Interview

Fünf Minuten mit…

Herr Rabbiner Hod, an Pessach entfernen wir alles Gesäuerte aus unserer Wohnung. Gilt diese Mizwa auch für Tiernahrung?
Das ist eine interessante halachische Frage. In der Tora steht bekanntlich zum Chametz-Verbot: »Darum sollst du sieben Tage ungesäuertes Brot essen, dass bei dir weder Sauerteig noch gesäuertes Brot gesehen werde an allen deinen Orten«. Eine Woche lang soll kein Chametz in unseren Häusern gefunden werden. Brot, andere Teigwaren und in der aschkenasischen Tradition auch Hülsenfrüchte dürfen also weder gegessen noch besessen werden. Da jedoch auch Tiernahrung manchmal Chametz enthält, muss auch diese gegebenenfalls vor dem Fest entfernt werden, damit der Haushalt auch wirklich als koscher lePessach gelten kann.

Was empfehlen Sie: Wohin mit der Tiernahrung, die Chametz enthält?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die angebrochene chametzhaltige Tiernahrung sollte am besten noch vor Pessach verfüttert werden. Sie darf aber auch in einem übers Fest verschlossenen Zimmer oder im Keller gelagert werden. Bei größeren Beständen empfehle ich immer, das Futter an einen Nichtjuden zu verkaufen oder zu vernichten.

Sollte der Napf des Haustiers auch gekaschert werden?

Das ist wichtig, ja. Neben Geschirr, Besteck, Pfannen und andere Utensilien für Menschen sollte auch der Metallnapf, aus dem zum Beispiel ein Hund oder eine Katze frisst, gründlichst gereinigt und auch gekaschert werden. Nur so wird die Küche frei von Gesäuertem.

Darf das Haustier dennoch chametzhaltiges Futter bekommen, wenn es nichts anderes fressen kann?
Auf jeden Fall – nur eben nicht in der Wohnung des Herrchens. Eine Option ist deshalb, das Haustier über Pessach mit dem gesäuerten Futter an den Nachbarn zu verkaufen, sodass es dort sein Fressen bekommt.

Gibt es auch eine andere Möglichkeit?

Das Tier kann auch draußen vor der Tür gefüttert werden, solange das Chametz nicht in den eigenen vier Wänden gelagert und von einem Nichtjuden gegeben wird. Schmunzeln musste ich einmal bei der Frage eines Gemeindemitglieds, ob das Chametz-Verbot auch für Haustiere gilt. Das ist natürlich nicht der Fall. Das Verbot für Gesäuertes gilt selbstverständlich nur für Menschen.

Werden Ihnen als Kaschrutexperten von den Gemeindemitgliedern vor Pessach oft Fragen über den Umgang mit Haustiernahrung gestellt?
Nicht oft, aber es kommt immer wieder vor. Die meisten Fragen beziehen sich auf Katzen, Fische und Vögel, fast nie auf Hunde. Orthodoxe Juden halten ja bekanntlich nicht allzu oft Hunde. Ich zumindest kenne nur ganz wenige Orthodoxe, die einen Hund besitzen.

Gibt es hierfür eine halachische Begründung?

Das nicht. Es hat wohl eher mit der Tradition zu tun. Interessanterweise haben viele Orthodoxe, die ich kenne, einen Papagei. Meine Schwester in Bnei Brak zum Beispiel ist ganz verrückt nach diesem Tier. Fragen Sie mich nicht, warum und weshalb! Vielleicht hängt es mit der Pfiffigkeit und der Intelligenz von Papageien zusammen.

Mit dem Kaschrutbeauftragten der Orthodoxen Rabbinerkonferenz sprach Philipp Peyman Engel.

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Reaktionen

Zohran Mamdanis Sieg spaltet die jüdische Gemeinschaft

Während ein Drittel der New Yorker Juden den neuen Bürgermeister gewählt hat, haben andere Angst, dass dessen Antizionismus ihre Sicherheit gefährdet

 06.11.2025

Hamburg

Viel mehr als Klezmer

In der Hansestadt haben die zweiten Jüdischen Kulturtage begonnen. Bis Mitte Dezember erwartet die Besucher ein breit gefächertes Programm – inklusive einer jiddisch-hebräischen Oper

von Heike Linde-Lembke  06.11.2025

Düsseldorf

»Eine Stimme, wo andere schwiegen«

Die Gemeinde zeichnet Wolfgang Rolshoven mit der Josef-Neuberger-Medaille aus

von Stefan Laurin  06.11.2025

Berlin

Andacht für Margot Friedländer: »Du lebst weiter«

Sie war Holocaustüberlebende, Berliner Ehrenbürgerin und eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Gestern wäre Margot Friedländer 104 Jahre alt geworden. An ihrem Grab erinnern Freunde und Bekannte an sie

von Andreas Heimann  06.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025

Berlin

Davidstern-Gemälde an East Side Gallery beschmiert

Der Tatverdächtige konnte gefasst werden. Bei der Begehung seines Wohnhauses fand die Polizei mehrere Hakenkreuze

 05.11.2025