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SS-Renten, »Jüdische Stimme«, Hisbollah

Foto: imago stock&people

Renten an SS-Angehörige
Etwa zwei Dutzend belgische Staatsbürger, die im Zweiten Weltkrieg bei der Waffen-SS oder ähnlichen Kampfverbänden waren, sollen bis zum heutigen Tag Opferrenten aus Deutschland beziehen. Das behauptet der belgische Historiker Alvin De Coninck vom Opferverband »Herinnering – Mémoire – Erinnerung«. Das belgische Parlament forderte daraufhin die Bundesrepublik auf, diese Überweisungen einzustellen. Es soll sich um monatliche Zahlungen zwischen 475 und 1275 Euro handeln; nach 1945 seien insgesamt 38.000 Belgier in den Genuss dieser Rente gekommen, die auf einen Erlass Adolf Hitlers aus dem Jahr 1941 zurückgehe. Das Bundesarbeitsministerium in Berlin teilte mit, dass unter den verbliebenen 18 Leistungsempfängern in Belgien keine ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS seien. Nach Angaben der Pariser Zeitung »Figaro« erhielten insgesamt 2033 Menschen, die als Kollaborateure mit dem NS-Regime gelten können, Rentenzahlungen aus Deutschland. Mehr als 1500 von ihnen lebten in Europa, alleine 573 in Polen. Es folgen Slowenien (184), Österreich (101), Tschechien (94), Kroa­tien (71), Frankreich (54), Ungarn (48) und Großbritannien (34).  ja

Wenig Rente für Zuwanderer
Mit den Stimmen der Großen Koalition wurde der Antrag von FDP, Grünen und Linkspartei abgelehnt, die Renten jüdischer Kontingentflüchtlinge zu erhöhen. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundessozialministerium, Kerstin Griese (SPD), sagte, das Thema sei zu komplex für einfache Antworten. Eine rentenrechtliche Lösung, die nach dem Willen der Initiatoren des Antrags auf eine Gleichbehandlung von jüdischen Zuwanderern mit nichtjüdischen Spätaussiedlern hinausgelaufen wäre, sei nicht der richtige Weg. Auch der Zentralrat der Juden und die Zentralwohlfahrtsstelle hatten sich für den Antrag starkgemacht.  ja

Streit in Göttingen
Der Streit um die Verleihung des diesjährigen Göttinger Friedenspreises an die Initiative »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost« geht weiter. Stadt und Universität Göttingen sowie die örtliche Sparkasse haben sich nach Protesten aus der Jury zurückgezogen; die den Preis verleihende »Stiftung Dr. Roland Röhl« bleibt bei ihrem Beschluss und will auch die Jury nicht neu besetzen. Kritiker, darunter der Zentralrat der Juden in Deutschland und der Antisemitismusbeauftragte des Bundes, Felix Klein, werfen der »Jüdischen Stimme« eine Nähe zur antiisraelischen BDS-Kampagne vor.  ja

Angriff auf Oberrabbiner
Argentiniens Oberrabbiner Gabriel Davidovich wurde in der Nacht zum Montag in seiner Wohnung in Buenos Aires vor den Augen seiner Frau gefesselt und zusammengeschlagen. »Wir wissen, dass du der AMIA-Rabbiner bist«, sollen die sieben Angreifer gerufen haben, ehe sie mit Bargeld und Wertgegenständen verschwanden. Davidovich kam mit Verletzungen ins Krankenhaus. Das Zentrum des jüdischen Wohlfahrtsverbands AMIA war 1994 Ziel eines Anschlags mit 87 Toten.  ja

London verbietet Hisbollah
Großbritannien plant ein komplettes Verbot der pro-iranischen Hisbollah. Innenminister Sajid Javid kündigte an, nicht nur ihren militärischen, sondern auch den politischen Flügel zu verbieten. Eine Unterscheidung zwischen beiden Flügeln sei nicht mehr möglich.  ja

Stutthof-Prozess bald eingestellt?
Der 95-jährige frühere SS-Mann Johann R. aus dem Landkreis Borken, der sich wegen Beihilfe zum Mord in Hunderten Fällen im KZ Stutthof vor dem Landgericht Münster verantworten muss, wurde von einem Gutachter als nicht mehr verhandlungsfähig eingeschätzt. Eine Verfahrenseinstellung steht an.  ja

Koscher und halal nicht Bio
Koscheres und Halal-Fleisch darf in der EU nicht das Bio-Gütesiegel tragen, urteilte der Europäische Gerichtshof in Luxemburg. Schlachten ohne Betäubung erfülle nicht höchste Tierschutzstandards. Konkret forderten französische Tierschützer, dass als »halal« gekennzeichnete Hacksteaks nicht mit dem Zusatz »aus ökologischem/biologischem Landbau« beworben werden darf. Das Bundesernährungsministerium begrüßte das Urteil.  ja

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025