Berlin

Verfassungsschutz interessiert sich für völkische Siedlungspläne

Eingang zum Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln Foto: imago

Der Verfassungsschutz interessiert sich für eine neue Initiative aus dem rechtsextremen Spektrum, die eine gezielte Ansiedlung von Gleichgesinnten in bestimmten Kommunen im Osten plant.

In der »Initiative Zusammenrücken« wirkten Angehörige unterschiedlicher Gruppierungen und Parteien wie der NPD und Der III. Weg sowie Einzelaktivisten zusammen, teilte die Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hin mit. Ziel der beteiligten Rechtsextremisten sei die »Ansiedlung autochthoner Deutscher in den ostdeutschen Bundesländern«.

ostdeutschland Die Bewegung, die ihr Projekt in verschiedenen sozialen Medien bewirbt, ist unter anderem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aktiv. Sie bemüht sich vor allem, Westdeutsche zur Umsiedlung zu bewegen, wobei sie den niedrigen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in einigen östlichen Städten und Landkreisen quasi als Standortvorteil preist.

Im Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern seien bis Mitte Februar dieses Jahres noch keine Sachverhalte zu rechtsextremistischen Siedlungsbestrebungen thematisiert worden, heißt es in der Antwort, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, weiter.

Auch seien der Bundesregierung keine Versuche von Rechtsextremisten bekannt, auf landwirtschaftliche Interessenvertretungen, Bauernverbände und Proteste von Landwirten Einfluss zu nehmen. Die Partei Der III. Weg habe jedoch mit einer Kampagne unter dem Titel »Der Bauernstand macht stark das Land« versucht, bei bäuerlichen Protestveranstaltungen Anschluss zu finden. Dabei sei sie allerdings nicht auf Resonanz gestoßen.

landvolkbewegung Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, kritisierte, dass bei den tagelangen Protesten von Landwirten mit ihren Traktoren in Berlin im Januar und Februar die schwarzen Pflug- und Schwert-Fahnen der sogenannten Landvolkbewegung gezeigt wurden. »Bei allem Verständnis für die Sorgen der Bauern, die angesichts der Preisdrückerei der Discounterkartelle um ihre Existenz fürchten müssen, habe ich keinerlei Toleranz für die Verwendung einer derart vorbelasteten Symbolik.«

Bundeslandwirtschaftsminister Julia Klöckner (CDU) hatte im Gespräch mit den demonstrierenden Landwirten gesagt: »Nur ich sage Ihnen, das macht es halt schwierig, auch dann mit seinen Botschaften durchzudringen, wenn man mit solchen Fahnen unterwegs ist.« Die Fahne zeigt ein rotes Schwert und einen weißen Pflug auf schwarzem Grund. Die Gründung der Landvolkbewegung am Ende der Weimarer Republik war eine radikale Reaktion auf die existenziellen Nöte der Bauern.

Doch dabei blieb es nicht. »Auch wenn die Landvolkbewegung zunächst als vielfältige soziale Protestbewegung auftrat, entwickelte sie sich schnell zu einer völkisch-nationalistischen, antidemokratischen und antisemitischen Organisation, in der Rechtsradikale dominierten und die mit der NSDAP wesensverwandt war«, sagt Johannes Hürter vom Institut für Zeitgeschichte in München. Wer heute die Symbole dieser Bewegung verwende, bekenne sich – ob bewusst oder nicht – zu ihrem rechtsradikalen Gedankengut. dpa

Flensburg

Antisemitisches Schild löst Empörung aus

»Juden haben hier Hausverbot!« steht im Schaufenster eines Geschäftes. Aus der Lokalpolitik kamen deutliche Reaktionen

 18.09.2025

Antrittsbesuch

Merz reist nach Madrid: Differenzen in Haltung zu Israel

Insgesamt läuft es gut in den Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Bei einem Thema gibt es aktuell aber Streit

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Washington D.C./Jerusalem

Trump und Netanjahu: Zerwürfnis nach Doha-Angriff

Hinter den Kulissen soll der amerikanische Präsident einem Zeitungsbericht zufolge über den israelischen Regierungschef geschimpft haben

 18.09.2025

Doha

Nach Schlag in Katar: Hamas-Anführer gibt TV-Interview

Ghazi Hamad, der als Planer der Massaker vom 7. Oktober gilt, gibt sich als Opfer des »zionistischen Feindes«

 18.09.2025

Jubiläum

Stimme der Demokratie

Vor 75 Jahren wurde der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Heute hat das Gremium vielfältige Aufgaben und ist unverzichtbarer Teil dieses Landes

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Meinung

Sánchez missbraucht ein Radrennen für seine Israelpolitik

Dass Spaniens Regierungschef die Störer der Vuelta lobte, ist demokratieschwächend und gehört zu seinem Kalkül, Israel weltweit zu isolieren

von Nicole Dreyfus  17.09.2025

Zentralrat

Schuster: Zwei-Staaten-Lösung nach Friedensverhandlungen mit Israel

Ein jeweils selbstständiger Staat Israel und Palästina - dafür spricht sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland aus. Unter bestimmten Voraussetzungen

von Leticia Witte  17.09.2025