Talmudisches

Halachische Zeiteinheiten

Für den Talmud und die Halacha hat die Stunde nicht 60 Minuten, sondern sie ist ein Zwölftel der Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Foto: Thinkstock

Der Talmud erzählt, dass G’tt einen Zwölf-Stunden-Tag hat und ihn in vier gleich große Abschnitte unterteilt: In den ersten drei Stunden beschäftigt Er sich mit der Tora. Danach, während der nächsten drei Stunden, richtet Er über Seine Geschöpfe, und in den drei darauffolgenden Stunden gibt Er ihnen Nahrung. Am Ende des Tages schließlich, während der letzten drei Stunden, spielt Er mit dem Leviathan (Avoda Sara 3b).

So jedenfalls erzählt es Rabbi Jehuda im Namen von Rav. Zuvor sagt er: »Der Tag hat zwölf Stunden.« Meint er damit einen Arbeitstag? Tatsächlich wird im Talmud, wie fast alles, auch die Länge eines Arbeitstages definiert (Bawa Metzia 83b). Der Arbeitstag beginnt bei Tagesanbruch und endet kurz vor Einbruch der Nacht – schließlich soll der Arbeitnehmer noch seinen Weg nach Hause finden.

sonnenaufgang Wie lange arbeitet man also in talmudischen Zeiten jeden Tag? Das hängt davon ab, wann die Sonne auf- und untergeht. Für den Talmud liegen zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang immer zwölf Stunden – sowohl im Sommer als auch im Winter.

Für den Talmud und die Halacha hat die Stunde nicht 60 Minuten, sondern sie ist ein Zwölftel der Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (Sanhedrin 38b) beziehungsweise ein Zwölftel der Nacht. Drei halachische Stunden entsprechen also einem Viertel des Tages.

Und woraus besteht im Talmud eine Stunde? Nicht aus 60 Minuten, sondern aus 1080 Chalakim – Teilen (Rosch Haschana 25a). Diese wiederum lassen sich in je 76 Rega’im – Augenblicke – unterteilen.

mizwot Ein Tag (hebräisch: Jom) besteht also aus zwölf Stunden des Tages und zwölf Stunden der Nacht. Auf der anderen Seite kann Tag aber auch als Gegenteil der Nacht verstanden werden. Denn viele Mizwot dürfen nur während des Tages durchgeführt werden, wie etwa die Beschneidung oder das Anlegen der Tefillin. Man muss deshalb recht genau wissen, wann der Tag beginnt.

Der 24-Stunden-Tag hingegen beginnt im Judentum am Abend. Deshalb ist auch der Eingang des Schabbats am Freitagabend und nicht am Samstagmorgen. Dies ist biblisch begründet: »Und es wurde Abend, und es wurde Morgen. Ein Tag« (1. Buch Mose 1,5).

Der »Abend« beginnt, wenn die Oberkante der Sonne hinter dem Horizont versunken ist. Auf diesen Sonnenuntergang folgt eine Zeit, die »Bejn HaSchemaschot« (deutsch: zwischen den Sonnen) genannt wird. Das ist die kurze Zeit zwischen Sonnenuntergang und Einbruch der Nacht.

abendgebet Die Nacht ist eingebrochen, wenn drei mittelgroße Sterne am Himmel zu sehen sind. Ab diesem Zeitpunkt kann das Abendgebet gesprochen werden, und an Chanukka können die Kerzen gezündet werden. Gekommen ist dieser Zeitpunkt laut dem Talmud (Schabbat 35b), wenn die Zeit vorüber ist, die man bräuchte, um eine Entfernung von drei Viertel Mil zu gehen. Eine Mil entspricht etwa 960 bis 1152 Metern. Drei Viertel Mil wären also ungefähr 750 Meter. Man geht für diese Distanz von einer Dauer von zwölf bis 18 Minuten aus.

Eine andere interessante Zeitspanne ist die Zeit, die »es dauert, einen kleinen Fisch zu rösten« (Schabbat 35b). Der Schabbat wurde zur Zeit des Tempels durch sechs Schofartöne angekündigt – zwischen einer Folge von Tönen lag genau diese Zeitspanne.

Auch die Zeitspanne »Achilat Peras« ist von einem Lebensmittel abhängig. »Achilat Peras« ist genauso lang, wie es dauert, einen halben Laib Brot zu essen (Keritot 12b). Es liegt auf der Hand, dass man darüber diskutieren muss. Und genau das tut der Talmud.

Chanukka

Das jüdische Licht

Die Tempelgeschichte verweist auf eine grundlegende Erkenntnis, ohne die unser Volk nicht überlebt hätte – ohne Wunder kein Judentum

von Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky  12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Wajeschew

Ein weiter Weg

Das Leben Josefs verlief nicht geradlinig. Aber im Rückblick erkennt er den Plan des Ewigen

von Rabbinerin Yael Deusel  12.12.2025

Talmudisches

Nach der Sieben kommt die Acht

Was unsere Weisen über die Grenze zwischen Natur und Wunder lehren

von Vyacheslav Dobrovych  12.12.2025

Chanukka

Nach dem Wunder

Die Makkabäer befreiten zwar den Tempel, doch konnten sie ihre Herrschaft nicht dauerhaft bewahren. Aus ihren Fehlern können auch wir heute lernen

von Rabbiner Julian-Chaim Soussan  12.12.2025

Quellen

Es ist kompliziert

Chanukka wird im Talmud nur selten erwähnt. Warum klammerten die Weisen diese Geschichte aus?

von Rabbiner Avraham Radbil  11.12.2025

Religion

Israels Oberrabbiner erstmals auf Deutschlandbesuch

Kalman Ber startet seine Reise in Hamburg und informiert sich dort über jüdisches Leben. Ein Schwerpunkt: der geplante Neubau einer Synagoge

 10.12.2025

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Wajischlach

Zwischen Angst und Umarmung

Die Geschichte von Jakow und Esaw zeigt, wie zwei Brüder und zwei Welten wieder zueinanderfinden

von Rabbiner Joel Berger  05.12.2025