Medien

Süddeutsche Zeitung löscht Beiträge von Fabian Wolff

Die »Süddeutsche Zeitung« (SZ) hat elf Artikel des Publizisten Fabian Wolff von ihrer Internetseite entfernt. Wolff hatte vor rund zwei Wochen in einem Beitrag für »Die Zeit« zugegeben, entgegen früherer Aussagen doch nicht jüdisch zu sein und damit in den deutschen Feuilletons für viele Diskussionen gesorgt.

Die Chefredaktion der zweitgrößten deutschen Tageszeitung bestätigte den ungewöhnlichen Schritt nun auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen. »Der freie Autor Fabian Wolff hat für zahlreiche Medienhäuser gearbeitet. Für die SZ verfasste er zwischen 2018 und 2023 elf Buchrezensionen. Die Redaktion hat entschieden, diese zu depublizieren«, so SZ-Chefredakteurin Judith Wittwer.

Wittwer, die gemeinsam mit Wolfgang Krach die Chefredaktion leitet, verwies zudem auf einen diese Woche in der SZ publizierten Beitrag von Nele Pollatschek, in dem diese sich eingehend mit dem Fall Wolff auseinandersetzt und dem Journalisten vorwirft, ein »Täuscher« zu sein.

»Wer heute ›als Jude‹ in Deutschland schreibt, der muss transparent machen, wenn er nicht aus der Sprecherposition schreibt, die jeder kooperative Leser in Deutschland nach 1945 statistisch naheliegend unterstellen wird, und ansonsten ziemlich sicher wissen, dass er diese Sprecherposition auch hat, was kein moralischer Wert, sondern eben eine Expertise für eine bestimmte Erfahrung ist«, so Pollatschek.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Enthüllung Wolffs, er habe vergangenes Jahr herausgefunden, dass seine Vorfahren entgegen früherer Aussagen seiner Mutter nicht jüdisch gewesen seien, hatte ebenso zahlreich wie massiv Kritik an ihm ausgelöst. Wolff war in den vergangenen Jahren als »jüdischer Publizist« unter anderem auch als scharfer Kritiker Israels und Verharmloser der antisemitischen BDS-Bewegung aufgetreten.

Wolff hatte zahlreiche Beiträge in Medien wie »Die Zeit«, »Süddeutsche Zeitung« und »Deutschlandfunk Kultur« veröffentlicht. Von 2010 bis 2015 war er als Autor auch für die Jüdische Allgemeine tätig gewesen.

Während die SZ die Texte Wolffs nun entfernt hat, haben Die Zeit und die Jüdische Allgemeine die Beiträge bislang auf ihren Internetauftritten belassen. mth

Web

Schwarmintelligenz auf Abwegen

Alle benutzen Wikipedia, aber kaum einer weiß, dass es immer wieder Manipulationsversuche gibt. Auch bei Artikeln zum Thema Israel

von Hannah Persson  10.02.2025

Rassismus auf WhatsApp

Britischer Staatssekretär entlassen

Andrew Gwynne hatte sich über den »zu jüdisch« klingenden Namen eines Mannes lustig gemacht

 09.02.2025

USA

Der andere Babka-King

Chris Caresnone will Menschen zusammenbringen. Dazu probiert der Influencer live Gerichte aus. Die jüdische Küche hat es ihm besonders angetan. Ein Gespräch über Gefilte Fisch und Menschlichkeit

von Sophie Albers Ben Chamo  09.02.2025

Rom

Achtjähriger getreten, geschlagen und bedroht, weil er eine Kippa trug

Der Täter zückte einen abgebrochenen Flaschenhals, als die Mutter und eine Ladeninhaberin ihn aufhalten wollten

 07.02.2025

Brüssel

Kurswechsel in Belgien?

Am Montag vereidigte König Philippe die neue Föderalregierung unter Führung des flämischen Nationalisten Bart De Wever. Nicht nur im Hinblick auf Nahost dürfte sich einiges ändern

von Michael Thaidigsmann  04.02.2025

Angouleme

Charlie-Hebdo-Karikaturist für Comic über Nazi-Raubkunst geehrt

Nach der Terrorattacke auf sein Satire-Blatt vor zehn Jahren wurde Renald Luzier Comic-Buch-Autor

 03.02.2025

Berlin

Friedman: Totalitäre Regime verbreiten Fantasiegeschichten

Der Publizist sieht die westlichen Demokratien zunehmend unter Druck

 03.02.2025

Andorra

Kleiner, sicherer Hafen?

Die Toleranz hat Geschichte im Zwergstaat zwischen Frankreich und Spanien. Aber die jüdische Gemeinschaft darf keine erkennbare Synagoge haben

von Mark Feldon  02.02.2025

Italien

Kaffeeklatsch in Cinecittà

In den 50er- und 60er-Jahren kam Hollywood in die Ewige Stadt. Stars wie Marlon Brando, Audrey Hepburn und Charlie Chaplin zogen nach Rom. Ein neues Buch liefert den Tratsch dazu

von Sarah Thalia Pines  02.02.2025