Sprachen

Ein besonderes Lesefest

Setzt sich weiterhin ehrenamtlich für religiöse Bildungsarbeit ein: Michaela Rychlá Foto: Gilla Weiner

Sprachen

Ein besonderes Lesefest

Nach ihrem Abschied aus dem aktiven Schuldienst engagiert sich Michaela Rychlá in der Erwachsenenbildung

von Vivian Rosen  03.08.2025 17:52 Uhr

Hebräisch lesen in fünf Monaten? Was wie der Werbeslogan eines Spracheninstituts klingt, haben die Teilnehmer des Sonntagskurses von Michaela Rychlá tatsächlich geschafft: Sie haben alle Buchstaben des Alphabets gelernt und können die hebräische Sprache nun auch lesen. Seit Februar hat Rychlá einmal wöchentlich ihre Bildungskurse für Erwachsene im Raum für Religionsunterricht der Sinai-Grundschule angeboten.

Auf dem Programm standen: Hebräisch lesen und Grundlagen des Judentums erwerben – also das, was die passionierte Religionspädagogin jahrzehntelang Generationen von Schülerinnen und Schülern vermittelt hat und nun im Ruhestand auch an Erwachsene weitergeben will. Die Kursteilnehmer sollten, so das erklärte Ziel, die Tora und Gebete, die das Fundament des Judentums bilden, auf Hebräisch lesen können.

Auf diesem Weg haben sie nun die erste entscheidende Etappe gemeistert, und diesen Erfolg galt es zu feiern. Dazu bat Michaela Rychlá ihre erwachsenen Schülerinnen und Schüler zu einem Lesefest ins Restaurant »Einstein«, um bei einem gemeinsamen Abendessen zu zeigen, welche Fertigkeiten sie sich im Umgang mit der hebräischen Schrift aneignen konnten. Als weitere Gäste gesellten sich die Teilnehmer des Zoom-Kurses hinzu, den Rychlá schon seit zwei Jahren anbietet, und so waren rund 45 Personen zusammengekommen, die die Freude am Lernen teilen – für Rychlá, die im vergangenen Jahr aus dem aktiven Schuldienst ausgeschieden und in den Ruhestand gegangen ist, die größte Freude überhaupt: »Das ist das Allerschönste, dass die Leute so motiviert sind. Alle lernen gern, und das ist das Wichtigste.«

Und so will sie auch jetzt die Hände nicht in den Schoß legen, sondern sich weiterhin ehrenamtlich für die religiöse Bildungsarbeit in der Gemeinde engagieren: »Solange ich kann, tue ich das gern«, sagt sie. In diesem Bereich sei sie »eine Institution«, stellte IKG-Präsidentin Charlotte Knob­loch fest, als die Pädagogin vor Pessach ihr jüngstes Werk Die Geschichte von Mosche: Für unsere Kinder erzählt vorstellte.

Und auch von der jetzigen Aktion zeigte sich Knobloch beeindruckt und gratulierte den Kursteilnehmern zu ihrem Erfolg. Der sei auch für die Gemeinde von Bedeutung: »Als Präsidentin kann ich mir nichts Schöneres wünschen, als dass sich Erwachsene aufmachen, um zum Kern unserer Religion vorzudringen, um die Tora zu lesen und sich mit der jüdischen Identität auseinanderzusetzen.« Das gemeinsame Lernen stärke den Zusammenhalt.

Der Sonntagskurs hat jedenfalls das Ziel fest im Blick: Bald will Michaela Rychlá mit ihren Schülern im Siddur lesen. Einen Anfang haben sie schon beim Lesefest gemacht, sagt Rychlá strahlend: »Wir haben bereits daraus gesungen.«

Berlin

Zusammen spielen

Im Deutsch-Jüdischen Theater arbeiten Christen, Juden und Muslime an einer szenischen Lesung zu Ehren von sechs jüdischen Persönlichkeiten. Ein Probenbesuch

von Alicia Rust  03.08.2025

Kirche

»Es geht um Haltung«

Thomas Leu über Antisemitismus, Denkmalschutz und eine künstlerische Intervention an der Calber »Judensau«

von Tobias Kühn  03.08.2025

Gemeinden

»Wir werden hier beschützt«

Seit 1980 ist Michael Fürst Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Ein Gespräch übers Weitermachen, Demokratie und alte Bücher, die wieder aktuell sind

von Katrin Richter  03.08.2025

Porträt der Woche

Historikerin aus Leidenschaft

Shiran Shasha forscht zu antiken Gärten und sammelt Geld für eine Synagoge auf Kreta

von Gerhard Haase-Hindenberg  03.08.2025

Hannover

Ehrung für jüdischen Unternehmer Seligmann

Die Ehrentafel wird am 17. August am Musikzentrum Villa Seligmann angebracht,

 31.07.2025

Weimar

Mittelbau-Dora zeigt letzten Besitz von Häftlingen

Die Ausstellung »#StolenMemory« bilde einen wichtigen Bestandteil einer Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen

 31.07.2025

Solidarität

»Wir lassen uns nicht einschüchtern«

Kurz vor Kabbalat Schabbat demonstrierten anti-israelische Gruppen in der Nähe der Synagoge. Hunderte Münchner bildeten daraufhin eine Menschenkette

von Luis Gruhler  31.07.2025

Berlin

Mit Regenbogen und Magen David

Der queer-jüdische Verein Keshet Deutschland lud zum »Pride Shabbat« in die Synagoge in der Oranienburger Straße

von Pascal Beck  30.07.2025

Religiöse Praxis

Weg von dem Bild »Mann mit Hut«: Wenn Frauen Rabbinerinnen werden

Eine Premiere nach der Schoah: Vor 30 Jahren trat Bea Wyler als erste Frau das rabbinische Amt in Deutschland an. Anlass, auf die Lage von Rabbinerinnen heute zu schauen - und darauf, was es mit »liberox« auf sich hat

von Leticia Witte  30.07.2025