Jom Haschoa

Für Israel und gegen Antisemitismus

Boris Zabarko hatte als Kind die deutsche Besetzung der Ukraine und das Ghetto von Chrgorod überlebt. Vor einigen Wochen musste er wegen des russischen Angriffs aus Kiew mit dem Zug nach Deutschland fliehen. »Damals sind wir vom Leben in den Tod gefahren, heute sind wir vom Tod ins Leben gefahren«, sagte der heute 86-Jährige gestern vor etwa 200 Zuschauern auf einer Bühne direkt vor dem Brandenburger Tor.

Seine Rede bildete den Abschluss des »Marsch des Lebens«, der am Mittwochabend in Erinnerung an die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten in Berlin stattfand.

ns-diktatur In Berlin führte der Kundgebungszug unter dem Motto »Mit Herz und zu Fuß – Für Frieden, gegen Antisemitismus« vom Anhalter Bahnhof bis zum Pariser Platz, vorbei an historisch entscheidenden Orten der NS-Diktatur, wie dem Gelände der ehemaligen Gestapo-Zentrale, sowie am Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Mitveranstalter waren dieses Jahr der »International March of the Living« sowie »The European March of the Living Network«, dessen Direktor Michel Gourary in Berlin anwesend war.

Nach Angaben der Veranstalter gibt es dieses Jahr anlässlich des Jom Haschoa 70 Veranstaltungen in 20 Nationen, die vom Verein »Marsch des Lebens« und seinen internationalen Partnern organisiert werden.

Gegründet wurde der Verein »Marsch des Lebens« 2007 von dem Ehepaar Jobst und Charlotte Bittner sowie der evangelikalen Freikirche »Tübinger Offensive Stadtmission«. Dem eigenen Selbstverständnis nach dienen die international stattfindenden Erinnerungsmärsche den Zielen der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, der Versöhnung von Opfern mit den Nachfahren der Täter sowie dem Einsatz für Israel und gegen Antisemitismus. An dem Erinnerungskonzept des Vereins gab es in der Vergangenheit auch Kritik.

SCHMA ISRAEL Den »Marsch des Lebens« führte neben Boris Zabarko unter anderem auch die Knesset-Abgeordnete Ruth Wassermann-Lande an. Die israelische Politikerin vom Bündnis »Blau-Weiß« sprach bei der Abschlusskundgebung das Schma Israel, »um Gott zu danken, dass wir hier öffentlich in Berlin stehen und der sechs Millionen ermordeten Juden gedenken«. Anschließend zündeten die Ehrengäste zum Gedenken an die Opfer sechs Kerzen an.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch die Bundestagsabgeordneten Albert Stegmann und Steffen Bilger (beide CDU) nahmen an der Kundgebung am Pariser Platz teil. Bilger versicherte, dass das »›Nie wieder‹ für uns keine Floskel ist, keine Floskel sein darf«. Deutschland habe eine besondere Verpflichtung gegenüber dem Staat Israel. Wie mehrere andere Redner an diesem Tag auch verurteilte Bilger die israelfeindlichen und antisemitischen Proteste, die in den vergangenen Tagen in Berlin stattgefunden hatten, scharf. Schon der Aufruf zum »Marsch des Lebens« hatte Bezug auf steigenden Antisemitismus in Deutschland genommen, gegen den man ein Zeichen setze wolle.  

Das Gebet »El Male Rachamim« zum Gedenken an die Opfer der Schoa sprach Rabbiner Yehuda Teichtal von Chabad Berlin. »80 Jahre zurück an genau diesem Ort war Dunkelheit und Boshaftigkeit«, sagte er im Anschluss. »Doch heute sagen wir hier: Am Israel chai!« Auch Boris Zabarkos Blick auf die Gegenwart des Landes, aus dem damals seine Verfolger kamen, und das ihm nun aber Zuflucht gewährt hatte, ist zuversichtlich. Der Jüdischen Allgemeinen sagte er: »In dieser Stadt hat damals alles angefangen, doch heute ist es ein neues Berlin.«

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025