Berlin

Neues Rabbinerseminar für Deutschland

In Berlin ist am Sonntagabend das Zacharias Frankel College gegründet worden – das erste konservative Rabbinerseminar Europas. Das Joint Venture der Leo Baeck Foundation und der American Jewish University Los Angeles wird künftig in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam Rabbinerinnen und Rabbiner ausbilden, die dem konservativen Judentum, der Masorti-Richtung angehören – eine vor allem in den USA weit verbreitete jüdische Denomination, die ihren Platz in der Mitte zwischen Orthodoxie und Reformbewegung sieht.

Das jüdische Religionsgesetz, die Halacha, gilt bei Masorti als normativ und bindend; Frauen sind im Gottesdienst gleichberechtigt. Mit Gesa Ederberg in Berlin gibt es bisher in Deutschland nur eine Rabbinerin, die Masorti angehört. Die Aufnahmegespräche für die neue konservative Rabbinerausbildung sind für das kommende Frühjahr geplant, die etwa fünfjährige Ausbildung selbst soll im Wintersemester 2014/2015 beginnen. Mit den ersten Ordinationen von Masorti-Rabbinern, die in Potsdam ein reguläres Studium absolviert haben, wird in sechs Jahren gerechnet.

kraft »Wir stehen am Beginn einer historischen Woche für das jüdische Leben in Deutschland«, sagte Henry G. Brandt, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK), bei der Gründung des Frankel College im Centrum Judaicum in Berlin. Vor vielen Jahren sei er der einzige nichtorthodoxe Rabbiner in Deutschland gewesen. Nun komme er sich vor wie der biblische Jakob, der klein anfing und am Ende zu »zwei Lagern« geworden sei. »Geiger und Frankel werden in diesem Land zu einer bedeutenden Kraft jüdischen Lebens werden«, prophezeite Brandt.

Am Dienstag wird in Potsdam die Jewish School of Theology als erstes Institut für jüdische Theologie eröffnet. Dort werden gemeinsam mit dem Abraham Geiger Kolleg unter anderem Rabbiner der liberalen und der konservativen Strömung ausgebildet. Eine enge Anbindung des neuen konservativen Rabbinserseminars – wie auch des Geiger-Kollegs – an die Universität Potsdam als An-Institut ist angestrebt, die geistliche Leitung des Frankel Seminars hat die Ziegler School of Rabbinic Studies der American Jewish University in Los Angeles. Sie wurde vor über 30 Jahren als das erste konservative Rabbinerseminar an der Westküste der USA gegründet.

»Das Frankel College schließt eine Lücke, so wie Masorti Anfang des 19. Jahrhunderts eine Lücke geschlossen hat«, sagte Brandt. Zacharias Frankel ( 1801–1875) war Gründer und Leiter des Jüdisch-Theologischen Seminars in Breslau, das von 1854 bis 1938 existierte. Frankel, so Brandt, habe die konservative Bewegung im Spannungsfeld zwischen Orthodoxie und Reform etabliert: »Auf der einen Seite eine auf das Mittelalter fixierte Unbeweglichkeit und Versteinerung, auf der anderen Seite ein dem Zeitgeist nachrennender Änderungsaktivismus.«

Wunder »Für mich fühlt sich dieser Abend wie ein Wunder an. Ich hätte niemals erwartet, dass Deutschland ein Partner für die Wiedereinrichtung jüdischen Lebens wird«, sagte der Dekan der Ziegler School, Rabbiner Bradley Shavit Artson. Am Sonntagabend verlieh er der Wissenschaftsministerin des Landes Brandenburg, Sabine Kunst, einen Ehrendoktortitel.

Damit wurde ihr Engagement für die erstmalige Einrichtung eines Instituts für die Jüdische Theologie an einer deutschen Universität ausgezeichnet. In ihrer Dankesrede sagte Kunst, Berlin und Brandenburg seien heute wieder ein wichtiges Zentrum jüdischer Kultur.

Andreas Musil, Vizepräsident der Universität Potsdam, sagte, seine Hochschule sei stolz, der akademische Partner des Frankel Instituts zu werden. Auch der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, gratulierte in einem Grußwort zur Eröffnung des Frankel College und sagte: »Ich freue mich, dass das jüdische Leben in Deutschland heute wieder reich und vielfältig geworden ist.«

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Chanukka

Das jüdische Licht

Die Tempelgeschichte verweist auf eine grundlegende Erkenntnis, ohne die unser Volk nicht überlebt hätte – ohne Wunder kein Judentum

von Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky  12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Wajeschew

Ein weiter Weg

Das Leben Josefs verlief nicht geradlinig. Aber im Rückblick erkennt er den Plan des Ewigen

von Rabbinerin Yael Deusel  12.12.2025

Talmudisches

Nach der Sieben kommt die Acht

Was unsere Weisen über die Grenze zwischen Natur und Wunder lehren

von Vyacheslav Dobrovych  12.12.2025

Chanukka

Nach dem Wunder

Die Makkabäer befreiten zwar den Tempel, doch konnten sie ihre Herrschaft nicht dauerhaft bewahren. Aus ihren Fehlern können auch wir heute lernen

von Rabbiner Julian-Chaim Soussan  12.12.2025

Quellen

Es ist kompliziert

Chanukka wird im Talmud nur selten erwähnt. Warum klammerten die Weisen diese Geschichte aus?

von Rabbiner Avraham Radbil  11.12.2025

Religion

Israels Oberrabbiner erstmals auf Deutschlandbesuch

Kalman Ber startet seine Reise in Hamburg und informiert sich dort über jüdisches Leben. Ein Schwerpunkt: der geplante Neubau einer Synagoge

 10.12.2025