Berlin

Undiplomatischer Auftakt

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Foto: dpa

Beim Auftakt des Jubiläumsjahres »50 Jahre diplomatische Beziehungen Israel-Deutschland« hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am vergangenen Donnerstag die Erfolgsgeschichte der Beziehungen zwischen beiden Staaten gewürdigt, aber auch deutliche Kritik an der Regierung in Jerusalem geübt.

Gelegenheit zur Antwort auf dem Podium hatte Israels Botschafter in Berlin, Yacov Hadas-Handelsman, nicht: Er durfte ein Grußwort sprechen, nahm aber nicht an der Diskussion teil, bei der Steinmeier, der israelische Schriftsteller Meir Shalev und der Filmemacher Edgar Reitz über den Begriff von Heimat diskutierten. Die Diskussion wurde von der TV-Journalistin Astrid Frohloff moderiert.

Freunde Die Beziehungen hätten inzwischen eine Basis erreicht, dass man unter Freunden einen Rat geben könne, sagte Steinmeier. Der Außenminister kritisierte insbesondere Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der nach den Anschlägen von Paris französische Juden zur Einwanderung nach Israel aufgerufen hatte. Dies sei »irritierend«, so Steinmeier.

Ferner ging der Außenminister auf die israelische Debatte um das »Gesetz zum Nationalstaat des jüdischen Volkes« ein, über das in den vergangenen Monaten heftig gestritten wurde. Es sei Tradition in Israel, dass man sich selbst als jüdisch-demokratischen Staat beschreibe. Nun sei aber darüber debattiert worden, ob man das Jüdische hervorhebe und das Demokratische in den Hintergrund rücke.

Zweistaatenlösung
Zum ungelösten Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel erklärte Steinmeier, nur eine Zweistaatenlösung könne zum Erfolg führen. »Nach der letzten Gaza-Auseinandersetzung hatten wir eine Chance«, so der deutsche Außenminister. »Ich habe nie mehr als jetzt bedauert, dass eine Lösung nicht einmal mehr versucht wurde.« Weiter sagte er: »Wenn Sie fragen: ›Mischen wir uns ein?‹, dann sage ich: Das gehört zu unserer Verantwortung.«

Yacov Hadas-Handelsman sagte in seinem Grußwort, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel 1965 nach der Erfahrung der Schoa sei mehr als ein Wunder: »Es ist der Beweis der Fähigkeit des jüdischen Volkes, seine Zukunft und sein Schicksal selbst zu bestimmen.«

Heimat Die Veranstaltung war als Start von »Zweierlei Heimaten«, einer kulturellen Lese- und Gesprächsreihe im deutsch-israelischen Jubiläumsjahr, angelegt, doch immer wieder wurde es politisch. Der Schriftsteller Meir Shalev sprach sich wie Steinmeier für eine Zweistaatenlösung aus: »Dieses Heimatland sollte geteilt werden.«

Auf die Frage der Moderatorin, ob er Angst um seine Heimat Israel habe, antwortete Shalev, die Juden seien »nicht nach Hause gekommen, um das wieder zu verlieren«. Und er fügte hinzu: »Die Frage, ob wir unsere Heimat verlieren, ist nicht verhandelbar.«

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025