Joe Kaeser

Siemens-Chef mahnt zu Kampf gegen Judenhass

Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens Foto: imago images/Sven Simon

Siemens-Chef Joe Kaeser fordert die Gesellschaft zum Widerstand gegen Judenfeindlichkeit auf. »Man muss aufstehen und Profil zeigen. Wir dürfen uns bei Antisemitismus und Rassenhass nicht wegducken«, sagte Kaeser der »Augsburger Allgemeinen« (Montag). »Das ist eine moralische Aufgabe für Deutschland und die Spitzenvertreter des Landes.«

Viele einfache Bürger fänden kein öffentliches Gehör. »Deswegen sollten auch bekannte Meinungsbildner das Wort erheben.« Siemens weise im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus dunkle Flecken auf: »Stichwort Zwangsarbeiter. Auch daraus erwächst eine Verantwortung.«

MORDDROHUNGEN Er habe wegen seines Eintretens gegen Hass etwa bei Twitter schon Morddrohungen erhalten, sagte Kaeser. Das bringe ihn aber nicht von seinem Engagement ab.

Dieses sei für ihn »vorwiegend die klare Konsequenz aus der deutschen Geschichte, also dem Nationalsozialismus. So etwas darf nie wieder passieren. Es schmerzt mich, wenn ich 75 Jahre nach Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz darüber nachdenke, wie es möglich war, dass Deutsche solche Taten begangen haben, einen solchen Zivilisationsbruch.«

VERANTWORTLICHE Das alles habe eigentlich nur passieren können, weil zu viele Verantwortliche aller gesellschaftlichen Gruppierungen zu lange geschwiegen hätten, so der Siemens-Chef.

»1939 war es dann zu spät. Wirtschaftslenker, wie ich heute einer bin, haben zu lange geschwiegen. Deswegen schweige ich nicht – gerade auch weil Antisemitismus und Ausgrenzung nicht aus Deutschland verschwunden sind.«

Kaeser sagte, er wolle seine Stimme immer dann erheben, wenn Minderheiten Unterstützung bräuchten oder sich nur wenige trauten, ihre Meinung zu sagen, weil ihnen die Gegner zu mächtig erschienen. »Genau dann muss man sich zu Wort melden und nicht erst, wenn es sich schon Tausende getraut haben.«

FLÜCHTLINGSPOLITIK Das gelte zum Beispiel, wenn »Menschen auf dem Mittelmeer ertrunken sind, weil unsere europäische Flüchtlingspolitik das nicht verhindern konnte«.

Der Wirtschaftsboss äußerte sich auch zum Thema Frauenquote: »Wenn es die deutsche Wirtschaft über Jahrzehnte nicht geschafft hat, mehr Frauen in den Vorständen zu etablieren, dann muss der Gesetzgeber den Rahmen eben enger fassen. Die Wirtschaft hatte ihre Chance, hat sie aber nicht ausreichend genutzt.« dpa

Polen

Antisemitismus-Eklat in Auschwitz

»Juden wollen in Polen Übermenschen sein, die Anspruch auf eine bessere Stellung haben, und die polnische Polizei tanzt nach ihrer Pfeife«, sagt der rechtsextreme Politiker Grzegorz Braun

 25.11.2025

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Münster

Gericht macht Unterschiede bei propalästinensischen Parolen

Wann ist Kritik am Staat Israel von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ein Gericht in NRW sieht das generelle Verbot, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, als rechtswidrig an

 24.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Potsdam

BSW-Fraktionsvize tritt nach Reaktion auf AfD-Zitat zurück

Die Landtagsfraktion in Brandenburg ist nach vier Parteiaustritten in einer Krise. Nun tritt auch noch Fraktionsvize Dorst von seinem Amt zurück. Die Hintergründe

 24.11.2025

Soziale Medien

Plattform X: Israelfeindliche und antisemitische Inhalte aus Pakistan und der Türkei

Ein neues Transparenz-Feature zeigt: Angeblich von westlichen »Israelkritikern« betriebene Konten werden in Wirklichkeit aus anderen Teilen der Welt bearbeitet

 24.11.2025

Washington D.C.

Trump kündigt Einstufung der Muslimbrüder als Terrororganisation an

Der Organisation würde mit diesem Schritt der Zugang zu finanzieller Unterstützung verwehrt. Die Muslimbruderschaft wird immer wieder mit radikalen Ablegern in Verbindung gebracht

 24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025