Belgien

»Unmöglich«: Brüssel untersagt Länderspiel gegen Israel

Zuletzt traf Belgien 2015 im König-Baudouin-Stadion in Brüssel auf Israels Nationalmannschaft Foto: IMAGO/Isosport

Die Stadt Brüssel weigert sich, das Fußball-Länderspiel Belgien-Israel im September im König-Baudouin-Stadion auszutragen – angeblich wegen Sicherheitsbedenken. Der sozialistische Bürgermeister Philippe Close und sein für Sport zuständiger Dezernent Benoit Hellings gaben am Mittwoch per Pressemitteilung bekannt, dass »angesichts der dramatischen Situation im Nahen Osten« die Stadt Brüssel die Organisation des »mit sehr hohem Risiko behafteten Spiels auf ihrem Hoheitsgebiet für unmöglich« hält.

Belgien soll am 6. September im Rahmen der »Nations League« der UEFA auf die israelische Auswahl treffen. Weitere Gruppengegner sind Frankreich und Italien. Der belgische Fußballverband hatte daraufhin bei der Stadt Brüssel angefragt, ob das Spiel im größten Stadion des Landes, dem ehemaligen Heyselstadion, stattfinden könne, wo fast alle Länderspiele der belgischen Auswahl stattfinden.

Bereits seit mehreren Monaten, so die Stadt in ihrer Pressemitteilung, stehe man mit dem Verband im Austausch. Auch die Polizei und die Föderalregierung seien einbezogen gewesen, »um die sicherheitstechnischen Folgen einer möglichen Austragung eines solchen Spiels im König-Baudouin-Stadion zu bewerten«.

Nach »gewissenhafter und gründlicher Analyse« sei man nun aber zu dem Schluss gekommen, dass die Austragung der Partie »in dieser besonders unruhigen Zeit zweifellos zu großen Demonstrationen und Gegendemonstrationen« geführt hätte, wodurch »die Sicherheit der Zuschauer, der Spieler, der Einwohner Brüssels, aber auch unserer Polizeikräfte gefährdet würde«. Die Brüsseler Polizei sei zuletzt extrem gefordert gewesen, so Close und Hellings, da es große Spannungen gegeben habe.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Die Spiele der Roten Teufel (der belgischen Auswahl - Red.) im König-Baudouin-Stadion waren immer Momente der Zusammenkunft und der Einigkeit. Die humanitäre und sicherheitspolitische Situation in Gaza und ihre zahlreichen Auswirkungen zwängen die Stadt Brüssel dazu, dem (Fußballverband) URBSFA mitzuteilen, dass die Organisation dieses Spiels im König-Baudouin-Stadion nicht möglich ist«, behaupteten Bürgermeister Close und sein für Sport zuständiger Dezernent Hellings. Zuletzt trafen die beiden Nationalmannschaften 2015 in Brüssel aufeinander.

Reaktionen aus der Politik

Zahlreiche Politiker in Belgien und im Europäischen Parlament kritisierten die Entscheidung scharf. Der scheidende grüne Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer verlangte, dass die Stadt Brüssel, sofern sie ihre Entscheidung nicht ändere, von FIFA und UEFA künftig keine Spiele mehr zugewiesen bekommen solle.

Bütikofers belgische Kollegin Assita Kanko von der flämisch-nationalistischen Partei N-VA schrieb auf der Plattform X: »Das ist eine Kapitulation.« Die Stadt Brüssel vermische Sport und Politik und nehme »Erpressung, Antisemitismus und die in akademischen Kreisen bereits bestehende Segregation in Kauf«. Es überrasche sie nicht, so Kanko, dass Politiker, die den politischen Islam unterstützten, in Brüssel so gut abschnitten. »Europa hat Besseres verdient.«

Der CDU-Europaabgeordnete Stefan Berger schrieb, ebenfalls auf X: »Das wirft Fragen auf. Wenn die Hauptstadt unseres freien Europas einknickt, betrifft das nicht nur Belgien, sondern die gesamte EU.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im jüngsten Wahlkampf war der Nahostkonflikt eines der Reizthemen - vor allem in der Hauptstadt, in der 1,2 Millionen Menschen leben, darunter viele Zuwanderer aus arabischen Ländern. Vor allem linke Parteien versuchten sich, mit Kritik an Israel zu profilieren, einige forderten sogar den Abbruch der diplomatischen Beziehungen und Sanktionen.

Seit dem 7. Oktober kommt es in der belgischen Hauptstadt regelmäßig zu großen Demonstrationen gegen den jüdischen Staat. Ende Mai setzte die Polizei bei einem Protest vor der israelischen Botschaft in Brüssel Wasserwerfer und Tränengas ein.

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Ahmad Mansour gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025