Gemeindetag

Für die ganze Familie

Rund 1000 Teilnehmer werden vom 8. bis 11. Dezember zum Gemeindetag des Zentralrats der Juden in Berlin erwartet. Das gesamte Hotel in der westlichen City wird fest in jüdischer Hand sein, verspricht Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann. Koschere Verpflegung, Schabbatprogramm, Gottesdienste – liberal wie orthodox – sowie Kinderbetreuung inklusive. Wer aus den Gemeinden zu dem umfassenden Meinungsaustausch in die Bundeshauptstadt kommt, wird rundum jüdisch versorgt sein.

Längst wirft das Großereignis seine Schatten voraus. Letzte Absprachen mit Künstlern und Referenten werden getroffen. Bislang verrät der Zentralrat allerdings nur ein Highlight der Gala Samstagnacht. Hier wird die Showband »Festival Mibely« aus Paris für romantisch-festliches Flair sorgen. »Wohl die beste jüdische Showband Europas«, schwärmt Botmann. Sonst dringen noch keine Einzelheiten nach draußen. Die Mitarbeiter des Zentralrats mailen noch eifrig hin und her und treffen Absprachen. Ein Newsletter wird die Teilnehmer regelmäßig auf den neuesten Stand der Dinge bringen. Am Montag dieser Woche erschien der erste.

Seit rund zehn Tagen laufen die Online-Anmeldungen. Schon am ersten Tag hat das kleine Zentralratsteam um Botmann 100 Anmeldungen verbuchen können. Inzwischen ist man bei fast 200 angelangt. »Die Zahlen der ersten Tage haben mich umgehauen«, sagt Botmann der Jüdischen Allgemeinen. »Das ist schon Wahnsinn«, freut er sich. Möglicherweise liegt der frühe Anmeldeboom auch an dem Rabatt, der Frühbuchern gewährt wird. Rund 30 Prozent können sie sparen, wenn sie sich bis zum 30. September anmelden.

Frühbucher Für Erwachsene reduziert sich der Standardpreis von 285 auf 200 Euro. Für Studenten von 215 auf 150 Euro. Kinder bis sechs Jahre zahlen gar nicht, Kinder zwischen sieben und zwölf 80 Euro und Jugendliche von 13 bis 17 Jahren 130 Euro. Alle sind sie herzlich eingeladen. Für die Altersgruppen gibt es eigene Programme, erzählt Daniel Botmann, Klein-, Kindergarten- und junge Schulkinder werden von Fachkräften betreut.

Außerdem ist in diesen Beträgen alles inbegriffen, betont Botmann: »Drei Übernachtungen, Vollverpflegung, sämtliche Vorträge und Workshops sowie der Galaabend und das vollständige Beiprogramm.« Zumal das Hotel auch noch dadurch punktet, dass es absolut zentral gelegen ist. Der Gemeindetag hat einiges zu bieten, sagt Botmann. Unter dem Motto »Ein Dach – eine Familie« will man sich nicht nur vordergründig mit dem Thema »Vater, Mutter, Kinder« beschäftigen, sondern auch viele andere Facetten moderner Lebensgemeinschaften beleuchten und hinterfragen, wie das Judentum dazu steht und damit umgeht. Hinzu kommen Fragen zu Kindern und dem Älterwerden. Rabbiner, Pädagogen und Wissenschaftler werden sich dieser Fragen annehmen und die Teilnehmer ihre Erfahrungen austauschen und diskutieren können.

Wünsche Man habe mit dieser Schwerpunktsetzung auch einem vielfältigen Bedürfnis Rechnung getragen, sagt Zentralratspräsident Josef Schuster. »Zusätzlich kommen wir dem vielfach geäußerten Wunsch nach, noch stärker Themen aus dem Gemeindeleben aufzugreifen und in kleineren Gruppen gemeinsam Ideen zu erarbeiten«, so Schuster in seinem Einladungsschreiben an die Gemeindemitglieder. Er freue sich schon jetzt, bekundet Schuster. Der Gemeindetag werde »ein Fest der jüdischen Lebensfreude! Mit Konzerten, tollen Bands und gutem Essen wollen wir Ihnen die Abende verschönern. Es darf getanzt, gesungen und gelacht werden!«

Es wird aber auch gearbeitet, und vor allem dürfen reale und virtuelle Netze gespannt werden. Präsidiumsmitglied Barbara Traub sieht im Gemeindetag nämlich die Möglichkeit einer großen »Gedanken- oder Projektbörse«, von der sich die Teilnehmer neue Ideen mit in ihre Heimatgemeinden nehmen können. »Sie erhalten Einblicke, welche Projekte andere Gemeinden machen«, sagt Traub. Der Input an Ideen, den die Teilnehmer hier erhielten, steigere den Elan, bei der Rückkehr in die Gemeinden diese gleich umzusetzen.

Eine zweite Themensäule werden politische Fragen und aktuelle politische Entwicklungen bilden. »Dazu gibt es derzeit ja genügend Stoff«, meint Geschäftsführer Botmann. Dabei müsse man flexibel bleiben, heute angefragte Themen könnten je nach Fortschreiten der Entwicklungen überholt sein und Inhalte möglicherweise noch einmal abgeändert, ein Panel ausgetauscht oder aktualisiert werden.

Die dritte Themensäule bilden laut Botmann gemeindeimmanente Themen. »Best Practice«-Modelle sollen erstellt werden, in denen es darum geht, wie Gemeinden attraktiver gestaltet werden können oder die Kommunikation mit den Mitgliedern zu verbessern ist. Das werde auch in verschiedenen Formaten besprochen – in Workshops, als Fortbildungen, als Diskussionspanel und auf Austauschplattformen.

Um das so attraktiv wie möglich zu gestalten, wolle man die Podien bei Diskussionen verkleinern, sodass auch das Publikum verstärkt zu Wort kommt und nicht nur die Podiumsteilnehmer untereinander reden, erklärt Barbara Traub – im Präsidium sozusagen das Bindeglied zwischen Exekutive des Zentralrats und seinen Mitgliedern. Traub greift daher das Wort des ehemaligen Präsidenten Dieter Graumann vom »Minimachane für Erwachsene« auf, wie er den letzten Gemeindetag schwungvoll nannte.

Teilnehmer
Bei einer solchen Wochenendfreizeit, spinnt Vera Szackamer, im Präsidium für Bildung zuständig, den Gedanken weiter, wolle man sich kennenlernen und unterhalten, Neues voneinander erfahren und sich untereinander austauschen. Angesprochen seien deswegen vor allem »Verantwortungsträger, also nicht nur die gewählten Funktionäre, sondern auch die vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden«, erklärt Traub. Ihre Heimatgemeinde Stuttgart bezuschusst daher die Ehrenamtlichen, die sich für den Gemeindetag anmelden wollen, »als Dankeschön für die große geleistete Arbeit«.

Das Hotel jedenfalls ist schon bestens vorbereitet. Es beherbergte schon einmal jüdische Gäste und hatte extra ein komplett neues Geschirr angeschafft. Das ist nun schon vorhanden. So muss jetzt nur noch das gesamte Hotel gekaschert werden, und schon kann das »Feuerwerk der Jüdischkeit«, wie es Daniel Botmann erwartet, gestartet werden.

B’nai B’rith

»Wie eine große Familie«

Delegierte aus 20 Ländern kamen zusammen, um sich eine neue Organisationsstruktur zu geben

von Ralf Balke  03.11.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an November-Pogrome

Zum 87. Jahrestag der NS-November-Pogrome von 1938 werden am Sonntag ganztägig die Namen der im Holocaust ermordeten Berliner Jüdinnen und Juden vorgelesen. Bei einem Gedenken am Abend wird Berlins Regierender Bürgermeister sprechen

 03.11.2025

Gedenkstätten

Gedenkzeichen für jüdische Ravensbrück-Häftlinge

Zur feierlichen Enthüllung werden unter anderem Zentralratspräsident Josef Schuster, die brandenburgische Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und der Beauftragte für Erinnerungskultur beim Kulturstaatsminister, Robin Mishra, erwartet

 03.11.2025

Porträt der Woche

Zufluchtsort Musik

Naomi Shamban ist Pianistin, lebt in Dresden und hat eine Schwäche für Märchenfilme

von Alicia Rust  03.11.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 02.11.2025

Hund, Katze & Co

Beste Freunde

Wenn Tiere Familie werden: Gemeindemitglieder erzählen vom leisen oder lauten Glück, mit Vierbeinern zu leben

von Christine Schmitt  02.11.2025

Berlin

Parfüm mit Geschichte

Das israelische Label Zielinski & Rozen stellte seine Duftkollektion vor, die 1905 in Jaffa kreiert wurde

von Alicia Rust, Erez Zielinski Rozen, Gemeinde Berlin, Parfüm  02.11.2025

Feier

Zusammenhalt und Zuversicht

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern lud zum Neujahrsempfang in den Hubert-Burda-Saal

von Esther Martel  02.11.2025

Auszeichnung

Die Frau mit den Blumen

Zwei Jahre lang ging Karoline Preisler auf anti-israelische Demonstrationen, um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen. Jetzt erhält sie den Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden

von Michael Thaidigsmann  02.11.2025