Vorwürfe gegen Geiger Kolleg

Zentralrat der Juden weitet Ermittlungen aus

Am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam werden liberale Rabbiner ausgebildet. Foto: IMAGO/Jürgen Ritter

Im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen Verantwortliche des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam hat die Rechtsanwaltskanzlei Gercke Wollschläger dem Zentralrat der Juden in Deutschland einen Zwischenbericht zum Stand ihrer Ermittlungen abgegeben.

Der Zentralrat der Juden hatte im Mai die Kölner Kanzlei beauftragt, Vorwürfe sexualisierter Belästigung und Gewalt sowie von Machtmissbrauch und Diskriminierung an der Ausbildungsstätte für liberale Rabbinerinnen und Rabbiner durchzuführen.

EINRICHTUNGEN Bislang seien 75 Interviews mit Verantwortungsträgern der Einrichtungen sowie mit Betroffenen und Hinweisgebern geführt worden, teilte der Zentralrat am Mittwoch mit. Bei den Einrichtungen handele es sich neben dem Abraham Geiger Kolleg um die Leo Baeck Foundation, das Zacharias Frankel College, das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES), die Union progressiver Juden und die Allgemeine Rabbinerkonferenz. Weitere Interviews seien noch geplant.

»Wir müssen möglichst verhindern, dass im Rahmen der Untersuchung einzelne, eventuell relevante Bereiche ausgespart werden.«

Zentralratspräsident Josef Schuster

Nach einem Bericht der Tageszeitung »Die Welt« ließ der Gründer und Rektor des Kollegs, Rabbiner Walter Homolka, seine öffentlichen Ämter bis zur Aufklärung der Vorwürfe ruhen.

Die Kanzlei Gercke Wollschläger setzte sich zudem umfassend mit den Organisations- und Entscheidungsstrukturen in den betroffenen Einrichtungen auseinander, um etwaige strukturelle Defizite ermitteln und aufzeigen zu können, teilte der Zentralrat mit. Aufgrund der bislang erlangten Erkenntnisse sei der Untersuchungsauftrag auf die School of Jewish Theology an der Universität Potsdam ausgeweitet worden. Mit einer ersten Zusammenfassung der Ergebnisse der Untersuchung rechne man Ende dieses Jahres, so der Zentralrat.

AUFKLÄRUNG Der Zentralrat betonte erneut, dass die Untersuchungen nicht nur die strafrechtliche Dimension ins Auge fassen, sondern auch ein mögliches Fehlverhalten von Führungspersönlichkeiten und Mitarbeitern in jüdischen Einrichtungen unterhalb der Schwelle des Strafrechts ins Auge fassen solle.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nach wie vor sei eine lückenlose, vorbehaltlose und unabhängige Aufklärung der Vorwürfe oberstes Gebot, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster: »Wir müssen möglichst verhindern, dass im Rahmen der Untersuchung einzelne, eventuell relevante Bereiche ausgespart werden und dadurch nach Veröffentlichung des Gutachtens Raum für Vorwürfe entstehen könnten, die Aufklärung sei fragmentarisch oder halbherzig betrieben worden.«

Das nach dem Rabbiner Abraham Geiger (1810-1874) benannte Kolleg bildet seit 2011 als An-Institut der Universität Potsdam liberale Rabbinerinnen und Rabbiner, Kantorinnen und Kantoren aus. Die Vorwürfe unangemessenen Verhaltens gegenüber Studierenden richten sich gegen einen früheren Dozenten des Kollegs.

Kolleggründer Rabbiner Walter Homolka wird vorgeworfen, er sei mit den Vorwürfen nicht angemessen umgegangen. Er lässt derzeit dieses Amt sowie weitere Aufgaben bis zur Klärung ruhen. ja

Talmudisches

Torastudium oder weltliche Arbeit?

Was unsere Weisen über das rechte Maß zwischen Geist und Alltag lehren

von Detlef David Kauschke  14.11.2025

Chaje Sara

Bewusster leben

Sara hat gezeigt, dass jeder Moment zählt. Sogar ihr Schlaf diente einem höheren Ziel

von Samuel Kantorovych  13.11.2025

Spurensuche

Von Moses zu Moses zu Reuven

Vor 75 Jahren starb Rabbiner Reuven Agushewitz. Er verfasste religionsphilosophische Abhandlungen mit einer Intensität, die an Maimonides und Moses Mendelssohn erinnert. Wer war dieser Mann?

von Richard Blättel  13.11.2025

Wajera

Awrahams Vermächtnis

Was wir vom biblischen Patriarchen über die Heiligkeit des Lebens lernen können

von Rabbiner Avraham Radbil  07.11.2025

Talmudisches

Rabbi Meirs Befürchtung

Über die falsche Annahme, die Brachot, die vor und nach der Lesung gesprochen werden, stünden im Text der Tora

von Yizhak Ahren  07.11.2025

Festakt

Ministerin Prien: Frauen in religiösen Ämtern sind wichtiges Vorbild

In Berlin sind zwei neue Rabbinerinnen ordiniert worden

 06.11.2025

Chassidismus

Im Sturm der Datenflut

Was schon Rabbi Nachman über Künstliche Intelligenz wusste

von Rabbiner David Kraus  06.11.2025

Rezension

Orthodoxer Rebell

Sein Denken war so radikal, dass seine Werke nur zensiert erschienen: Ein neues Buch widmet sich den Thesen von Rabbiner Kook

von Rabbiner Igor Mendel  06.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025