Yad Vashem

Ungewöhnliche Entschuldigung

Bei der Gedenkveranstaltung zum 5. World Holocaust Forum in Yad Vashem Foto: dpa

Zwei Wochen nach der großen Gedenkfeier des World Holocaust Forum in Jerusalem anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des NS-Todeslagers Auschwitz-Birkenau hat die israelische Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem sich für »eine Reihe von Ungenauigkeiten« entschuldigt.

In Kurzfilmen, die den Staatsgästen aus mehr als 40 Ländern während der Veranstaltung gezeigt wurden, seien gewisse historische Fakten »einseitig und unvollständig« dargestellt worden, schrieb Dan Michman, der Chef des Internationalen Instituts für Holocaustforschung in Yad Vashem, in einer Email an Historiker. Die gemachten Fehler hätten nicht der sonst üblichen Herangehensweise Yad Vashems entsprochen, so Michman.

 So hätten sei man in den Einspielern nicht auf den Hitler-Stalin-Pakt eingegangen. In der Folge des Nichtangriffspaktes zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion vom August 1939 war Polen in zwei Einflusssphären aufgeteilt worden sei. Die Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee begann gut zwei Wochen nach dem Einmarsch deutscher Truppen in den westlichen Landesteil.

Es seien Karten gezeigt worden, die nicht die tatsächlichen Grenzen zwischen Polen und seinen Nachbarn gezeigt hätten, schrieb der Historiker Dan Michman von Yad Vashem.

Außerdem, stellte Michman fest, seien Karten gezeigt worden, die nicht die tatsächlichen Grenzen zwischen Polen und seinen Nachbarn gezeigt und »fälschlicherweise Konzentrationslager als Vernichtungslager markiert« hätten.

World Holocaust Forum Das World Holocaust Forum, gegründet und finanziert vom russischen Geschäftsmann Moshe Kantor, der Präsident Wladimir Putin nahesteht, stand schon vor der Gedenkfeier am 23. Januar in der Kritik, vor allem von polnischer Seite. Der Leiter des Auschwitz-Birkenau-Museums, Piotr Cywinski, nannte die Ausrichtung eines separaten Gedenkens in Israel »provokant« und »unreif«.

Kantor, der auch Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses ist, versuche seit Jahren, sein Forum als alternative Gedenkfeier zur offiziellen Veranstaltung am 27. Januar in Auschwitz zu installieren, sagte Cywinski Mitte Januar der »Times of Israel«.

Auch Polens Präsident Andrzej Duda war ursprünglich zum Forum in Israel eingeladen. Ihm wurde aber – im Gegensatz zu den Vertretern der vier alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkriegs und zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – bei der Hauptfeier in Yad Vashem kein Rederecht gewährt. Daraufhin sagte Duda seine Teilnahme am World Holocaust Forum ab.

Putin Putin wiederum, der im Vorfeld schwere Kritik an Polens Rolle vor Kriegsausbruch geübt hatte, war vier Tage später nicht zur Gedenkfeier in Auschwitz eingeladen.

Die Entschuldigung Yad Vashems ist auch deshalb ungewöhnlich, weil das staatliche Holocaust-Museum Israels sich ansonsten aus aufgeladenen geschichtspolitischen Debatten eher heraushält. »Wir betonen auch weiterhin unsere Verpflichtung zur geschichtlichen Wahrheit und zur Forschung«, schrieb Dan Michman in seiner Erklärung.

Yad Vashem trete den Bestrebungen in einigen Ländern entgegen, im politischen Diskurs historische Tatsachen zu verschleiern oder zu verzerren. mth

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert