Einspruch

Viel Lärm um nichts

Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die US-Regierung wird mit übersteigerter Hysterie als angebliches Hindernis für einen israelisch-palästinensischen Ausgleich kritisiert. Zu Unrecht. Die lediglich angekündigte Umsetzung des entsprechenden, bereits 1995 vom US-Kongress verabschiedeten Gesetzes wird genau das Gegenteil bewirken, palästinensischen Surrealismus auf den Boden der Tatsachen befördern, und ist längst überfällig.

Die Frage, welche Stadt ein souveräner Staat zu seiner Hauptstadt erkürt, ist weniger eine völkerrechtliche als eine tatsächliche Frage. Denn tatsächlich befinden sich nun einmal das israelische Parlament, das Präsidialamt und der israelische Regierungssitz in Jerusalem. Ausländische Regierungsvertreter und neu zu akkreditierende Botschafter reisen seit 1950 für offizielle Besuche nach Jerusalem.

hauptstadt Es ist illusorisch, anzunehmen, Israel würde seine Hauptstadt jemals nach Tel Aviv verlegen. Genauso wenig wird Deutschland seine Hauptstadt wieder in Bonn eröffnen, nur weil es Teile der Staatengemeinschaft gerne so hätten. Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels bestätigt nur, was bereits besteht.

Das ist auch völkerrechtlich eine vollkommen legitime Entscheidung: Niemand, nicht einmal Mahmud Abbas, betrachtet die im Rahmen des UN-Teilungsvorschlags von 1947 für Jerusalem vorgesehene internationale Regelung als »Corpus separatum« als verbindlich. Sie ist, wie der Teilungsvorschlag insgesamt, obsolet und durch die Fakten vor Ort längst überholt. Und niemand bestreitet den territorialen Anspruch Israels zumindest auf den ehemaligen Westteil der Stadt.

Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels sowie der Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem, wenn auch in den ehemaligen Westteil, können den aus ganz anderen Gründen stockenden Friedensprozess nicht blockieren. Das Gegenteil ist der Fall. Andere Staaten sollten dem Beispiel Washingtons folgen.

Der Autor arbeitet als Anwalt und Publizist in Berlin.

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  25.11.2025