Meinung

Schalom, Herr Gauck!

Shimon Stein Foto: Gregor Zielke

Wenn Bundespräsident Gauck in diesen Tagen nach Israel reist, stellt er sich in eine Tradition, ja in die Kontinuität deutscher Bundespräsidenten, die zu Beginn ihrer Amtszeit Länder besuchten, die für Deutschland eine besondere Bedeutung haben. Das sind nicht nur Nachbarn wie Frankreich und Polen, sondern das ist eben auch Israel. Diese Reise ist von einer hohen und besonderen Symbolik gekennzeichnet, die durch den Zivilisationsbruch der Schoa und die daraus für die Bundesrepublik Deutschland resultierende historische und moralische Verpflichtung für die Sicherheit und das Existenzrecht Israels entstanden ist.

Diese Symbolik und allgemeine staatspolitische Verpflichtung wiegen bei der Reise höher als die Tagespolitik, wohl wissend, dass bilaterale wie auch politische Themen auf der internationalen Tagesordnung stehen: das Streben des Iran nach Nuklearwaffen, der israelisch-palästinensische Konflikt sowie die Bedeutung des »Arabischen Frühlings«. In dieser Hinsicht schwächt Gaucks Besuch in Ramallah den Charakter dieses ersten Staatsbesuchs des neuen Bundespräsidenten etwas ab.

Projekte Gaucks Amtsvorgänger, wie beispielsweise Johannes Rau oder Horst Köhler, hatten ihre Antrittsbesuche in Israel jeweils genutzt, um Projekte anzustoßen, die zukunftsorientiert waren. Rau legte großen Wert auf den Jugendaustausch, und Köhler hat das Zukunftsforum, das sich der künftigen Gestaltung der Beziehungen widmet, mit ins Leben gerufen.

Es wäre schön, wenn Joachim Gauck bei seinem Treffen mit seinem Amtskollegen Schimon Peres auch ein zukunftsweisendes Projekt begründen würde. Das kann sich der Wissenschaft widmen, die für Peres ein wichtiges Anliegen ist. Das kann auch mit der Technologieentwicklung oder mit der Verbesserung der Lebensbedingungen in der Dritten Welt zu tun haben.

Dialog Über die Vergangenheit hinaus, die eine tragende Säule der einzigartigen Beziehungen ist, muss es den beiden Staaten gelingen, neue Themen zu finden, die von Bedeutung für ihre gemeinsame Zukunft sind. Darüber hinaus soll der Besuch dazu dienen, den Dialog zwischen den Regierungen und zwischen den Zivilgesellschaften zu vertiefen. Ich hoffe, dass der Bundespräsident am Ende sagen kann, was für ein schöner Besuch in Israel das war.

Der Autor war von 2001 bis 2007 Botschafter Israels in der Bundesrepublik Deutschland.

Meinung

Das letzte Wort zum »Völkermord«

Wer für einen Genozid verantwortlich ist, versorgt dessen angebliche Opfer nicht. In Gaza tut Israel, was es tun muss

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Meinung

Vereinte Nationen: Alter Wein in neuen Schläuchen

Kommende Woche soll in New York eine Resolution zum Nahostkonflikt verabschiedet werden. Sie ist hochproblematisch. Deutschland sollte dagegen stimmen

von Jacques Abramowicz  18.09.2025

"Times"-Bericht

London vor Anerkennung eines Staates Palästina

Noch vor anderen Weltmächten könnte Großbritannien die formale Anerkennung eines palästinensischen Staates vollziehen. Die Berichte darüber kommen zu einem heiklen Zeitpunkt

 18.09.2025

München

Auschwitz Komitee: Shani-Ausladung ist »schändlich«

Ein Musikfestival in Gent hat die Münchner Philharmoniker ausgeladen, weil das Verhältnis des israelischen Dirigenten zu seiner Regierung nicht klar sei. Das Auschwitz Komitee kritisiert das

 18.09.2025

Berlin

Hardt: Keine Wirtschaftssanktionen gegen Israel

Der CDU-Außenpolitiker befürwortet Sanktionen gegen »radikale Minister«. Die Anerkennung eines Staates Palästina lehnt er ab

 18.09.2025

Flensburg

Antisemitisches Schild löst Empörung aus

»Juden haben hier Hausverbot!« steht im Schaufenster eines Geschäftes. Aus der Lokalpolitik kamen deutliche Reaktionen

 18.09.2025 Aktualisiert

Antrittsbesuch

Merz reist nach Madrid: Differenzen in Haltung zu Israel

Insgesamt läuft es gut in den Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Bei einem Thema gibt es aktuell aber Streit

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert