Einspruch

Und ewig grüßt der Arafat

Ob Janis Joplin, Jim Morrison oder Che Guevara – echte Popstars sterben auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Dass es Jassir Arafat trotz weltweiter Groupie-Szene nicht zum Popstar geschafft hat, liegt vielleicht auch an dieser Tatsache. Als er 2004 in einem französischen Krankenhaus 75-jährig starb, war Arafat bereits zu einer Randfigur der Weltpolitik verkommen.

Aus dem bejubelten Friedensnobelpreisträger war ein verbitterter Terrorrentner geworden, der in seinem Hauptquartier in Ramallah festsaß. Israel hatte die Hoffnung, auf dem Verhandlungsweg zu einer Lösung mit den Palästinensern zu kommen, beinahe aufgegeben und mit einseitigen Maßnahmen begonnen: Der Bau der Sperranlage und die 2005 folgende Räumung des Gazastreifens dokumentieren das.

Polonium Nun soll die Leiche Arafats obduziert werden, weil ein Schweizer Labor im Auftrag des Fernsehsenders Al Dschasira erhöhte Werte des radioaktiven Stoffes Polonium 210 auf Unterhose und Zahnbürste Arafats gefunden hat, die acht Jahre im Tresor des Anwalts von Ehefrau Suha gelagert haben sollen. Arafat sei vergiftet worden, heißt es. Zwar betont das Institut, Arafats Symptome seien gar nicht die, die bei einer Vergiftung durch Polonium einträten. Da war die Verschwörungstheorie aber schon aus dem Sack.

Sicher, der alte Arafat hatte viele Feinde, nicht zuletzt jene, die am meisten von seinem Tod profitierten: die Hamas. Auch die israelische Regierung hatte Arafat früher als Störfaktor für die Friedensverhandlungen angesehen. Doch wer nun behauptet, Israels Regierung habe sich einen Vorteil durch Arafats Tod erhofft, der billigt ihr damit gleichzeitig zu, an einem Fortschritt der Verhandlungen mit den Palästinensern interessiert gewesen zu sein. Dies ist der immanente logische Fehler dieser Verschwörungstheorie. Der physikalische ist: Polonium 210 hat eine Halbwertszeit von nur 138 Tagen. Die Verschwörungstheorien halten sich bestimmt länger.

Der Autor ist Redakteur der Wochenzeitung »Jungle World«.

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025