Nikosia

Zypern für Evakuierungen aus dem Nahen Osten vorbereitet

Außenminister Konstantinos Kompos Foto: picture alliance / ANE / Eurokinissi

Die EU-Inselrepublik Zypern hat ihre Vorbereitungen für eine mögliche Evakuierung aus dem Libanon und Israel abgeschlossen. Mit Blick auf die drohende Eskalation der Spannungen im Nahen Osten sagte Außenminister Konstantinos Kombos der halbstaatlichen zyprischen Nachrichtenagentur CNA: »Wir können eine große Zahl von Menschen aufnehmen, vorausgesetzt, dass die Betreffenden bald wieder in ihre Heimatländer ausreisen.« Es geht um Bürger von anderen EU-Ländern sowie Drittstaaten.

Kombos erinnerte daran, dass Zypern bei ähnlichen Krisen im Nahen Osten wie beispielsweise beim Libanonkrieg 2006 vorübergehend rund 60.000 Menschen aufgenommen hatte. In Raum der Hafenstadt Larnaka seien bereits Betten in Schulen aufgestellt und sanitäre Einrichtungen vorbereitet worden.

Kritik kam vom Führer der türkischen Zyprer im türkisch besetzten Norden der Insel. Ersin Tatar bezeichnete das Hilfsangebot als unverantwortlich. Auf diese Weise werde Zypern zum Ziel von Vergeltung aus dem Nahen Osten. In einer Mitteilung warf er Israel wegen des Gaza-Kriegs Genozidversuche und Menschenrechtsverletzungen vor. Diese Verschwörungstheorien werden von Israelhassern regelmäßig verbreitet.

Humanitäre Hilfe

An diesen Verbrechen wolle sich der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis durch seine Politik beteiligen, kritisierte Tatar. Zyperns Außenminister wies die Vorwürfe als haltlos zurück. Bei den Vorbereitungen handele es sich um Hilfen humanitärer Art, sagte Kombos.

Die Insel Zypern ist seit 1974 de facto geteilt. Im Norden gibt es die weltweit nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Die gesamte Insel ist jedoch als Republik Zypern seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht wird aber nur im Südteil angewandt.

Zypern ist auch das EU-Land, das geografisch am nächsten zum Nahen Osten liegt. Der Flug aus dem Libanon nach Zypern dauert etwa 35 Minuten. Zudem könnten auch Fähren eingesetzt werden, die Ausreisewillige in die Hafenstädte Limassol oder Larnaka bringen. Auf diesen Routen konnten seit Beginn des Gaza-Kriegs bereits mehrmals Menschen in Sicherheit gebracht werden.

Nach gezielten Tötungen von Führern der palästinensischen Terrororganisation Hamas und der libanesischen Hisbollah und Drohungen gegen Israel stiegen zuletzt die Befürchtungen, dass es zu einem großen Krieg in der Region kommen könnte. dpa

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