege gefunden werden, um das Urteil in seinem Sinn wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Der Mohel habe die nötige chirurgische und religiöse Ausbildung und Kompetenz, um die Brit Mila fachgerecht durchführen zu können. Ein treffendes Beispiel, neben vielen anderen, sei die Gemeinde in Bamberg, wo die Rabbinerin Mohelel und Ärztin sei.

Der Vorsitzende des Integrationsbeirates, Tugay Cogal, sieht in der gemeinsamen Augsburger Erklärung den Beginn für einen neuen Weg des Dialoges zwischen muslimischen Gemeinden und der Israelitischen Kultusgemeinde. Hierzulande würden die meisten Beschneidungen von Ärzten durchgeführt. Der Wortlaut der Gemeinsamen Augsburger Erklärung ist im Internet unter www.integrationsbeirat-augsburg.de abgedruckt.

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025