Berlin

Trauer um Klaus Schütz

Klaus Schütz (1926–2012) Foto: dpa

Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Schütz ist am vergangenen Donnerstagabend im Alter von 86 Jahren in einem Berliner Krankenhaus gestorben. Schütz war von 1957 bis 1962 im Deutschen Bundestag und von 1962 bis 1966 Senator für Bundesangelegenheiten, anschließend von 1967 bis 1977 Stadtoberhaupt des damaligen West-Berlin. Danach ging er in den diplomatischen Dienst, war bis 1981 Bonns Botschafter in Israel. Den SPD-Politiker verband eine enge Freundschaft mit Heinz Galinski, dem ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) würdigte Schütz als einen »eindrucksvollen Menschen und herausragenden Politiker«, als ein »Vorbild an Pflichtbewusstsein«. »Besonders am Herzen lagen ihm die deutsch-israelischen Beziehungen. Wir trauern mit seiner Familie um einen treuen Freund und Berater Berlins.«

Ansehen Rudolf Dressler, von 2000 bis 2005 deutscher Botschafter in Israel, hatte mit Schütz »sporadisch« Kontakt und reagierte bestürzt auf die Nachricht von dessen Tod: »Klaus Schütz hatte parteiübergreifend einen ausgezeichneten Ruf.« Auch bei den Überlebenden der Schoa in Israel habe er großes Ansehen genossen, sagte Dressler der Jüdischen Allgemeinen.

Auch Hermann Simon, Direktor des Centrum Judaicum, ist vom Tod des Politikers betroffen: »Klaus Schütz war nicht nur ein enger Freund von Heinz Galinski, sondern darüber hinaus ein Freund unserer Sache. Berlin und die Berliner Juden im Besonderen haben ihm sehr viel zu verdanken. Ich bin dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte.«

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, sagte: »Berlin verliert einen bedeutenden Menschen mit einem großen Herzen. Seine Stimme wird der Stadt fehlen. Wir trauern heute um einen wahren Freund und Unterstützer«, so Joffe. »Unsere Gedanken sind jetzt bei seiner Familie.«

Engagement Klaus Schütz erhielt 1994 den von der Gemeinde ausgelobten Heinz-Galinski-Preis. Neben seinem politischen Engagement war er Vorsitzender der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Berlin (DIG). Deren Vorsitzender, Jochen Feilcke, drückte seine Trauer mit folgenden Worten aus: »Er war bis zuletzt zur Stelle, wenn es um die Pflege und den Ausbau der einzigartigen deutsch-israelischen Beziehungen ging.

Berlin verliert eine bedeutende Persönlichkeit, wir verlieren ein großartiges Mitglied und einen Freund.« Auch die Gedenkstätte Sachsenhausen trauert um den Gründungsvorsitzenden ihres Fördervereins. »Mit ihm verlieren wir einen großen Freund und Förderer«, erklärte Stiftungsdirektor Günter Morsch in Oranienburg.

Bis Freitag können sich Berlinerinnen und Berliner im Roten Rathaus in ein Kondolenzbuch eintragen.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert