Sukka-Bau

Hammer, Nägel und 42 Säcke Zement

Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):

Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.

Mike möchte eine Sukka bauen. Sonst benutzt er immer die seiner Synagoge, aber in diesem Jahr will er endlich selbst zu Hammer und Nägeln greifen. Gleich nach Jom Kippur soll es losgehen. Das Material hat er aber noch nicht. Also geht Mike in den Baumarkt »Hellwig« in Berlin-Tiergarten, um sich von einem Fachmann helfen zu lassen. Berater Matthias Herde lässt sich nicht aus der Fassung bringen. Er hat schon viele ungewöhnliche Wünsche erfüllt.

»Also einfach eine Holzhütte?«, fragt Herde, als Mike ihm seinen Wunsch geschildert hat. »Nein, schon ein bisschen anders«, versucht Mike zu erklären. Es ist nicht vorgeschrieben, aus welchem Material eine Sukka gebaut ist. Mike möchte Holz nehmen. Das schützt besser vor Wind als Segeltuch und ist gemütlicher als Aluminium.

Balken Mike möchte, dass seine Sukka frei im Garten stehen kann, also braucht er insgesamt vier Wände, die jeweils vier Meter lang sein sollen, damit auch seine Familie Platz hat. Es geht natürlich auch kleiner, mindestens drei Wände muss sie aber auf jeden Fall haben. Also braucht er 30 Balken – acht für jede Wand, minus zwei für die Seite, durch die man die Sukka betreten soll. Das Holz ist schon abgebeizt, deshalb muss Mike keine Angst vor Splittern haben. Aber er könnte das Holz lackieren, damit es sich nach einem Regen nicht verformt.

Damit die Hütte auch hält, muss man eigentlich ein Fundament legen, erklärt der Berater vom Baumarkt. Dafür bräuchte man 42 Säcke Zement. Gut, dass Mikes Sukka nur ein paar Tage stehen muss. Im Wind wackeln darf sie aber nicht, denn dann ist sie nicht koscher. Herde will wissen, ob die Hütte auch eine Eingangstür haben soll. Das muss sie nicht, sagt Mike, auch wenn es hier viele schöne Türen gibt, mit Glasfenstern und goldenen Klinken.

Sukkot dauert acht Tage. Während dieser Zeit soll man in der Sukka essen und beten. Nach Möglichkeit soll man auch dort schlafen. Wegen des kalten Herbstwetters verzichten aber viele darauf. Auch bei Regen muss man nicht in der Sukka sein. Die wichtigste Regel ist, dass durch das Dach die Sterne scheinen müssen.

Gartenabteilung Deswegen will Mike als Dach nur zwei kleinere Balken nehmen. Wichtig ist, dass die Sukka mit S’chach bedeckt ist. Das ist alles, was »vom Boden wächst« – normalerweise Palmenblätter, Äste oder Bambuszweige. Nicht alles findet Mike in der Gartenabteilung. Deswegen muss er noch in seinem Garten suchen. Innen wird die Sukka mit »Schivat ha-Minim« behangen – das sind Weizen, Gerste, Feigen, Oliven, Datteln, Trauben und Granatäpfel. Also muss Mike später noch zum Gemüsehändler.

Im Baumarkt kauft sich Mike viele Nägel, Winkel und einen Hammer. Eine Nagelpistole gibt es leider nicht, deswegen wird der Bau wohl anstrengend. Um sich Arbeit zu sparen, könnte Mike das Holz lasieren und trocken und vor allem gerade lagern, um es dann wieder zu verwenden. »Schade, dass die Fertighütten für den Garten aus dem Baumarkt nicht koscher sind«, meint er zum Schluss.

Fulda

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