Berlin

Spahn äußert sich zu Merz’ Waffenstopp für Israel

Jens Spahn (CDU), Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag Foto: picture alliance/dpa

Der Fraktionsvorsitzende der Unionsparteien im Bundestag, Jens Spahn (CDU) hat sich am Montag zu der am Freitag getroffenen Entscheidung des Bundeskanzlers geäußert, keine Waffen mehr nach Israel zu exportieren, die in Gaza genutzt werden könnten. Er nannte den Entschluss, der auch innerhalb der Union für viel Kritik sorgte, »vertretbar«.

Auf Instagram erklärte Spahn: »Israel und Deutschland haben ein besonderes Verhältnis zueinander. Es ist ein historisches Wunder, dass unsere beiden Länder nach dem Menschheitsverbrechen der Schoa so enge freundschaftliche Beziehungen zueinander haben. Für dieses Wunder sind wir dankbar.«

Das Existenzrecht und die Sicherheit Israels seien und blieben weiterhin deutsche Staatsräson, versicherte der frühere Gesundheitsminister. »Das unterscheidet Deutschland von anderen europäischen Staaten wie Frankreich und Großbritannien. Auch in diesem Unterschied drückt sich bei aller engen Abstimmung mit unseren europäischen Partnern dieses besondere Verhältnis aus«, erklärte Spahn.

»Schwierige Abwägung«

»Dieses besondere Verhältnis ermöglicht es uns auch in schwierigen Situationen offen und klar miteinander zu sprechen und Meinungsunterschiede zwischen den demokratisch gewählten Regierungen beider Länder auszulösen, zumal in Fragen die auch in Israel selbst höchst umstritten sind«, sagte der Fraktionsvorsitzende. »Insbesondere die humanitäre Situation im Gazastreifen muss sich endlich verbessern.«

Wer ein Herz habe, den berühre das Schicksal der vielen unschuldigen Menschen im Gazastreifen, der Kinder und Frauen, die zudem zu oft von der Hamas als lebende Schutzschilde missbraucht würden, betonte Spahn. »Eine neuerliche Ausweitung der Kampfhandlungen insbesondere auf Gaza Stadt, wo etwa eine Million Menschen leben, droht dieses Leid der Zivilbevölkerung zu verschlimmern.«

All dies habe den Bundeskanzler und die Bundesregierung in einer schwierigen Abwägung zu der »vertretbaren Entscheidung« bewogen, bis auf Weiteres die Lieferung von Waffen an Israel auszusetzen, die in Gaza zum Einsatz kommen können, so Spahn. Weder er noch die CSU wurden laut Zeitungsberichten konsultiert, bevor Merz die Entscheidung zu dem Waffenstopp traf. Dies führt seither zu Streit mit der bayerischen Schwesterpartei.

Lesen Sie auch

Spahn fügte auf seinem Social-Media-Account hinzu: »Klar ist und bleibt: Die terroristische Hamas könnte den Konflikt und das Leiden der Menschen sofort beenden. Durch die Freilassung der Geiseln, die Niederlegung der Waffen, durch die Aufgabe des Ziels, Israel vernichten zu wollen. Solange sie dies nicht tut, ist die Bekämpfung der Hamas ein legitimes Ziel israelischer Politik, zumal nach den Gräueln des 7. Oktober 2023.«

»Antisemitischer Mob«

Auch sagte Spahn, die Hamas dürfe in der Zukunft des Gazastreifens keine Rolle mehr spielen. »Wir tun alles dafür, dass das israelische Verhältnis intakt bleibt und Deutschland so bald wie möglich die Lieferungen wieder aufnehmen kann und ein neuer Impuls für eine friedliche Entwicklung im Nahen Osten gesetzt wird.«

Spahn wiederholte zudem Merz’ Aussage vom Sonntag, wonach »die Grundsätze der deutschen Israelpolitik« unverändert gelten. »Jeder Feind Israels muss wissen: Deutschland steht fest an der Seite Israels, an der Seite der einzigen Demokratie im Nahen Osten. Wir werden uns auch niemals damit abfinden, dass sich der antisemitische Mob auf unseren Straßen breit macht, dass er hier vor dem Reichstagsgebäude seine Hassparolen verbreitet und dass dieser Hass mit Abgeordneten von AfD und Linkspartei auch Einzug in den Deutschen Bundestag gehalten hat.«

Jeder Judenhasser und Israelfeind in Deutschland müsse wissen, »dass er auf unsere entschiedene Gegenwehr trifft.« Die Unionsfraktion sei und bleibe »ein enger Freund Israels und des jüdischen Volkes«. im

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus – Israels Rechte jubelt

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Sabine Brandes

Trump greift Israels Demokratie an

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Interview

»Keiner hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Berlin

Verhandlung über Waffenlieferungen an Israel

Insgesamt sechs Kläger wollen vor dem Berliner Verwaltungsgericht in zwei Fällen feststellen lassen, dass der Export deutscher Rüstungsgüter an Israel rechtswidrig war. Eine Entscheidung wird noch für Mittwoch erwartet

 12.11.2025

Interview

»Erinnern, ohne zu relativieren«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über das neue Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung, Kritik an seiner Vorgängerin Claudia Roth und die Zeit des Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur

von Ayala Goldmann  12.11.2025

Erinnerungspolitik

Weimer: Gedenkstätten sind zentrale Pfeiler der Demokratie

Das Bundeskabinett hat ein neues Konzept für Orte der Erinnerung an die NS-Verbrechen und die SED-Diktatur beschlossen. Die Hintergründe

von Verena Schmitt-Roschmann  12.11.2025 Aktualisiert

Wien

Juden protestieren gegen FPÖ-Veranstaltung für Antisemiten im Parlament

Als »radikalen Antisemiten« hatte sich der Österreicher Franz Dinghofer einst selbst bezeichnet - auch der NSDAP trat er bei. Die rechtsextreme FPÖ gedenkt des Politikers nun - und wird dafür hart kritisiert

 11.11.2025