Pessach

»Ein tolles Gefühl«

Rabbiner Avrohom Radbil Foto: Stephan Pramme

Wie feiern Sie in diesem Jahr Pessach?
Dieses Jahr wird es mein erstes Pessach in der neuen Gemeinde. Wir werden drei Sederim haben. Zum ersten – dem großen Gemeindeseder – gibt es schon weit über 100 Anmeldungen, was für eine Gemeinde unserer Größe sehr bemerkenswert ist. Den zweiten Seder möchten wir zum ersten Mal in der Geschichte der Freiburger Gemeinde zum Studentenseder machen. Auch dafür haben sich schon viele angemeldet. Es wird zudem einen Kinderseder geben, natürlich in einer Kurzfassung und mit vielen Liedern. Somit versuchen wir, alle Zielgruppen zu erreichen, ohne dass sie sich gegenseitig »stören«.

Wie sieht Ihr persönlich perfektes Pessachfest aus?
Mein perfektes Pessach sieht ungefähr so aus, wie ich es gerade beschrieben habe. Es ist ein tolles Gefühl, so vielen Menschen die wunderbare Geschichte der Entstehung unseres Volkes näherbringen zu können. Das Einzige, was mir fehlen wird, sind meine beiden Söhne, weil sie noch zu klein sind, um mit in die Gemeinde kommen zu können. Wenn sie auch dabei sein könnten, wäre der Seder perfekt. Aber ich hoffe, dass wir am Chol haMoed die Möglichkeit haben werden, mit den Kindern etwas zu unternehmen und die Zeit nachzuholen.

Was verbinden Sie mit dem Fest?
Pessach hat sehr viele philosophische Aspekte, die man für sein alltägliches Leben mitnehmen kann, was bei den anderen Feiertagen natürlich auch der Fall ist. Und wenn man diese Botschaft vom Feiertag nicht mitgenommen hat, hat man auch zumindest zum Teil das Thema verfehlt. Pessach und die Haggada symbolisieren zweifelsohne unsere langjährige Tradition und die ununterbrochene Kette der Generationen, die sich seit so vielen Jahren über unseren Auszug aus Ägypten erzählen. Es ist auch ein besonderes Gefühl, dass jeder ein Glied in dieser Kette sein und sie weiterbauen sollte. Pessach kann einem auch das Wertesystem vollkommen neu vermitteln. Wenn man etwas tiefer schaut, kann man sehr viel Neues über Begriffe wie Freiheit, Tradition, Bescheidenheit oder über unsere Beziehung zu G’tt erfahren.

Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an Pessach?
Wie die meisten jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion bin ich in einer nichtreligiösen, aber in einer sehr bewusst jüdischen Familie aufgewachsen. Insofern kenne ich viele typische Begriffe, die mit Pessach zu tun haben, wie Seder oder Pessachputz, nicht von zu Hause. Doch wir kannten Pessach und auch die Geschichte davon. Es gab dann natürlich auch Mazze bei uns zu Hause.

Die Fragen stellte Katrin Richter.

Avrohom Radbil (28) wurde in der Ukraine geboren, kam 1997 mit seinen Eltern nach Deutschland, lebte in Leipzig, später in Berlin. Dort machte er das Abitur und lernte gleichzeitig an der Jeschiwa. Danach begann seine Rabbinerausbildung. 2009 wurde er ordiniert. Seit 2011 ist er nach Assistenzzeit in Köln Rabbiner der Gemeinde Freiburg.

Wajigasch

Mut und Hoffnung

Jakow gab seinen Nachkommen die Kraft, mit den Herausforderungen des Exils umzugehen

von Rabbiner Jaron Engelmayer  19.12.2025

Mikez

Füreinander einstehen

Zwietracht bringt nichts Gutes. Doch vereint ist Israel unbesiegbar

von David Gavriel Ilishaev  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Chanukka

»Wegen einer Frau geschah das Wunder«

Zu den Helden der Makkabäer gehörten nicht nur tapfere Männer, sondern auch mutige Frauen

von Rabbinerin Ulrike Offenberg  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Chanukka

Berliner Chanukka-Licht entzündet: Selbstkritik und ein Versprechen

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin am Mittwoch mit viel Politprominenz das vierte Licht an Europas größtem Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet

von Markus Geiler  18.12.2025

Chanukka

Wofür wir trotz allem dankbar sein können

Eine Passage im Chanukka-Gebet wirkt angesichts des Anschlags von Sydney wieder ganz aktuell. Hier erklärt ein Rabbiner, was dahinter steckt

von Rabbiner Akiva Adlerstein  17.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns erwarten?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025