Madrid

Sánchez beschuldigt Israel, einen Völkermord zu begehen

Ministerpräsident Pedro Sánchez bei der Fragestunde im Kongress Foto: IMAGO/Europa Press

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez Castejon hat am Mittwoch Israel als »genozidalen Staat« bezeichnet und betont, man werde »keine Geschäfte mit einem solchen Land machen«. Das sagte er in einer Fragestunde im Parlament in Madrid. Gabriel Rufián, ein katalanischer Abgeordneter, hatte dem sozialistischen Regierungschef zuvor vorgeworfen, weiter mit den Israelis Handel zu treiben.

»Ich möchte hier eines klarstellen, Herr Rufián. Wir machen keine Geschäfte mit einem genozidalen Staat, das tun wir nicht. Ich glaube, ich habe neulich hier in diesem Plenum deutlich gemacht, worüber wir sprechen, als einige Dinge gesagt wurden, die nicht der Wahrheit entsprechen«, so Sánchez wörtlich.

Es war spanischen Medienberichten zufolge das erste Mal, dass der Chef der PSOE den Begriff »Estado genocida« verwendete – im Gegensatz zu seinen Koalitionspartnern von der Linkspartei Sumar. Deren Chefin, die Sánchez-Stellvertreterin Yolanda Díaz, attackiert Israel fast täglich scharf und will die Handelsbeziehungen einfrieren.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Vor kurzem hatte Spaniens Regierung auf Betreiben von Sumar eine Bestellung von Munition für die Polizeitruppe Guardia Civil im Wert von sechs Millionen Euro bei einem israelischen Unternehmen aufgekündigt. Díaz hatte damit gedroht, die Regierung zu verlassen. Man könne keine Munition in Israel kaufen, da »gerade ein Völkermord an den Palästinensern stattfindet«, so die stellvertretende Ministerpräsidentin.

In einer Stellungnahme aus dem Büro von Sánchez hieß es: »Die Parteien der progressiven Koalitionsregierung sind der palästinensischen Sache und dem Frieden im Nahen Osten fest verpflichtet. Aus diesem Grund kauft oder verkauft Spanien seit dem 7. Oktober 2023 keine Waffen mehr an israelische Unternehmen. Dies wird auch in Zukunft so bleiben. Die noch offenen Kaufprozesse wurden vor diesem Datum eingeleitet und werden, sofern es sich um Waffen handelt, nicht ausgeführt.«

Vergangenes Jahr hatte Spanien gemeinsam mit Irland einen »Staat Palästina« diplomatisch anerkannt. Auch dies geschah maßgeblich auf Druck von Sumar. Zuvor hatte Díaz ein Video veröffentlicht, in dem sie den Schlachtruf »Palästina wird frei sein, vom Fluss bis zum Meer« verwendete.

Klöckner rügt Linksfraktion für Völkermordvorwurf

Unterdessen rügte in der Debatte im Bundestag in Berlin dessen Präsidentin Julia Klöckner (CDU/CSU) die Abgeordneten der Fraktion Die Linke. Diese hatten die Regierungserklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz (ebenfalls CDU/CSU) mit Zwischenrufen gestört. Ein Abgeordneter rief mit Blick auf die Situation im Nahen Osten: »Das ist kein Krieg, das ist Genozid.«

Klöckner sagte im Anschluss an die Kanzlerrede: »Ich möchte das hier nicht unwidersprochen stehen lassen, gerade an einem Tag, wo wir Margot Friedländers und dem Schicksal ihrer Familie gedenken, die in einem Genozid ums Leben gekommen sind. Jede Relativierung verbietet sich hier.«

Merz hatte zuvor bekräftigt, dass Israels Sicherheit und Existenzrecht deutsche Staatsräson bleibe. »Die diplomatische Annäherung, mehr noch, die Partnerschaft, die seit einigen Jahrzehnten mit Israel besteht, sie ist ein Wunder. Sie ist aber auch eine Gabe des Staates Israel, der israelischen Gesellschaft, auf die wir in der Bundesrepublik nicht haben hoffen dürfen.«

Der Bundeskanzler mahnte zugleich auch deutlich eine bessere Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen an. »Es ist eine humanitäre Verpflichtung aller Beteiligten, dass eine Hungersnot in der Region schnellstmöglich abgewendet wird.«

Washington D.C./Cambridge

Regierung erhöht finanziellen Druck auf Harvard

Präsident Trump geht gegen mehrere Universitäten vor. Er wirft ihnen vor, nicht genug gegen Antisemitismus zu tun. Eine Elite-Uni steht besonders im Fokus

 14.05.2025

Meinung

Jude gesucht für Strafantrag

Dass Staatsanwaltschaften selbst bei judenfeindlichen Hasskommentaren untätig bleiben, ist symptomatisch für den Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland

von Alon David  14.05.2025

Berlin

»Nakba-Tag«: Polizei verbietet Protestzug, Kundgebung darf stattfinden

Die Organisatoren der »ortsfesten« Versammlung, die stattfinden darf, wollen an »77 Jahre des Widerstands«, also des arabisch-palästinensischen Terrors, erinnern und gegen »Repressionen« der deutschen Behörden protestieren

 14.05.2025

Berlin

Viele Freunde

Vor 60 Jahren nahmen Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen auf. Das wurde gefeiert

von Katrin Richter  14.05.2025

Krieg gegen die Hamas

Zentralrat appelliert an Israels Regierung, Hilfsgüter nach Gaza zu lassen

Das Risiko ziviler Opfer müsse beim Kampf gegen den Hamas-Terror so gering wie möglich gehalten werden, so Zentralratspräsident Josef Schuster

 14.05.2025

Berlin

Bundestag würdigt Margot Friedländer

Auch im Parlament war die Holocaust-Überlebende ein gerngesehener Gast. In der vergangenen Woche starb sie. Parlamentspräsidentin Klöckner erinnert an ihre Verdienste

 14.05.2025

Magdeburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Sachsen-Anhalt

Direkt von Anfeindungen betroffen waren laut Rias 86 Personen und in 47 Fällen Einrichtungen

 14.05.2025

Mythos

Forscher widerlegen Spekulation über Olympia-Attentat 1972

Neue Recherchen widersprechen einer landläufigen Annahme zum Münchner Olympia-Attentat: Demnach verfolgten die Terroristen die Geschehnisse nicht am Fernseher. Woher die falsche Erzählung stammen könnte

von Hannah Krewer  14.05.2025

Tel Aviv

Steffen Seibert: Schicksal der israelischen Geiseln geht mir sehr nah         

Botschafter Steffen Seibert kennt viele Angehörige der noch immer verschleppten israelischen Geiseln persönlich und beschreibt ihre Verzweiflung. Auch ihn selber bewegen die Ereignisse

von Hannah Krewer  14.05.2025