Fußball

Antisemitische Aussagen: Sportgericht sperrt Hertha-06-Vizepräsident

Foto: Thinkstock

Der Vizepräsident von Oberligist Hertha 06 darf nach seinen antisemitischen Äußerungen in den kommenden zwei Jahren kein Amt bei seinem Verein bekleiden.

Das Sportgericht des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) hat den Vizepräsidenten von Oberligist CFC Hertha 06, Ergün Cakir, für zwei Jahre bis zum 31. Mai 2025 von allen Ämtern ausgeschlossen. Laut den mündlichen Verhandlungen vom 23. Februar und 25. Mai darf sich der Unternehmer in diesem Zeitraum auch nicht bei Spielen sämtlicher Mannschaften seines Clubs auf den jeweiligen Sportanlagen aufhalten, wie der BFV am Donnerstag mitteilte. Cakir müsse zudem noch eine Geldstrafe über 1000 Euro bezahlen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, Samuel Salzborn, sagte der Jüdischen Allgemeinen, Judenhass sei eine »bittere Realität auf deutschen Fußballplätzen«. Das Sportgericht habe »professionell gegen Antisemitismus gehandelt«, kommentiert Salzborn das Urteil gegen Cakir.

Salzborn weiter: »Man darf aber auch nicht vergessen, dass es auch dem Schiedsrichter zu verdanken ist, der die Vorfälle ernst genommen und dokumentiert hatte.« Diese Professionalität sei »extrem wichtig für den weiteren Kampf gegen Antisemitismus, um Antisemitismus im Sport nicht zu verharmlosen, sondern zu sanktionieren«, so Salzborn.

Ausfälle Bei einem A-Jugendspiel zwischen Hertha 06 und dem TuS Makkabi hatte es im November 2022 Ausschreitungen und antisemitische Ausfälle gegeben. Infolgedessen wurden zwei Jugendspieler für zwei Jahre gesperrt, darunter der Sohn von Cakir. »Mein Sohn wird sein Leben lang die Juden hassen«, hatte sich Cakir in einer Dokumentation der ARD, die Ende Januar ausgestrahlt worden war, antisemitisch geäußert.

Außerdem sagte er in dem Beitrag: »Wenn man mit jemanden reden will, da gibt es keinen, mit dem man sich hinsetzen kann und reden kann, sondern die sagen von vornherein: Wir sind Juden, wir haben das Recht, wir können alles machen, was wir wollen. Was mich enttäuscht von den Deutschen, dass die da mitspielen.« Aufgrund dieser Aussagen hatte der BFV ein Sportgerichtsverfahren eingeleitet.

Maßnahmen Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur hatte Cakir gesagt, dass er eine andere Strafe sinnvoller gefunden hätte, bei der zugleich versucht werde, Antisemitismus abzubauen. Der BFV hatte nach persönlichen Gesprächen mit Cakir dem Verein die Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs auferlegt, nachhaltige Konzepte zur Bekämpfung von antisemitischen Strukturen im Berliner Fußball sowie konkrete Umsetzungsschritte aufzuzeigen. Damit wollte der BFV Cakir die Möglichkeit einräumen, seine Aussagen zu reflektieren und Antisemitismus abzubauen.

Doch bis zur zweiten Verhandlung im Mai gab es keine Entwürfe, was das Sportgericht ebenso als »strafverschärfend berücksichtigt wie der Umstand, dass der Beschuldigte während keinem der beiden Verhandlungstermine ernsthafte Einsicht zeigte und insbesondere an einer Täter-Opfer-Umkehr festhielt. Auch der Verein CFC Hertha 06 ließ leider in der Sportgerichtsverhandlung nicht erkennen, dass die Absicht besteht, antisemitischen Tendenzen im Verein entgegenzuwirken.« dpa

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025

Deutschland

Waffen für Anschläge besorgt: Weiteres Hamas-Mitglied festgenommen

Der Mann soll ein Sturmgewehr, mehrere Pistolen und Munition für Anschläge auf jüdische und israelische Einrichtungen besorgt haben

 12.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Verhandlung über Waffenlieferungen an Israel

Insgesamt sechs Kläger wollen vor dem Berliner Verwaltungsgericht in zwei Fällen feststellen lassen, dass der Export deutscher Rüstungsgüter an Israel rechtswidrig war. Eine Entscheidung wird noch für Mittwoch erwartet

 12.11.2025