Berlin

»Als Lernort Maßstäbe gesetzt«

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat die Gedenkstätte »Topographie des Terrors« in Berlin als eindrücklichen Erinnerungsort gewürdigt. Bei einem Festakt am Mittwoch zum 30-jährigen Bestehen sagte Grütters, das Dokumentationszentrum setze »als Lernort Maßstäbe für die schonungslose Auseinandersetzung mit Schuld und Verantwortung«. Es leiste am authentischen Ort »einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und Vermittlung von NS-Verbrechen«.

Die Gedenkstätte habe »Millionen von Besuchern aus dem In- und Ausland die Strukturen und Mechanismen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft veranschaulicht«, so Grütters weiter. Damit sei der Ort auch unverzichtbar für eine demokratische Zukunft. Grüters bedankte sich bei all jenen, die sich »mit ihrer ganzen Kraft und aus tiefer Überzeugung dafür eingesetzt haben, die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis wachzuhalten«.

Auf dem Gelände der Stiftung Topographie des Terrors befand sich zwischen 1933 und 1945 die Zentrale des nationalsozialistischen Terrorapparats. Hier hatten die Geheime Staatspolizei (Gestapo), die SS-Führung und das Reichssicherheitshauptamt ihren Sitz. Heute informiert im Dokumentationszentrum unter anderem eine kostenlose Dauerausstellung über diesen »Ort der Täter«.

entstehungsgeschichte Wenig Platz habe es damals gegeben, als in einem kleinen Pavillon auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte die erste Ausstellung eröffnet wurde, erinnert sich Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, in seiner Rede. Mittlerweile zähle die Gedenkstätte mit 1,3 Millionen Besuchern pro Jahr zu den meistbesuchten Berlins, so Nachama. Das sei ein »ermutigendes Zeichen für den Umgang mit der schwierigen Geschichte«.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) lobte mit Blick auf die Entstehungsgeschichte der Topographie das bürgerschaftliche Engagement, das in den 1980er-Jahren zur Sicherung des ehemaligen Gestapo-Geländes geführt hatte. Er sicherte der Gedenkstätte die weitere Unterstützung des Senates zu. Land und Bund finanzieren gemeinsam die Stiftung Topographie des Terrors. Heute gehe es darum, Mechanismen von Terror und Unterdrückung und »die Muster von Unfreiheit für alle sichtbar zu machen und zu erklären«, so Lederer.

Am 4. Juli 1987, zur 750-Jahr-Feier Berlins, war auf dem Gelände zwischen Niederkirchner- und Wilhelmstraße eine erste Ausstellung des Dokumentationszentrums über den freigelegten historischen Gebäuderesten eröffnet worden. Wegen des großen Erfolges blieb das Provisorium direkt neben dem Martin-Gropius-Bau mehr als zehn Jahre bestehen.

stiftung 1992 wurde die Stiftung Topographie des Terrors gegründet, geschäftsführender Direktor wurde Andreas Nachama. 2010 eröffnete das heutige Ausstellungs- und Stiftungsgebäude. Die Stiftung als Träger der Gedenkstätte wird seit 1994 gemeinsam vom Land Berlin und vom Bund finanziert. 2017 beträgt die Bundesförderung rund 1.950.000 Euro und wurde damit um rund 500.000 Euro erhöht.

Die Dauerausstellung informiert unter anderem über den Aufbau des NS-Machtapparates, das Vorgehen von SS und Polizei in Polen, der Sowjetunion und anderen besetzten Ländern sowie über das Schicksal von Juden und anderen Verfolgten. Die Darstellung des NS-Terrorsystems ist dabei bewusst nüchtern angelegt. Sie stellt Fotos und Dokumente nebeneinander und verzichtet auf dreidimensionale Exponate. (mit epd)

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025