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Fußball-Kreisliga

Beschimpfungen nach dem Abpfiff

»Angriff auf die Menschenwürde und die Freiheit unserer gesamten Gesellschaft«: antisemitischer Zwischenfall beim Spiel zwischen dem TuS Makkabi Köln und dem ESV Olympia Köln am Sonntag Foto: Thinkstock

Nach einem Fußballspiel zwischen dem TuS Makkabi Köln und dem ESV Olympia Köln am Sonntag ist es einer Beschwerde des jüdischen Sportvereins zufolge zu einem antisemitischen Zwischenfall gekommen.

Benjamin Rajczyk, Abteilungsleiter Fußball und Kassenwart von TuS Makkabi, sagte der Jüdischen Allgemeinen, völlig überraschend seien einige Spieler von ESV Olympia – »mit der Absicht, körperliche Gewalt anzuwenden« – nach dem Abpfiff auf Spieler von TuS Makkabi zugelaufen und hätten diese »Free Palestine« gerufen und sie als »Scheiß Juden« beschimpft.

Die Angreifer seien von Spielern der eigenen Mannschaft und einem Vereinsfunktionär von ESV Olympia zurückgehalten worden. Zum Schutz der Makkabi-Spieler habe der Schiedsrichter die gegnerische Mannschaft des Platzes verwiesen. »Niemand hätte mit dem Vorfall gerechnet«, sagte Rajczyk weiter. ESV Olympia hatte das »sehr, sehr faire« Spiel gegen den TuS Makkabi in der Kreisliga D mit einem Punktestand von 3:2 gewonnen.

Spruchkammer Makkabi meldete den Vorfall dem Fußballverband. Voraussichtlich werde es bis Ende der Woche eine Rückmeldung geben, auf welcher Ebene eine Spruchkammer über die Beschwerde entscheiden werde, berichtete der Abteilungsleiter Fußball des TuS Makkabi weiter. Antisemitische Vorfälle seien den Fußballspielern des jüdischen Vereins in Köln in dieser Form bisher nicht bekannt, »und das soll auch gar nicht erst eingeführt werden«, betonte Rajczyk. Er erwarte ein klares Signal, »dass das nicht toleriert wird«.

Wolfgang Krymalowski, Vorsitzender von TuS Makkabi Köln, erklärte am Montag, Zuschauer der Heimmannschaft Olympia 3 hätten die feindliche Stimmung noch angeheizt. »So ein Vorfall betrifft uns sehr. Fußball sollte verbinden, Fremdenfeindlichkeit sollte auf dem Spielfeld und generell keinen Platz im Sport und auch in Deutschland haben. Gerade Köln, wo andauernd Projekte und Veranstaltungen zum Thema Toleranz großgeschrieben werden, sollte so etwas nicht dulden«, so Krymalowksi weiter.

In einer am Dienstagabend über einen Anwalt verbreiteten Presseerklärung des ESV Olympia Köln heißt es, der Verein befasse sich mit Hochdruck mit der Aufklärung des Sachverhaltes: »Sollten sich die im Raum stehenden gravierenden Vorwürfe bewahrheiten, wird der ESV Olympia Köln mit der notwendigen Härte die Konsequenzen gegen Spieler und angebliche Anhänger des Vereins ziehen und durchsetzen.«

Reaktionen Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats und Vorstandsmitglied der Kölner Gemeinde sagte, in den vergangenen Wochen hätten sich antisemitische Vorfälle im Fußball gehäuft. »Wir sind besorgt und erwarten vom DFB ein deutliches Zeichen«, sagte er der Jüdischen Allgemeinen.

Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln äußerte am Montag seine Erschütterung »über dieses Verhalten des ESV Olympia Köln«. In einer Pressemitteilung hieß es: »Wir verurteilen dieses Benehmen aufs Schärfste und fordern den DFB und die örtlichen Sportgerichte auf, mit aller Härte und den entsprechenden juristischen Möglichkeiten gegen die Verursacher dieser antisemitischen Äußerungen des ESV Olympia Köln vorzugehen und die Spieler zu bestrafen.«

Auch Volker Beck, innenpolitischer Sprecher der Partei Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag und Kölner Abgeordneter, äußerte sich zu dem Vorfall: »Unsere volle Solidarität ist bei den Spielern und Fans von TuS Makkabi Köln. Es ist die gemeinsame Pflicht der Sportverbände, für ein Klima zu sorgen, in dem jegliche menschenfeindliche Äußerung sofort geächtet und sanktioniert wird«, teilte der Grünen-Politiker mit.

Rufe wie »Scheiß Juden« seien nicht nur ein böses Foul zwischen Sportlern, sondern auch »ein Angriff auf die Menschenwürde und die Freiheit unserer gesamten Gesellschaft«. Jüdinnen und Juden müssten ohne Anfeindungen oder Bedrohungen ihren Hobbys nachgehen können. Es sei in der Verantwortung des Fußballverbands, »dass jede Form von Antisemitismus, Rassismus und auch Homophobie die Rote Karte sieht«, sagte Beck.

Jom Haschoa

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