Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Das Jüdische Gymnasium an der Großen Hamburger Straße Foto: Uwe Steinert

Die Schulgebühren am Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn, der Rabbinerin-Regina-Jonas-Schule sowie der Heinz-Galinski-Schule sollen ab September erhöht werden. Das teilt die Jüdische Gemeinde zu Berlin, Trägerin der drei staatlich anerkannten Ersatzschulen, in einem Schreiben mit, das der »Jüdischen Allgemeinen« vorliegt. Hunderte Familien sind davon betroffen.

»Wir sind stolz darauf, Kindern aus jüdischen ebenso wie aus nichtjüdischen Familien ein schulisches Zuhause zu bieten, in dem wir unsere Kinder nicht nur akademisch fordern, sondern sie auch in ihrer Identität und Persönlichkeitsentwicklung stärken«, teilt die Geschäftsführung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit.
Dennoch werden ab September die Gebühren für Nichtgemeindemitglieder stark erhöht. Gemeindemitglieder müssen ebenfalls – wenn auch in einem geringeren Ausmaß – tiefer in die Tasche greifen. Das sorgt für große Unruhe.

Für Nichtmitglieder hat sich der Beitrag teilweise mehr als verdoppelt

Mittlerweile haben betroffene Eltern eine Petition gestartet: »Wir äußern unsere tiefe Besorgnis über die drastische und unverhältnismäßige Erhöhung der Schulgebühren«, heißt es. Für Nichtmitglieder hat sich der Beitrag teilweise mehr als verdoppelt, das Schulgeld beträgt für diese Familien zwischen 100 und 600 Euro im Monat. Gemeindemitglieder bezahlen 50 bis 350 Euro, ab dem zweiten Geschwisterkind entfällt die Gebühr – im Unterschied zu den Nichtmitgliedern, die auch für ihr drittes Kind bezahlen müssen. Hinzu kommen noch der Kaschrutzuschlag und die Verpflegungskosten von insgesamt 92 Euro.

Alle Eltern wurden gleichermaßen von dieser Erhöhung überrascht, es sei in keinem Gremium zuvor darauf hingewiesen worden. »Diese Entscheidung wurde kurzfristig und ohne transparente Erklärung kommuniziert – ohne eine realistische Möglichkeit, rechtzeitig auf alternative Lösungen auszuweichen«, heißt es in der Petition. Vor allem für Eltern von Schülern, die jüngst für das nächste Schuljahr angemeldet wurden, dürfte es bitter sein, jetzt überraschend höhere Gebühren entrichten zu müssen. Es ist fast aussichtslos, noch an einer anderen Schule in Berlin einen Platz zu bekommen.

Für ältere Schüler wäre außerdem das Problem, dass es Hebräisch als Zweitsprache nur an jüdischen Schulen gibt. Dazu kommt, dass die Schüler sich in der Gemeinschaft wohlfühlen und bleiben möchten, so die Eltern. Nichtjüdische Familien haben keine Möglichkeit, Gemeindemitglieder zu werden. »Sie fühlen sich besonders diskriminiert«, wie einige sagen, aber ihren Namen öffentlich nicht nennen möchten. Jüdische Nichtmitglieder könnten eintreten.

Alle Eltern wurden gleichermaßen von dieser Erhöhung überrascht

»Aus Verantwortung für unsere Kinder und in Verbundenheit mit unserer Gemeinschaft fordern wir den Vorstand der Jüdischen Gemeinde Berlin auf, in den Dialog mit den Eltern zu treten – um gemeinsam eine faire und tragbare Lösung zu finden, die den Bildungsauftrag der Schulen mit der finanziellen Realität der Familien in Einklang bringt«, steht in der Petition. Der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe wollte sich dazu nicht äußern. Seit 2008 seien die Gebühren nicht erhöht worden, heißt es dagegen seitens der Gemeinde. »Wir investieren kontinuierlich in die Weiterentwicklung unseres schulischen Angebots – sei es durch neue Lernformate, digitale Ausstattung, zusätzliche Förderprogramme oder kulturelle Projekte, die unsere jüdischen Werte lebendig machen.

Damit wir diese Qualität und Innovation langfristig sichern können, sind wir gezwungen, die Schulgebühren ab Beginn des kommenden Schuljahres anzupassen.« Das neue Modell sehe gezielte Entlastungen für Haushalte mit kleineren und mittleren Einkommen vor. Die Gemeindemitgliedschaft werde besonders berücksichtigt, so steht es in dem Schreiben der Geschäftsleitung. Die soziale Staffelung der Gebühren stelle sicher, dass die finanzielle Situation einer Familie kein Hindernis für den Schulbesuch der Einrichtungen darstelle.

Der Berliner Senat, der 95 Prozent der Personalkosten finanziert, hat angekündigt, die neue Schulgeldregelung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin einer Prüfung zu unterziehen.

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