Interview

Fünf Minuten mit

Sonja Guentner Foto: Mike Minehan

Interview

Fünf Minuten mit

Sonja Guentner über ein Jahr Unionsvorsitz und weitere Ziele

von Heide Sobotka  23.07.2012 19:03 Uhr

Frau Guentner, ein Jahr Amtszeit als Vorsitzende der Union progressiver Juden in Deutschland liegt hinter Ihnen. Wie fällt Ihr Resümee aus?
Es war ein sehr intensives Arbeitsjahr. Wir haben viel Grundlagenarbeit geleistet und inzwischen einem eingespielten Vorstand. Über die verschiedenen Themen wie Jugendarbeit und Bildung sind wir gut vernetzt. Im Februar haben wir Gemeindevorsitzende zum President’s Day nach Bielefeld eingeladen und Erfahrungen ausgetauscht. Auch bei dieser Jahrestagung haben wir uns am Samstagnachmittag getroffen, um aktuelle brennende Fragen wie beispielsweise das Beschneidungsurteil von Köln zu besprechen.

Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger Jan Mühlstein?
Ich glaube, dass ich im Wesentlichen vor einer anderen Aufgabe stehe. Herr Mühlstein hat in den sehr kontroversen Jahren die Bresche geschlagen und das Tor weit geöffnet. Jetzt geht es darum, diesen Raum zu bewahren und zu erweitern.

Wie wollen Sie das machen?
Unser Hauptaugenmerk richten wir auf die Unterstützung bestehender oder neuer Gemeinden. Hier werden wir, wenn nötig, auch politisch aktiv, wie etwa vor Kurzem bei der Etablierung des neuen Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen. Wir setzen sehr auf unsere jungen Menschen, die wir mit einem eigenen Ausbildungsprogramm auf die Übernahme von Verantwortung in den Gemeinden vorbereiten werden. Denn auch bei uns steht ein Generationswechsel bevor.

Das kostet alles Geld. Wie finanzieren Sie die Ausbildungsprogramme?
Wir hoffen dabei sehr auf den Zentralrat. Mit Freude hören wir, wenn dieser von Pluralismus spricht. Doch wir sind der Meinung, dass sein Verständnis von der Praxis des Pluralismus sehr ausbaufähig ist. Für uns würde sich das zum Beispiel in einer höheren institutionellen finanziellen Unterstützung erweisen.

Gibt es Vorbehalte, dass möglicherweise bei den Liberalen nicht alles »koscher« ist?
Ich kenne die Sprüche: Wer weiß, wer da alles bei den liberalen Gemeinden ist. Da können auch Christen Mitglieder werden. Das stimmt nicht. Wir haben ausschließlich Mitglieder, deren Status über die Halacha definiert ist. Unsere Übertritte sind alle von anerkannten Rabbinatsgerichten vorgenommen worden. Bei Neuaufnahmen in Gemeinden ist ein Rabbiner dabei.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass die liberale Bewegung noch stärker wird und die Gemeinden selbstständige lebendige Zentren werden können. Wir hoffen, dass die liberale Stimme noch mehr Gehör findet.

Mit der Vorsitzenden der Union progressiver Juden sprach Heide Sobotka.

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025