Fußball

»Aufs Übelste beschimpft und bedroht«

Hürtürkel vs. Makkabi Foto: Joulux

Die Begegnung beim Berliner Landesligaspiel BSV Hürtürkel – TuS Makkabi Ende März hätte unsportlicher kaum sein können. Während der Partie kam es laut Makkabi zu antisemitischen und rassistischen Beschimpfungen gegen Spieler, Trainer und Zuschauer des deutsch-jüdischen Vereins. »Du stinkst wie ein Jude«, »Jetzt haben wir euch Juden aber gefickt« und »Scheiß Juden« hätten dabei noch zu den vergleichsweise moderaten Beleidigungen gehört.

Rund zweieinhalb Monate nach dem Spiel wurde Hürtürkel nun Anfang Juni vom Sportgericht des Berliner Fußball-Verbands (BFV) mit drei Punkten Abzug und einem Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestraft. Hürtürkels Spieler Gzim Jahdauti sowie der Trainer des Vereins, Vedat Bevazit, wurden wegen judenfeindlicher und rassistischer Äußerungen für sechs beziehungsweise elf Monate gesperrt. Auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen wollten sich weder Jahdauti noch Bevazit zu den Vorfällen äußern.

Verunglimpfend Zum ersten Mal wurde damit in der Berliner Landesliga Paragraf 46 der Rechts- und Verfahrensordnung angewendet. Dieser sieht eine Bestrafung vor, wenn jemand, »öffentlich die Menschenwürde einer anderen Person durch herabwürdigende, diskriminierende oder verunglimpfende Äußerungen in Bezug auf Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion oder Herkunft verletzt«.

Isaak Lat, Vorstandsmitglied von Makkabi, ist immer noch fassungslos, wenn er über die Vorfälle des Spiels spricht. »Ein solches Ausmaß an Hass habe ich noch nicht erlebt.« Er ist sich sicher, dass es nur wegen des besonnenen Verhaltens der Makkabi-Spieler nicht auch zu körperlichen Ausschreitungen gekommen sei. »Spieler, Offizielle und Anhänger von Hürtürkel haben uns aufs Übelste beschimpft und bedroht«, sagt Lat. »Dass Hürtürkel jetzt den Unschuldigen spielt, ist an Verlogenheit nicht zu überbieten.«

Das Urteil des Sportgerichts hält Lat für ein positives Zeichen, wünscht sich in Zukunft aber ein härteres und vor allem konsequenteres Vorgehen des BFV, »da dieser oft erst auf Druck von den Geschädigten aktiv wird«. Damit konfrontiert, erklärte der Verband, dass man keineswegs »den Weg des geringsten Widerstandes« gehe. Der BFV werde vielmehr auch weiterhin gegen rassistische Anfeindungen entschieden vorgehen.

Berufung Unterdessen ist Ende vergangener Woche wieder Bewegung in den Fall gekommen. Nachdem Hürtürkel am Freitag Berufung gegen das Urteil des Sportgerichts eingelegt hatte, ist am Montag der Vorsitzende von Hürtürkel, Orhan Akcay, von seinem Amt zurückgetreten. Mit diesem Schritt wolle er gegen das »skandalöse Urteil« des angeblich »parteiischen« Sportgerichts protestieren und die dortigen Entscheidungsträger zum sofortigen Rücktritt auffordern.

Diese Forderung weist der BFV entschieden zurück. »Wir sind uns keinerlei Verfahrensfehler bewusst«, sagt der Pressesprecher des BFV. Selbstverständlich könne Hürtürkel jedoch seine Anschuldigungen im Berufungsverfahren vorbringen, wo diese dann geprüft werden. Ein Urteil im Berufungsverfahren wird in den kommenden Wochen erwartet.

Erfurt

Neue Stücke eines jüdischen Schatzes aufgetaucht

Der 1998 in Erfurt gefundene jüdische Schatz gilt als der bedeutendste archäologische Fund der vergangenen 100 Jahre im Erfurter Stadtgebiet. Nun sind bislang unbekannte Stücke aufgetaucht

von Matthias Thüsing  18.06.2025

Jubiläum

Neue musikalische Pfade

Das Jewish Chamber Orchestra Munich unter Leitung von Daniel Grossmann feiert sein 20-jähriges Bestehen

von Ellen Presser  18.06.2025

Frankfurt am Main

Jüdische Gemeinde sagt »Resonanzräume«-Festival ab

Grund ist die »die aktuelle Eskalation der Situation zwischen Israel und dem Iran«, so die Kulturabteilung

 17.06.2025

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025