Tagung

»Demokratie muss stark sein«

Charlotte Knobloch Foto: Marina Maisel

Die jüngsten Enthüllungen über ein Netzwerk des rechten Terrors in Deutschland kamen für uns nicht überraschend. Seit Jahren und Jahrzehnten warnen wir vor dem braunen Sumpf und haben doch nie viel mehr als ein betroffenes Nicken der Zustimmung erhalten. Die dringend notwendige Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit der Prävention und Repression rechtextremistischer Aktivitäten blieb aus.

Die neonazistische Mordserie ist insofern hoffentlich eine politische und juristische Zäsur. Es ist unbegreiflich, wie die Gegner unserer freiheitlichen Demokratie Gewalttaten in ganz Deutschland verüben, ohne dass die Sicherheitsbehörden es verhindern konnten. Ich fordere das Ende von Verharmlosung und Relativierung unserer Ängste und Sorgen, ein Ende der Unterschätzung, das rückhaltlose Aufdecken und das rigorose Verfolgen der rechtextremistischen Gruppierungen in Deutschland.

Verfassungsfeinde Ich fordere, dass alle Staatsgewalten dem Rechtsextremismus den Kampf nicht nur ansagen, sondern dass sie diesen Worten auch merkliche Taten folgen lassen. Ich fordere, dass unsere Gerichte verhindern, dass auf unseren Straßen Geschichtsfälscher, Volksverhetzer und Verfassungsfeinde agitieren und ihr menschenverachtendes Gedankengut propagieren – während gleichzeitig die mündige und couragierte Bürgerschaft kriminalisiert wird. Das ist unerträglich und ein Armutszeugnis für unseren Rechtsstaat und unsere wehrhafte Demokratie.

Ich fordere von der Politik das Vertrauen in unsere Ermittlungsbehörden, damit diese alle verfügbaren Mittel legitim einsetzen können, um den Terroristen ihr mörderisches Handwerk zu legen. Mehr denn je beharre ich auf unserer Forderung nach einem Verbot der NPD als legaler Plattform für Rechtsextremismus. Unsere Demokratie muss eine wehrhafte sein, um eine starke zu sein.

Wir brauchen das NPD-Verbot. Freilich nicht als Lösung des Problems rechter Gesinnung in unserer Gesellschaft, aber als Signal im In- und Ausland, dass dieses braune Pack nicht auch noch staatlich subventioniert wird. Diese Typen haben weder in unseren Parlamenten etwas verloren, noch in Schulen oder Stadthallen, wo sie sich mit ihren Versammlungen einklagen. Klar sein muss auch, dass wir uns ein erneutes Scheitern vor dem Verfassungsgericht nicht leisten können. Hier gilt Sorgfalt vor Eile und Aktionismus.

Diplomatie Fest steht aber auch, dass die Bekämpfung des Rechtsextremismus in unserem Land nur von Staat und Gesellschaft gemeinsam gelingen kann. Wir brauchen eine beständige Auseinandersetzung mit den Parolen und Inhalten der rechten Szene. [...] Der Hass auf den zionistischen Feind artikuliert sich immer öfter und immer offener – und auch hier vermisse ich den gesellschaftlichen Aufschrei aus der Mitte der Bevölkerung ebenso wie aus der Politik! Es wird Zeit, dass wir unsere Feinde beim Namen nennen. Diplomatie kann nur erfolgreich sein, wenn sie vom Gegenüber ernst genommen wird.

Ich werde nicht zulassen, dass die Gefühle der Juden in diesem Land mit Füßen getreten werden, während man sich gegenüber Muslimen jedes Wort überlegen muss. Der inakzeptable Vergleich von Antisemitismus und Islamophobie, wie er von bestimmten Interessengruppen politisch instrumentalisiert wird, ist insofern ein Punkt, über den in Zukunft verstärkt gestritten werden wird und den wir als jüdische Gemeinschaft nicht tolerieren können.

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  28.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025