Berlin

Zwei Präsidenten in der Schule

Bundespräsident Steinmeier und Präsident Rivlin am Dienstagvormittag beim Besuch des Jüdischen Gymnasiums Foto: dpa

Hubschrauber kreisten über dem Gebäude, und ein Chor aus jüngeren Schülern sang »Hewenu Schalom Aleichem« und »Mein kleiner grüner Kaktus«, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der israelische Präsident Reuven Rivlin zu ihrem Besuch im Hof des Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn eintrafen. Anschließend diskutierten die beiden Präsidenten in der Aula mit älteren Schülern unter anderem über Antisemitismus, Rassismus und den Umgang mit der NS-Vergangenheit.

Die Jugendlichen berichteten dabei auch über persönliche Erfahrungen in Deutschland und Israel. Einige Schüler, unter ihnen nicht nur jüdische Kinder, berichteten über Ausgrenzung und Mobbing an anderen Schulen. Deswegen seien sie ans Jüdische Gymnasium gewechselt. Andere sagten, sie besuchten die Schule, um die jüdische Tradition besser kennenzulernen und ihre Hebräischkenntnisse zu vertiefen.

Werte Insbesondere Rivlin brachte sich lebhaft in das Gespräch ein und nutze die Gelegenheit, um für den Staat Israel zu werben. Deutschland und Israel teilten gemeinsame Werte, betonte er mehrfach. Auch sei Israel nicht als »Entschädigung« für den Holocaust gegründet worden. Er sei sehr stolz auf den demokratischen jüdischen Staat, unterstrich Rivlin.

Insbesondere Rivlin brachte sich lebhaft in das Gespräch ein und nutze die Gelegenheit, um für den Staat Israel zu werben.

Als Israels Präsident behauptete, Hebräisch sei eine ziemlich einfache Sprache, widersprach ihm ein Schüler: »Würde ich nicht sagen.« Im Anschluss an die Veranstaltung mit vielen Beiträgen der Schüler und Politiker bedauerten einige Gymnasiasten, mit ihren Fragen nicht mehr zu Wort gekommen zu sein.

Anlass des Besuches am Dienstag war das Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz. Bundespräsident Steinmeier betonte, junge Menschen sollten Israel, die Gedenkstätte Yad Vashem oder andere KZ-Gedenkstätten besuchen.

Bundestag Der Besuch des Jüdischen Gymnasiums gehörte zu einer mehrtägigen gemeinsamen Veranstaltungsreihe der beiden Präsidenten zur Erinnerung an die Holocaust-Opfer. Am Mittwoch werden sie bei der zentralen Gedenkstunde im Bundestag Gedenkreden halten.

Das Jüdische Gymnasium ist eine staatlich anerkannte Privatschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Derzeit lernen dort 441 Schüler. Etwa 60 Prozent sind jüdisch, 40 Prozent sind nichtjüdisch. 48 Prozent der Schüler haben Deutsch nicht als Muttersprache gelernt. Viele von ihnen stammen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

Lesen Sie mehr in der kommenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

USA

Netanjahu will trotz Mamdanis Warnung nach New York kommen

Der designierte Bürgermeister will Wege prüfen, den Haftbefehl des IStGH zu vollstrecken. Der israelische Regierungschef lässt sich davon nicht abschrecken

 04.12.2025

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025