Auto-Biografie

Abgefahren

In der jüdischen Gemeinschaft Münchens und auch darüber hinaus dürfte es kaum jemanden geben, der den Namen Robby Rajber nicht kennt oder noch nie etwas von ihm gehört hat.

Allein Rajbers besonderer Einsatz als Präsident des TSV Maccabi München hat daran einen nicht unerheblichen Anteil – und dies ist nur ein Aspekt seines vielfältigen Engagements. Der neueste »Coup«, mit dem er jetzt überrascht, ist ein Buch, das in der vergangenen Woche erschienen ist – seine Autobiografie. Rajbers Freund Daniel Wolf hat ihn dabei als Ghostwriter unterstützt.

Fan Autobiografie – im Falle von Robby Rajber darf dieser Begriff aus dem Altgriechischen ganz wörtlich genommen werden. Anhand der Autos, die der begeisterte Oldtimer-Fan in den letzten Jahren und Jahrzehnten selbst fuhr, erzählt er seine Lebensgeschichte. »Die Autos«, erklärt er diesen Zusammenhang, »sind immer auch Ausdruck meines jeweiligen Lebensgefühls und spiegeln einen Abschnitt wider.«

»Von Technik habe ich wenig Ahnung, und sie interessiert mich auch nicht.«

Robby Rajber

Das herkömmliche Bild eines Auto-»Narren« trifft auf Robby Rajber nur bedingt zu. »Von Technik habe ich wenig Ahnung, und sie interessiert mich auch nicht. Wenn ich weiß, wo der Tank ist und welches Benzin man einfüllen muss, sind meine technischen Bedürfnisse befriedigt«, räumt er schon im Vorwort zu seinem druckfrischen Buch Meine Autos und ich ein. Seine grundsätzliche Überzeugung hingegen spricht schon beinahe aus jeder Zeile: »Ein Auto muss in erster Linie Spaß machen.« Damit meint er vor allem das besondere Wohlgefühl, wenn er sich hinters Steuer setzt.

umtriebigkeit Schon ein kurzer Blick auf seinen bisherigen Lebensweg genügt, um die Umtriebigkeit und Power zu spüren, die den in München geborenen Sohn polnischer Holocaust-Überlebender ausmacht. Im kommenden Jahr wird er 60 Jahre alt und kann auf ein buntes und erfülltes Leben blicken, das in vielerlei Hinsicht der jüdischen Gemeinschaft gewidmet ist.

Das herkömmliche Bild eines Auto-»Narren« trifft auf ihn nur bedingt zu.
So war er Leiter der Jugendabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Tischtennistrainer für Kinder bei Maccabi, als Student aktiv im Verband Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB), im Bundesverband Jüdischer Studierender in Deutschland (BJSD) und bei der EUJS (European Union of Jewish Students) organisiert. Ebenso war er aktiv als Jugendleiter bei der Zionistischen Jugend Deutschland (ZJD) und bereits mit 28 Jahren im Vorstand der IKG.

Seit 2005 ist Robby Rajber Präsident von TSV Maccabi München.

Seit 2005 ist Robby Rajber Präsident von TSV Maccabi München, von 2012 bis 2016 war er zudem Vizepräsident von Makkabi Deutschland. Und seit fast zehn Jahren ist er, der beruflich mit Filmrechten handelt, aktives Mitglied einer jiddischen Theatergruppe. In diesem Jahr hat er »ganz nebenbei« auch noch den Jüdischen Oldtimer-Klub JCCCM gegründet.

cabriolet Allein dieser Ausschnitt seines Lebens hätte genug Stoff für ein unterhaltsames Buch hergegeben, doch bei Robby Rajber kommen seine Autos noch hinzu. Rund 20 unterschiedliche Modelle waren es in den vergangenen 30 Jahren – und fast immer zweisitzige Cabriolets. Die haben es ihm offensichtlich angetan. Ein Beleg dafür sind auch die fünf Oldtimer, die er mittlerweile besitzt.

Um einen kleinen Dämpfer in seiner Leidenschaft für zweisitzige Cabriolets kam er allerdings nicht herum. Anfang der 90er-Jahre, als sich zu Hause Nachwuchs einstellte, setzte ihm seine Frau die Pistole auf die Brust und bestand auf ein familientaugliches Fahrzeug. »Ich gebe zu«, schreibt Rajber dazu im Buch, »als fünfköpfige Familie mit einem zweisitzigen Cabriolet in den Urlaub zu fahren, wäre schwierig geworden.« Seit damals steht also immer auch ein SUV vor der Tür.

Die Idee, ein Buch über seine Autos und die damit zusammenhängenden Erlebnisse und Erinnerungen zu schreiben, trug Robby Rajber schon länger mit sich herum. Jedoch fehlte ihm meist die nötige Zeit zur Verwirklichung dieses Projekts. Im Frühjahr dann erkrankte Rajber an Covid-19, zum Glück konnte ihm das Coronavirus aber nicht viel anhaben. Und plötzlich war sie da, die Gelegenheit, dieses lange aufgeschobene Projekt in die Tat umzusetzen.

Beim genaueren Nachdenken – wozu ihm die Quarantäne genügend ungewollte freie Zeit bescherte – kamen ihm Bilder und Geschichten in den Sinn, die mit seinen Autos und den Menschen, mit denen er dadurch in Kontakt kam, zu tun hatten. »Es sind witzige, abgefahrene und auch traurige Momente«, beschreibt Robby Raj­ber den Charakter der Anekdoten. Eine dreht sich zum Beispiel um einen haarsträubenden Autokauf in New York und dürfte zur Kategorie »abgefahren« zählen. Witzig dagegen ist die Geschichte, in der der Verlobungsring seiner damaligen Freundin und späteren Frau eine besondere Rolle spielt.

Robby Rajber: »Meine Autos und ich«. Allitera, München 2020, 116 S., 39,90 €

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  22.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025