Interview

»Verbindungen festigen«

Nachman Shai Foto: picture alliance / NurPhoto

Herr Minister, nach Ihrem Besuch in Basel waren Sie in der vergangenen Woche zwei Tage in Berlin. Was macht ein Diaspora-Minister in der Diaspora?
Ich treffe mich sozusagen mit meinem Wahlkreis, der um einiges größer ist als der meiner Kollegen. Sie haben mit Israelis zu tun, die in Israel leben. Ich habe mit Israelis und Juden zu tun, die außerhalb des Landes leben. Ich treffe mich mit Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen und versuche zu lernen, was und wie man die Beziehungen zwischen der Diaspora und Israel ausbauen und festigen kann.

Welche Eindrücke gewinnen Sie dabei?
Dass ich viel härter arbeiten muss. Die Herausforderungen sind immens. Ich möchte dafür sorgen, dass wir keinen einzigen Juden verlieren. Und dass jeder Jude, jede Jüdin eine Verbindung zu Israel und zum Judentum herstellen kann. Es gibt etwa 15 Millionen Juden in der Welt. Ich möchte dafür sorgen, dass sie miteinander verbunden und geeint sind.

Ich möchte dafür sorgen, dass wir keinen einzigen Juden verlieren.

Sie haben in einer Rede in Basel gesagt, dass Juden in der Diaspora stärker bei Entscheidungen in Israel mit berücksichtigt werden sollen. Wie soll das geschehen?
Das fängt bei mir persönlich an, wenn ich in Kabinettssitzungen im Namen der Diaspora spreche und versuche, buchstäblich bei fast jeder Entscheidung der israelischen Regierung zu betonen, wie sie sich auf das Leben von Juden in Deutschland oder anderswo auswirkt. Wenn das Kabinett beispielsweise beschließt, eine Militäroperation in Gaza zu beginnen, wirkt sich das auch auf das Leben der Juden hier in Deutschland aus, weil sofort die Stimme des Antisemitismus laut wird. Wir müssen sicherstellen, dass Juden in der Diaspora unbeschadet auf die Straße gehen und als Juden alles tun können, was sie wollen. Außerdem investieren wir überall auf der Welt in die jüdische Bildung. Ich könnte Ihnen Hunderte Projekte nennen, mit denen wir zusammenarbeiten und die die Juden der Diaspora mit Israel verbinden.

Israel wählt am 1. November ein neues Parlament. Danach wird wohl auch Ihre Amtszeit enden. Was haben Sie erreicht, was wollen Sie noch erreichen?
Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, die offenen Wunden zwischen den Juden der Diaspora, insbesondere denen in den USA, und Israel zu heilen. In der Netanjahu-Regierung gab es eine Entscheidung, evangelikale Gruppen gegenüber jüdischen Gemeinden in gewissem Maße zu bevorzugen. Das haben wir verändert. In der verbleibenden Zeit möchte ich die Digitalisierung unserer Beziehung zur Diaspora vorantreiben. Wir möchten vor allem junge Menschen dort erreichen, wo sie sich täglich bewegen: online. Ich will, dass sie mithilfe einer App sowie den sozialen Medien jüdische Angelegenheiten, liberale Werte und das Leben junger Israelis kennenlernen. Dafür habe ich nun noch ein paar Monate Zeit.

Mit dem israelischen Diaspora-Minister sprach Lilly Wolter.

Berlin

Angriff auf Leiter deutsch-arabischer Schule in Neukölln

Al-Mashhadani gilt als Kritiker islamistischer Netzwerke und setzt sich für einen arabisch-israelischen Austausch ein

 15.11.2025

Debatte

»Hitler hatte eine unentdeckte genetische sexuelle Störung«

Eine neue britische Dokumentation über Adolf Hitler sorgt für Diskussionen: Kann die Analyse seiner DNA Aufschluss über die Persönlichkeit des Massenmörders geben?

 15.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Geplante Auktion ist schamlos 

Ein Neusser Auktionshaus will einen »Judenstern« und Briefe von KZ-Häftlingen und deren Angehörigen versteigern. Das internationale Auschwitz-Komitee reagiert

 15.11.2025

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025