Bremen

Für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus

Oberrabbiner Shlomo Moshe Amar (l.) neben Landesrabbiner Netanel Teitelbaum und der Gemeindevorsitzenden Elvira Noa Foto: Heike Linde-Lembke

Zum ewigen Gedenken. Die heiligen Bücher in diesem Grab zeugen vom Tod jüdischer Menschen als Opfer des Nationalsozialismus. Die heiligen Bücher berichten von den Millionen Männern, Frauen und Kindern, ermordet in Ghettos, Konzentrationslagern und Massenerschießungen. Nie werden wir die Kämpfer gegen die Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg vergessen.»

Das ist auf den Gedenkstein graviert, den die Jüdische Gemeinde Bremen am Sonntag, drei Tage vor dem Gedenktag an die Reichspogromnacht, auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Beckfeldstraße in Bremens Stadtteil Riensberg eingeweiht hat. Ehrengast war der ehemalige sefardische Oberrabbiner von Israel, Shlomo Moshe Amar.

Nach drei Davidsternen folgt der Text auf Russisch. Denn der Gedenkstein soll auch an die jüdischen Soldaten erinnern, die im Zweiten Weltkrieg in den alliierten Verbänden, vor allem in der Sowjetarmee, gegen das deutsche NS-Regime gekämpft haben. So sprach auch ein russischer Emigrant für die jüdischen Soldaten, bevor Shlomo Moshe Amar das Kaddisch sagte.

Antisemitismus Mehr als 1,5 Millionen Juden aus vielen Nationen haben im Zweiten Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland gekämpft, 25.000 jüdische Soldaten sind gefallen. «Viele von ihnen haben sich in einem doppelten Kampf befunden, einmal gegen die Nazi-Deutschen, dann gegen den Antisemitismus, beispielsweise in der Sowjetarmee», sagte der israelische Politiker Roni Avisar in seiner Ansprache in der Trauerkapelle des neuen jüdischen Friedhofs vor mehr als 300 Gästen.

Mit den Gemeindemitgliedern nahmen mehrere Rabbiner, unter anderem Bremens Landesrabbiner Netanel Teitelbaum, Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky, Bremens Alt-Bürgermeister Johannes Scherf und Christian Weber, Präsident der Bremer Bürgerschaft, an der Feier teil.

Elvira Noa, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bremen und Bremerhaven, erinnerte an die Vertreibung, Demütigung und Ermordung der Bremer Jüdinnen und Juden und an die Zuwanderung in den 90er-Jahren. «Die russischen Juden brachten auch ihre Erinnerungen mit, es sind traurige Erinnerungen, die nie vergessen werden, die weitergegeben werden an die Kinder und Enkel, und auch deshalb ist unser Gedenkstein wichtig, denn jetzt haben die Erinnerungen einen Ort.»

Schändung «Die Einweihung des Gedenksteins ist ein bewegender Anlass auf diesem neuen jüdischen Friedhof. Möge er nie geschändet werden», sagte Christian Weber und verwies damit auf die mutwillige Zerstörung auf dem alten Friedhof am 3. August 2010, bei der zwölf Grabsteine zerbarsten.

Weber erinnerte auch an die Ermordung von fünf jüdischen Bürgern in der Pogromnacht, und daran, dass die Nationalsozialisten 178 jüdische Männer in einem langen Marsch ins Zuchthaus Oslebshausen getrieben hatten, während die Bremer zuschauten, schwiegen oder sogar Beifall klatschten.

Der wieder offen aufkeimende Antisemitismus bildete den Grundtenor der Reden. «Das Denkmal ist nicht nur für die Toten, es ist auch für das Leben, es ist ein Mahnmal für uns alle, wachsam zu bleiben», sagte der Präsident der Bremer Bürgerschaft.

schoa «Es ist nicht möglich, das Leid der Schoa zu ermessen. Und je mehr wir forschen, desto mehr entfernen sich die Erkenntnisse von unserem Verstand», sagte Oberrabbiner Shlomo Moshe Amar. Ein Mensch, der einen Kopf und ein Herz habe, könne die Tiefe und Weite dieser Katastrophe nicht ermessen, die das jüdische Volk erleiden musste.

«Die Wirklichkeit zeigt, dass es viele Menschen gibt, die Juden hassen, nur, weil sie Juden sind. Sie haben die Lehren nicht gelernt», sagte Amar. «Wenn wir aus der Schoa lernen wollen, müssen wir endlich aufwachen», forderte Amar in Bezug auf den Krieg in Syrien. Es gelte für jeden, der ein Gewissen habe, aufzustehen und gegen den Hass anzugehen.

Lesen Sie mehr in der kommenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025