Einspruch

Freiheit hat Grenzen

Rabbiner Moshe David HaCohen Foto: Tobias Kühn

In letzter Zeit ist Schweden in den Mittelpunkt der weltweiten Aufmerksamkeit gerückt, und das nicht aus den besten Gründen. Wiederholte Koranverbrennungen vor Botschaften und Moscheen wurden von der Polizei unter dem Vorwand der freien Meinungsäußerung genehmigt. Es folgte ein Antrag auf Verbrennung der Tora, der genehmigt, dann glücklicherweise auch dank der Intervention muslimischer Repräsentanten wieder zurückgezogen wurde, und nun letztlich doch durchgewunken wurde.

Als jüdische Gemeinschaft haben wir auf die harte Tour gelernt, dass Hass viele Gesichter hat. Ich freue mich, dass sich weltweit Vertreter wichtiger jüdischer Ins­titutionen an die Seite der muslimischen Gemeinschaft stellen und klar sagen, dass die Verbrennung jedes heiligen Buches – sei es der Koran, die Tora oder das Neue Testament – zu verurteilen ist.

debatte In Schweden wird nun eine sehr wichtige Debatte über die Grenzen der Freiheit geführt. Man muss klare Grenzen ziehen und andere respektieren, damit alle Mitglieder der Gesellschaft gleichermaßen in Freiheit leben können. Diese darf nicht missbraucht werden, um Hass zu verbreiten.

Freiheit darf nicht missbraucht werden, um Hass zu verbreiten.

Wir müssen aus der europäischen Geschichte der Verbrennung jüdischer Bücher lernen, dass diese dazu dienen, Rassismus und Vorurteile in der Gesellschaft zu rechtfertigen. Wie der berühmte deutsch-jüdische Dichter Heinrich Heine schrieb: »Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.«

Im Judentum ist der Begriff der Freiheit sehr persönlich: Es geht darum, wie man mit seinen Entscheidungen umgeht. Wenn es jedoch um die Gesetze in der Gesellschaft und die Beziehungen zu anderen geht, wird das Wort Verantwortung und nicht Freiheit verwendet. Vielleicht kann diese Unterscheidung dazu beitragen, dass wir zu einer Gesellschaft finden, in der wir uns umeinander kümmern, einander schätzen und einen vertrauensvollen gemeinsamen Raum haben, in dem wir zusammenleben.

Der Autor ist der Rabbiner von Malmö und Ko-Direktor der jüdisch-muslimischen Dialog-Initiative Amanah.

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