Kassel

So will die documenta den nächsten Antisemitismus-Skandal verhindern

Auf der Documenta wurden im vergangenen Jahr zahlreiche antisemitische Werke gezeigt Foto: picture alliance/dpa

Nach dem Antisemitismus-Skandal der Kasseler Kunstschau documenta 15 wollen die Verantwortlichen Judenfeindschaft bekämpfen, ohne Abstriche bei der Kunstfreiheit zu machen.

Ein veröffentlichter Bericht sieht die »Etablierung von wirkungsvollen Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit bei vollständigem Schutz der Kunstfreiheit« vor, teilte die gemeinnützige Gesellschaft »documenta und Museum Fridericianum« am Freitag in Kassel mit. Deren Gesellschafter, die Stadt Kassel und das Land Hessen, hatten für die Analyse eine fachwissenschaftliche Begleitung unter der Federführung der Frankfurter Politologin Nicole Deitelhoff beauftragt.

Der Abschlussbericht empfiehlt unter anderem je einen Verhaltenskodex für die Gesellschaft und die Künstlerische Leitung. Im Kodex der Gesellschaft solle festgelegt sein, dass sie »sich eindeutig gegen Antisemitismus, Rassismus und sonstige Formen der Diskriminierung positioniert und ihre Einwirkungsmöglichkeiten unter Wahrung der Kunstfreiheit auch nutzen wird, um dieses Ziel zu erreichen«. Der Kodex der Künstlerischen Leitung solle »Passagen enthalten, die darstellen, wie gewährleistet wird, dass die von der Künstlerischen Leitung kuratierte Ausstellung die Menschenwürde nicht verletzt«.

Wissenschaftlicher Beirat

Ein wissenschaftlicher Beirat solle ins Leben gerufen werden, heißt es in dem Abschlussbericht weiter. Der Vorsitzende dieses Beirats solle im Aufsichtsrat Sitz und Stimme haben. Die Aufgaben von Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung sollten klar geregelt sein. Die Geschäftsführung solle keine kuratorischen Aufgaben übernehmen, habe aber die Pflicht, sich »in extremen Fällen« von künstlerischen Inhalten zu distanzieren, ohne in diese selbst einzugreifen. Der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann, äußerte sich zufrieden mit den Ergebnissen des Abschlussberichts. »Wer den Bericht studiert, wird feststellen, dass er gleichermaßen wirkungsvolle Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit implementieren möchte, wie er sicherstellen möchte, dass dabei die Kunstfreiheit unbedingt und uneingeschränkt geschützt bleibt«, sagte er.

Die documenta 15 im vergangenen Jahr wurde seit der Vorbereitungsphase von Antisemitismusvorwürfen überschattet. Kurz nach Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni war das Banner »People’s Justice« des indonesischen Künstlerkollektivs »Taring Padi« wegen antisemitischer Motive abgehängt worden. Weitere israelfeindliche Werke und Filme wurden als antisemitisch kritisiert. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Sabine Schormann, wurde abberufen. Mitte November war die gesamte Findungskommission für die documenta 16 im Jahr 2027 zurückgetreten. Vorangegangen waren der Rückzug der israelischen Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger aus dem Gremium, den sie mit dem Überfall der Hamas auf Israel begründete, sowie der Rücktritt des indischen Kommissionsmitglieds Ranjit Hoskoté, der 2019 ein antisemitisches Statement unterzeichnet hatte. epd

New York

NYPD-Chefin entschuldigt sich nach Protest vor Synagoge

Polizeichefin Jessica Tisch räumt ein teilweises Versagen ihrer Behörde ein

 25.11.2025

Berlin

Mit Kippa und Uniform

Jüdische Geistliche aus Kanada, den USA, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern bei der ersten internationalen Konferenz von Militärrabbinern

 25.11.2025

Polen

Antisemitismus-Eklat in Auschwitz

»Juden wollen in Polen Übermenschen sein, die Anspruch auf eine bessere Stellung haben, und die polnische Polizei tanzt nach ihrer Pfeife«, sagt der rechtsextreme Politiker Grzegorz Braun

 25.11.2025

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Münster

Gericht macht Unterschiede bei propalästinensischen Parolen

Wann ist Kritik am Staat Israel von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ein Gericht in NRW sieht das generelle Verbot, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, als rechtswidrig an

 24.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Potsdam

BSW-Fraktionsvize tritt nach Reaktion auf AfD-Zitat zurück

Die Landtagsfraktion in Brandenburg ist nach vier Parteiaustritten in einer Krise. Nun tritt auch noch Fraktionsvize Dorst von seinem Amt zurück. Die Hintergründe

 24.11.2025

Soziale Medien

Plattform X: Israelfeindliche und antisemitische Inhalte aus Pakistan und der Türkei

Ein neues Transparenz-Feature zeigt: Angeblich von westlichen »Israelkritikern« betriebene Konten werden in Wirklichkeit aus anderen Teilen der Welt bearbeitet

 24.11.2025