Leuchter

Dreieckig oder rund?

Das symbolträchtige Anzünden der Kerzen hat den acht Chanukka-Feiertagen den Beinamen »Fest der Lichter« eingebracht. Und tatsächlich haben diese Lichter eine tiefe Bedeutung.

Sie dienen dem Zweck des sogenannten »pirsumej nissa« – der Bekanntmachung des Wunders: Die göttliche Präsenz im Tempel konnte nach dessen Reinigung und Weihung durch die Makkabäer wieder voll aufleuchten.

Der Überlieferung nach wurde dieses neue Erstrahlen der Heiligkeit auch durch das bekannte Lichtwunder an der Menora verdeutlicht (Babylonischer Talmud, Schabbat 21b). Daher ist unser rituelles Zeichen zu Chanukka das traditionelle Kerzenzünden.

Kerze
Die einfachste Form, dieses Gebot zu erfüllen, ist es, in jeder der acht Chanukka-Nächte pro Haus eine Kerze anzuzünden (Megillat Taanit 9) – das reicht aus. Allerdings gilt auch, dass die Mizwa des Lichterzündens sehr bedeutsam und wertvoll ist (Mischne Tora, Hilchot Megilla we-Chanukka 4,12),weil sie die göttliche Anwesenheit symbolisiert.

Aus diesem Grund soll dieses Gebot auf eine besonders ehrwürdige Weise erfüllt werden. Eine Möglichkeit, dies zu tun, ist etwa, Olivenöl – im Gegensatz zu Wachs oder anderen Ölen – für die Kerzen zu verwenden (Mischna Berura zu Orach Chaim 673,1). Dadurch lässt man einen Aspekt des ursprünglichen Wunders deutlich werden, das ja am feinen Olivenöl der Menora vollzogen wurde.

Eine weitere Option, die Mizwa zu »verschönern«, ist es, nicht nur eine Kerze pro Haus zu zünden, sondern eine Kerze pro Hausbewohner (Megillat Taanit 9), sodass jeder Einzelne sich von der Erinnerung an das Wunder individuell angesprochen fühlen kann.

Bet Hillel
Nach Bet Hillel, der bedeutenden halachischen Lehrschule der Antike, gilt weiter, dass die über die acht Tage hin zunehmende Intensität des Wunders durch eine täglich neu zu ergänzende Kerze anzudeuten sei. So beginnt man das Fest mit einer einzigen Kerze pro Person und beendet es mit acht.

Der Rambam schließlich erklärt, dass es in seiner Zeit üblich war, beide Bräuche auf eine neue Art zu verbinden: Man zündete zwar die Lichter nach der Zahl der Häuser und nicht nach der Zahl der Personen, allerdings fügte man dennoch in jeder Nacht eine neue Kerze hinzu.

Doch die Aschkenasim (Rama, Orach Chaim 671,2) haben die Mizwa traditionell »erschwert« und sowohl für jedes Hausmitglied Kerzen gezündet als auch jedem dieser Bewohner in jeder Nacht eine zusätzliche Kerze gegeben, sodass ein Haushalt mit zehn Bewohnern in der ersten Nacht zehn Lichter hatte, in der letzten aber 80.

Da es also in der jüdischen Tradition laut Meinung aller Gelehrten üblich war, mehr als nur das eine Mindestlicht zu zünden, musste die Halacha betonen, dass man die einzelnen Kerzen sorgfältig voneinander zu trennen habe. Denn stünden die einzelnen Flammen zu nahe beieinander, würde ihr dann verbundenes Licht einer Fackel ähneln und nicht mehr dem sanften Lichtstrahl der einstigen Tempelmenora. Daher wurde empfohlen, die Kerzen in einer geraden Reihe mit kleinen Abständen aufzustellen (Rama, Orach Chaim 671,4).

Mizwa Von hier ist es dann auch nicht mehr weit zu dem heute üblichen Brauch, die Kerzen in einem acht- oder neunarmigen Leuchter zu platzieren, der dem siebenarmigen Tempelleuchter – allerdings mit Abweichungen (Rosch Haschana 24b) – nachempfunden ist. Auch dies kann eine Veredelung der Mizwa sein.

Wie nun sollte man die Chanukkia gestalten, wenn man ihre Form an die der Tempel-Menora anlehnen möchte? In den vergangenen Jahrzehnten ist in der jüdischen Welt immer öfter die Frage nach der genauen Form der ursprünglichen Menora aufgekommen.

Auslöser dafür war offenbar die Auslegung des Lubawitscher Rebben zu einer Menora-Zeichnung des Rambam. Danach habe der Leuchter die Form eines auf der Kante stehenden Dreiecks und gerade Arme – und keine halbrunden (Likkutej Sichot 21,169). Dementsprechend folgen alle öffentlichen Chanukkiot von Chabad diesem Muster. Die meisten Gelehrten aber sagen, die Arme des Tempelleuchters seien abgerundet gewesen– wie auf dem Titusbogen in Rom.

Rosch Haschana

Jüdisches Neujahrsfest: Bischöfe rufen zu Verständigung auf

Stäblein und Koch betonten in ihrer Grußbotschaft, gerade jetzt dürfe sich niemand »wegducken angesichts von Hass und Antisemitismus«

 16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Ki Tawo

Echte Dankbarkeit

Das biblische Opfer der ersten Früchte hat auch für die Gegenwart eine Bedeutung

von David Schapiro  12.09.2025

Talmudisches

Schabbat in der Wüste

Was zu tun ist, wenn jemand nicht weiß, wann der wöchentliche Ruhetag ist

von Yizhak Ahren  12.09.2025

Feiertage

»Zedaka heißt Gerechtigkeit«

Rabbiner Raphael Evers über Spenden und warum die Abgabe des Zehnten heute noch relevant ist

von Mascha Malburg  12.09.2025

Chassidismus

Segen der Einfachheit

Im 18. Jahrhundert lebte in einem Dorf östlich der Karpaten ein Rabbiner. Ohne je ein Werk zu veröffentlichen, ebnete der Baal Schem Tow den Weg für eine neue jüdische Strömung

von Vyacheslav Dobrovych  12.09.2025

Talmudisches

Stillen

Unsere Weisen wussten bereits vor fast 2000 Jahren, was die moderne Medizin heute als optimal erkennt

von David Schapiro  05.09.2025

Interview

»Die Tora ist für alle da«

Rabbiner Ethan Tucker leitet eine Jeschiwa, die sich weder liberal noch orthodox nennen will. Kann so ein Modell auch außerhalb New Yorks funktionieren?

von Sophie Goldblum  05.09.2025

Trauer

Eine Brücke zwischen den Welten

Wenn ein Jude stirbt, gibt es viele hilfreiche Riten. Doch auch für Nichtjuden zeigt die Halacha Wege auf

von Rabbiner Avraham Radbil  05.09.2025