Ramadan

Fastenbrechen für alle

Drei Botschafterinnen: Adina Kamarudin aus Malaysia, Amy Gutmann aus den USA und Hajah Kartini Pengarin Haji Tahir aus Brunei Darussalam (v.l.) Foto: Marco Limberg

Acht Minuten nach 20 Uhr ging am vergangenen Montag die Sonne unter. Genau in diesem Moment werden die großen Flügeltüren in der amerikanischen Botschaftsresidenz geöffnet.

Ab dieser Minute können Muslime wieder essen und trinken, bis dahin hatten sie von Sonnenaufgang bis jetzt darauf verzichtet. Botschafterin Amy Gutmann hat zum Fastenbrechen eingeladen, und etwa 100 Gäste kamen in Residenz in der Finkenstraße.

begrüssung Das Besondere: Die Besucher sind Juden, Muslime, Christen oder gehören anderen Glaubensrichtungen an. Beim Einlass begrüßt Gutmann jeden Einzelnen mit ein paar freundlichen Worten. Mitunter entwickelt sich ein längeres Gespräch, sodass die Schlange der Wartenden immer länger wird. Die Räume füllen sich.

Auch die Rabbiner Gesa und Nils Ederberg sind mittlerweile eingetroffen, ebenso Anna Staroselski, die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), und Marina Chernivsky, Geschäftsführerin der Beratungsstelle OFEK. Auf einem Tisch neben einem Sofa liegt die Biografie der Schoa-Zeitzeugin Margot Friedländer: Versuche, dein Leben zu machen. Als Jüdin versteckt in Berlin.

gebet Einige Muslime verlassen die Räume, um in ein kleines Zimmer zu gehen und in Ruhe zu beten. Dann wird das Büfett eröffnet. Nachdem etliche von den Speisen probiert haben, hält Amy Gutmann ihre Rede.

»Ich fühle mich wirklich geehrt, Sie zu diesem Iftar begrüßen zu dürfen, um mit Ihnen das heutige Fasten zu brechen und an einer der großen Traditionen des muslimischen Glaubens teilzuhaben«, sagt die Botschafterin. »Ich habe mich verpflichtet, den interreligiösen Dialog zu fördern und verschiedene deutsche Gemeinschaften zusammenzubringen.«

Vergangenen Dezember hätten sie erst Weihnachtslieder unter dem Weihnachtsbaum gesungen, dann ein paar Tage später die Kerzen der Menora entzündet. In die Botschaft hätte sie eine Menora mitgebracht, die »wir von zu Hause haben, und ich teile einige der Chanukka-Traditionen meiner Familie mit unseren Gästen«, sagt sie.

gemeinschaft Ramadan sei ein Monat der Reflexion. Das erinnere an die Grundprinzipien, die alle Menschen verbinden – Mitgefühl, Nächstenliebe, Familie, Gemeinschaft. Diese Werte und der Frieden – die Wurzel des Weltislams selbst – seien universell.

Saif Karomi kam als 15-Jähriger aus Bagdad nach Berlin, hat studiert und arbeitet als Programmierer. Aber seine Leidenschaft gilt dem Saiteninstrument. Nun nimmt er die Ud, eine Laute aus dem Vorderen Orient, in seine Hände und spielt.

Mehrere Jahre war es aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich, dass die Botschaft zum Fastenbrechen einladen konnte. Der Ramadan endet für 1,6 Milliarden Muslime weltweit und 350.000 in Berlin am 21. April.

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025

Berlin

Gegen den Strom

Wie der Ruderklub »Welle-Poseidon« in der NS-Zeit Widerstand leistete und bis heute Verbindung zu Nachfahren seiner jüdischen Mitglieder pflegt

von Alicia Rust  23.11.2025

Porträt

Glücklich über die Befreiung

Yael Front ist Dirigentin, Sängerin, Komponistin und engagierte sich für die Geiseln

von Alicia Rust  22.11.2025

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Spremberg

Gegen rechtsextreme Gesinnung - Bürgermeisterin bekommt Preis

Rechtsextreme sprechen im ostdeutschen Spremberg vor Schulen Jugendliche an. Die Schüler schütten ihrer Bürgermeisterin ihr Herz aus - und diese macht das Problem öffentlich. Für ihren Mut bekommt sie jetzt einen Preis

von Nina Schmedding  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Interview

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Was beschäftigt Misrachim in Deutschland? Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025