Nach dem Terroranschlag auf eine jüdische Chanukka-Feier am Bondi Beach in Sydney trauert Australien.
Nach Angaben der Gesundheitsbehörden werden Dutzende in mehreren Krankenhäusern in Sydney behandelt. Die beiden Täter – Vater und Sohn – eröffneten das Feuer auf Menschen, die den ersten Abend von Chanukka begingen.
Die Altersspanne der Todesopfer reicht nach bisherigen Erkenntnissen von zehn bis 87 Jahren. Viele Familien wurden innerhalb weniger Sekunden auseinandergerissen.
Jüngstes Opfer
Als jüngstes Opfer wurde die zehnjährige Matilda Britvan identifiziert. Sie hatte gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Schwester Summer an der Feier teilgenommen, als die Schüsse fielen. Matilda wurde tödlich getroffen – vor den Augen des jüngeren Kindes.
Ihre Tante beschrieb das Mädchen als lebensfroh und offen. »Ein fröhliches Kind. Überall, wo sie war, war sie wie eine Sonne«, sagte sie. Eine Lehrerin erinnerte an Matilda als »helles, lebensfrohes und temperamentvolles Kind, das Licht in das Leben anderer brachte«.
Zu den Opfern gehört australischen Medienberichten nach auch die 82-jährige Marika Pogany. Sie saß in der ersten Reihe der Veranstaltung, als sie erschossen wurde. Pogany hatte sich über viele Jahre ehrenamtlich engagiert, unter anderem bei der Organisation »Meals on Wheels«. Mehr als 12.000 koschere Mahlzeiten hatte sie nach Angaben von Freunden persönlich ausgeliefert.
»Es ist einfach verheerend«
Ein weiterer Getöteter ist der 78-jährige Tibor Weitzen, Urgroßvater mehrerer Enkel. Er war mit seiner Familie zur Chanukka-Feier gekommen und starb, als er versuchte, eine andere Person zu schützen. Seine Angehörigen sprachen von tiefer Erschütterung. »Es ist einfach verheerend. Ich habe keine Worte«, sagte seine Enkelin.
Mit Alex Kleytman wurde auch ein 87-jähriger Holocaust-Überlebender getötet. Er hatte die nationalsozialistische Verfolgung gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Bruder in Sibirien überlebt und war später aus der Ukraine nach Australien ausgewandert. Mit seiner Frau war er fast 60 Jahre verheiratet.
Seine Witwe sagte: »Er kam nach Bondi, um Chanukka zu feiern. Für uns war das immer ein sehr, sehr schönes Fest – seit vielen, vielen Jahren.«
Rabbiner erschossen
Zu den Opfern zählt auch der 41-jährige Rabbiner Eli Schlanger, der als Seelsorger für den Strafvollzug von New South Wales tätig war. Er hatte die Chanukka-Veranstaltung mitorganisiert und wurde während des Anschlags tödlich getroffen. Schlanger hinterlässt seine Frau und fünf Kinder, das jüngste erst sechs Wochen alt.
Ein Angehöriger wurde im australischen Fernsehen zitiert: »Die Familie ist zerbrochen.« Ein weiterer Verwandter erinnerte an ihn als »einen wirklich außergewöhnlichen Menschen«. Ein anderer Rabbiner berichtete, er habe Schlanger in den letzten Momenten gehalten.
Ebenfalls getötet wurde Rabbiner Yaakov Levitan, der als Sekretär eines religiösen Gerichts in Bondi tätig war.
Ehemaliger Polizist stirbt
Der frühere Polizeibeamte Peter Meagher, der fast 40 Jahre für die Polizei von New South Wales gearbeitet hatte, kam ebenfalls ums Leben. Nach seiner Pensionierung engagierte er sich ehrenamtlich im Rugby-Sport und arbeitete bei der Chanukka-Feier als Fotograf.
Sein Verein sprach von einer bitteren Ironie: »Dass jemand, der so lange an vorderster Front gedient hat, im Ruhestand bei einer friedlichen Veranstaltung getötet wird, ist kaum zu begreifen.«
Unter den Toten ist auch der französische Staatsbürger Dan Elkayam. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte, er habe »mit tiefer Trauer vom Tod unseres Landsmannes bei dem antisemitischen Terroranschlag in Sydney erfahren«. Außenminister Jean-Noël Barrot bezeichnete die Tat als »verabscheuungswürdig«.
Ein Land im Schock
Elkayam war 27 Jahre alt, jüdisch und hatte erst vor etwa einem Jahr begonnen, in Australien als Ingenieur zu arbeiten. Sein Fußballverein beschrieb ihn als talentiert und beliebt.
Australische Politiker, jüdische Organisationen und Vertreter anderer Religionsgemeinschaften bekundeten ihre Solidarität mit den Hinterbliebenen. Die jüdische Gemeinde sprach von einem Angriff auf das Herz der Gesellschaft.
Während Ermittler weiterhin die Hintergründe der Tat aufarbeiten, ist die Trauer allgegenwärtig – um Kinder, Eltern, Großeltern und Menschen, die gekommen waren, um das Fest des Lichts zu feiern. im