Hebräischunterricht

Alef, Bet, Schabbat

Frau Benizri-Wedde, mit »Schalom Uwracha« hat der Zentralrat der Juden ein neues Hebräisch-Leserlernbuch für Grundschüler herausgebracht. Es vermittelt die hebräischen Buchstaben mithilfe von einfachen Wörtern aus dem jüdischen Alltag: Schabbat, Mazza, Bracha. Eignet sich das Buch also besonders gut für Kinder, die nicht mit Iwrit aufwachsen?
Ja, das ist das Konzept. Es ist kein Iwrit-Buch, sondern ein Sprachbuch für den religiösen Gebrauch. Es vermittelt also eine gewisse Ritualkompetenz, damit Kinder eine Bracha sagen und dem Gebet folgen können –und zwar in der Originalsprache. Perfekt finde ich, dass das erste Wort in diesem Buch »Schabbat« ist, etwas ganz Zentrales im Judentum, in das man inhaltlich sehr viel hineinlegen kann.

Empfehlen Sie das Buch auch Eltern, die ihren Kindern selbst Hebräisch beibringen?
Ja, absolut. Es ist gut verständlich, man kann es leicht nachvollziehen, und es gibt Anregungen, über Religion zu sprechen.

Am Schluss des Buches finden sich Bausteine aus dem Siddur und Brachot wie »Bore Pri Hagafen«. Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass Kinder tatsächlich einem Gebet folgen können, wenn sie das Buch durchgearbeitet haben?
Ja, zu unseren Abschlussfeiern an der Schule lasse ich die Kinder das Schma Jisrael sagen, und zwar auf Hebräisch.

Von Anfang bis Ende?
Ja, den ersten Teil. Und das können die Kinder normalerweise am Ende der dritten oder der vierten Klasse. Man kann den Stoff aber auch schneller durchnehmen. Das ist ein weiterer Pluspunkt an dem Buch: Auch Quereinsteiger können schnell noch einmal ein paar Buchstaben wiederholen. Aber es lässt sich auch in der ersten und zweiten Klasse nutzen für Kinder, die zum ersten Mal Hebräisch lernen.

Ist das Buch auch eine zeitige Vorbereitung auf die Bar- oder Batmizwa?
Im Prinzip schon – ich kenne aber auch Barmizwalehrer, die den Schülern die Texte in Lautschrift in die Hand drücken, weil sie denken, dass die Kinder die hebräischen Buchstaben sowieso nicht so gut beherrschen. Ich habe nichts gegen Umlautschrift, aber sie kann die Kinder auch davon abhalten, die hebräische Schrift gründlich in sich aufzunehmen.

»Schalom Uwracha« ist 1999 in den USA auf Englisch erschienen. Warum jetzt eine deutsche Fassung?
Es gibt in Deutschland zwar Hebräisch-Leselernbücher, aber die meisten sind für den Sprachunterricht für Erwachsene gedacht und nicht für Kinder, die wie bei uns in Baden zwei Stunden Religionsunterricht pro Woche an nichtjüdischen Schulen erhalten. Als ich vor 18 Jahren das erste Mal in einer Grundschule in Karlsruhe unterrichtet habe, hat man mir ein orangefarbenes Buch präsentiert, mit dem ich selbst in den 70ern schon Hebräisch lesen gelernt habe! Als ich dann in Baden Erziehungsreferentin wurde, habe ich nach neuem Unterrichtsmaterial gesucht, und da bin ich auf »Schalom Uwracha« aus Amerika gestoßen. Ich fand es sensationell gut, und dann haben wir es für alle Religionslehrer in Baden bestellt. In den vergangenen Jahren haben wir also mit englischsprachigen Hebräisch-Leselernbüchern deutsche Grundschulkinder unterrichtet! In einer Sitzung der Kultuskommission des Zentralrats hat Rabbinerin Gesa Ederberg ebenfalls berichtet, dass sie mit dem Primer arbeitet. Gemeinsam mit Religionslehrer Marcus Schroll haben wir den Auftrag erhalten, die amerikanische Version für Deutschland zu konzipieren.

Wurde auch die Optik übernommen?
Nein, und ich bin dem Zentralrat sehr dankbar, dass er Nägel mit Köpfen gemacht hat, und dass das Buch gründlich überarbeitet wurde. Denn die Bilder des englischsprachigen Buches waren derart veraltet, dass sie einfach nicht den Alltag der Schüler widergespiegelt haben. Wir haben also nicht nur eine Übersetzung gemacht, sondern haben auch das Layout ans 21. Jahrhundert angepasst – sodass sich auch säkulare jüdische Kinder darin wiedererkennen können.

Und Kinder aus orthodoxen Familien?
Alle sollen sich wiederfinden. Das Buch ist bewusst denominationsneutral. Im amerikanischen Original lesen auch Mädchen aus der Tora. Wir haben das herausgenommen, bei uns lesen weder Mädchen noch Jungen in Bildern aus der Tora. Wir haben uns sehr darum bemüht, dass dieses Buch sowohl von Orthodoxen als auch von Liberalen verwendet werden kann.

Mit der Religionslehrerin und Leiterin des Erziehungsreferats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden sprach Ayala Goldmann.

»Schalom Uwracha – Hebräisch-Leselernbuch« (mit Arbeitsheft). Herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland (Projektleitung: Shila Erlbaum). Behrman House 1999, deutsche Ausgabe 2016, 136 bzw. 32 S., 9 € (inkl. Porto). Das Buch kann bei info@zentralratderjuden.de bestellt werden.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  22.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025