Generationsfrage

Ein bisschen Heimat

Alles lesenswert: Bücherstand beim Darmstädter WIZO-Basar Foto: Judith König

Generationsfrage

Ein bisschen Heimat

Neben der Hilfe bietet die WIZO ihren Veteranen und den Neulingen ein Gefühl von Geborgenheit

von Teresa Stelzer  05.07.2010 17:48 Uhr

Wenn die Darmstädter WIZO-Frauen zum Muttertag ihren großen Basar veranstalten, wird es für Aviva Steinitz stressig. Vor 30 Jahren ist die Israelin nach Deutschland gekommen. Im Jahre 1988 initiierte die Religionslehrerin dann die WIZO-Gruppe in ihrer Stadt. Aviva Steinitz erinnert sich noch genau: »Es war wie am Berg Sinai, als Gott fragte: ›Wollt ihr mein Volk sein?‹ Alle um mich stehenden Frauen haben laut zugestimmt. Dabei wussten wir noch gar nicht, was auf uns zukommt.«

Hektik Eine Menge Arbeit sollte es sein, das weiß sie heute. Und zwar wird es nicht nur am Muttertag hektisch, das Organisieren beginnt bereits zwei Monate davor. Unentgeltlich auftretende Künstler müssen gefunden, 100 freiwillige Helfer aus der Gemeinde für ihre verschiedenen Aufgaben eingeteilt werden. Und der Basar mit den Judaica-Produkten, den israelischen und russischen Spezialitäten wird jedes Jahr größer. Zudem müssen die Darmstädter Frauen zwei bis drei weitere Veranstaltungen pro Jahr stemmen.

»Ohne die uneingeschränkte Liebe für Israel geht es nicht«, ist sich Aviva Steinitz nach 22 Jahren sicher. Iris Lazimi erfüllt diese Voraussetzung. Ihre israelische Heimat wollte sie zunächst nur verlassen, um ihre kranken Eltern in Deutschland zu pflegen, später blieb sie. Ihrer Verbundenheit zu Israel verleiht sie seitdem Ausdruck, indem sie der Tanzgruppe der Darmstädter Gemeinde, »Yovel«, israelische Schrittfolgen lehrt.

Zuspruch Seit einem Monat ist Iris Lazimi nun auch Mitglied der WIZO-Gruppe. Da die 50-Jährige im Februar ihre Arbeit verloren hat, hilft sie mit ihrem neuen Engagement nicht nur anderen, sondern auch sich selbst. An den Zuspruch, den sie kürzlich für ihre erste Modenschau bekommen hat, erinnert sie sich beispielsweise gern. Iris Lazimi befürwortet, dass sich WIZO für Mädchen und Frauen einsetzt: »Trotz aller Moderne, sind wir doch manchmal die Schwächeren.« Seit zwei Jahren fließen die Spenden aus Darmstadt in das »Zentrum für Mädchen in Not« nach Eilat.

Wenn Anja Adirim Urlaub in Israel macht, dann nimmt sie sich immer Zeit solche Projekte zu besichtigen. »Es ist gut, direkt zu sehen, wofür wir gearbeitet haben«, meint die 40-Jährige, die erst seit einem Jahr die WIZO-Gruppe in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf leitet.

Pogrammpunkt Für Anja Adirim steht die Arbeit mit und für Frauen nicht allein im Vordergrund. Bei ihren Veranstaltungen sind auch die Männer gefragt. »Entweder passen sie auf die Kinder auf, bereiten das Essen zu oder stehen am Empfang«, zählt sie die Aufgaben der Partner auf. Aber eine Begebenheit, die ihr den Unterschied zwischen den Geschlechtern deutlich machte, ist ihr doch gegenwärtig: »Vergangenen November moderierte die Vize-Miss-Germany unsere Kindermodenschau. Schließlich fragten die Männer ungeduldig, wann diese hübsche Frau denn endlich selbst über den Laufsteg gehe. An so einen Programmpunkt hatten wir als Frauen überhaupt nicht gedacht!« Dabei muss sie herzhaft lachen.

Die Bürokratie und das stete Achten auf Etikette strengen Anja Adirim manchmal an, doch die Zusammenarbeit mit den Frauen entschädigt sie. Auch Aviva Steinitz und Iris Lazimi haben die Geselligkeit schätzen gelernt. Im Gegensatz zu ihrer Chefin kann sich Iris Lazimi zwar nicht vorstellen, noch einmal in Israel neu anzufangen, doch wie sie stillt sie mit der Mitarbeit in der zionistischen Frauenorganisation ein bisschen ihre Sehnsucht nach der Heimat.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  25.12.2025

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

WerteInitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 24.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025