Berlin

»Denn Israel gehört in unser Herz«

Was könnte naheliegender sein, als sich kurz vor Pessach Gedanken um den Nachschub an Maror zu machen? Doch nicht deshalb soll ein Kräuterpark in Aleh Negev entstehen. Das Reha-Dorf nahe dem israelischen Beer Sheva ist ein Musterbeispiel für die Versorgung von schwerbehinderten Kindern und Jugendlichen. Sie sollen diese Kräuter als Teil der sensorischen Therapie riechen, schmecken und berühren können. Doch bevor Tastsinn, Geruch und Geschmack stimuliert werden können, muss erst einmal die Finanzierung dieses Reha-Dorfs stehen.

Aus diesem Grund hatten der Jüdische Nationalfonds (JNF-KKL), die Jüdische Gemeinde zu Berlin und die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin und Potsdam (DIG) am Sonntagabend zu einer Benefizveranstaltung in die Fasanenstraße eingeladen. Der Abend im voll besetzten Gemeindesaal stand unter dem Motto »50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland-Israel«.

Freunde Auf das »Wunder« dieser diplomatischen Beziehungen, so wenige Jahre nach der Schoa, bezogen sich die meisten Redner des Abends, so auch Gideon Joffe. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin erinnerte in seinem Grußwort daran, dass »Deutschland der beste Freund Israels innerhalb Europas« sei. Joffe hob zudem hervor, dass es inzwischen vielfältige Beziehungen zwischen Deutschland und Israel gibt, dieser »Insel der Menschenrechte im Nahen Osten«.

Der Gesandte des Staates Israel, Avraham Nir-Feldklein, machte deutlich, wie wichtig Initiativen wie das Reha-Dorf Aleh Negev in den noch jungen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland sind. Am Aufbau Israels mitzuhelfen und dieses Land ein wenig grüner zu machen, sei »eine freundschaftliche Tat«. Ähnlich formulierte es auch die neue Präsidentin des JNF-KKL Deutschland, Sarah Singer: »Gemeinsam können wir etwas auf die Beine stellen!«

Das machte auch das Grußwort von Gunther Adler (SPD) deutlich. Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium verwies auf die Initiativen zur Rettung der Bauhaus-Stadt Tel Aviv, in der 4000 Gebäude vor dem Verfall gerettet werden müssen. Der Erhalt dieses Weltkulturerbes gehe zwar die gesamte Menschheit an, aber er gelinge nicht zuletzt durch die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Israel. »Diese Freundschaft muss durch viele einzelne Aktionen gefördert werden«, so Adler. Gefragt sei auch die Politik. »Denn Israel gehört in unser Herz!«

begeisterung Wie leicht das geht, zeigte an diesem Abend Dganit Daddo. Die israelische Sängerin mit der Lockenmähne brauchte gerade einmal einen Song, um ihre Zuhörer zum Mitsingen zu bringen. Das lag nicht nur an ihrer großartigen Stimme, sondern auch an ihrem Repertoire: Lieder wie »Shalom lach eretz nehederet« oder zumindest jene Melodie, zu der einst Rudi Carrell »Wann wird’s mal wieder richtig Sommer« geträllert hat, begeisterten die Besucher. Und keinem der Gäste musste erklärt werden, wie man das »Oseh Shalom« oder das »Avinu Malkeinu« mitsingt.

Dass der Abend nicht in ein plumpes Potpourri mit jüdischen Gassenhauern mündete, war der Sängerin zu verdanken. Die Musikerin arbeitet nicht nur im israelischen Habima-Theater, sondern ist ständig mit wechselnden Programmen auf Tour. Und auch als Ladino-Sängerin genießt sie weit über Israel hinaus einen guten Ruf. So wunderte man sich nicht, als sie auch den sefardischen Hit »Morenika« darbot.

Spätestens als Daddo dann »Tumbalalaika« sang, war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Als es zum Abschluss noch den Klassiker »Shnei Shoshanim« gab, war der Bogen zurück nach Eretz Israel gespannt. Mit Israel im Herzen gingen die Gäste wieder nach Hause.

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025

Vertrag

Jüdische Gemeinde Frankfurt erhält mehr Gelder

Die Zuwendungen durch die Mainmetropole sollen bis 2031 auf 8,2 Millionen Euro steigen

von Ralf Balke  11.11.2025

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Hannover

Ministerium erinnert an 1938 zerstörte Synagoge

Die 1938 zerstörte Neue Synagoge war einst mit 1.100 Plätzen das Zentrum des jüdischen Lebens in Hannover. Heute befindet sich an dem Ort das niedersächsische Wissenschaftsministerium, das nun mit Stelen an die Geschichte des Ortes erinnert

 10.11.2025

Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Keren Lisowski hat die deutsche Runde des Bibelquiz gewonnen. Jetzt träumt sie vom Finale in Israel

von Mascha Malburg  10.11.2025