Dialog auf dem Campus

Ron Prosor zu Gast bei Diskussion an Universität Potsdam

Der israelische Botschafter Ron Prosor war am Mittwochabend Gast einer Diskussionsveranstaltung auf dem Campus der Universität Potsdam. Eingeladen hatten die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) und die Professur für Militär- und Kulturgeschichte der Universität. »Deutschland und Israel – wie weiter?« lautete das Thema.

Ein Anliegen der Veranstaltung sei es, nach den hasserfüllten Aktionen von Hamas-Unterstützern an deutschen Universitäten wieder ein Zeichen für eine sachliche Diskussionskultur, für jüdisches Leben auf dem Campus und gegen Antisemitismus zu setzen, so die Veranstalter. Sönke Neitzel, Professor für Militärgeschichte, hob in seiner Begrüßung hervor, dass die Initiative für die Veranstaltung von studentischer Seite ausgegangen sei.

Botschafter Prosor widmete sich in seinem Vortrag und der anschließenden Diskussionsrunde der aktuellen Situation und den Folgen des Kampfes Israels gegen den Terror der Hamas.

Weniger Kollateralschäden

Dabei stellte er sich auch kritischen Fragen, wie der nach der Verhältnismäßigkeit des israelischen Vorgehens im Gazastreifen. Israel stehe vor militärischen Herausforderungen, wie sie noch keine Armee erlebt habe, so Prosor. Es sei aber wichtig zu betonen, dass es im Vergleich zu anderen Kriegen in der Welt deutlich weniger Kollateralschäden gebe.

Der Botschafter stellte die von der Hamas veröffentlichten Opferzahlen infrage und sagte, es sei eine Lüge, wenn behauptet werde, Israel ziele bewusst auf Zivilisten. Verantwortlich für die unschuldig Getöteten sei die Hamas, die ihre eigene Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde missbrauche.

Zum international verurteilten jüngsten Angriff auf Rafah sagte Prosor, dass es sich um eine Attacke auf zwei Terroristen gehandelt habe. Das betroffene Zeltlager, in dem Zivilisten ums Leben kamen, sei 1,7 Kilometer entfernt. Erste Untersuchungen hätten ergeben, dass beim Angriff wahrscheinlich ein Waffendepot der Hamas explodiert sei.

Belohnung für Massaker

Für aktuelle Forderungen nach sofortiger Anerkennung eines palästinensischen Staates zeigte Prosor kein Verständnis, dies sei eine Belohnung für die Massaker des Hamas. Er glaube nicht, dass man so Frieden erzielen könne.

Auf die Frage nach einer zukünftigen Lösung für den Gazastreifen sagte Prosor: »Alle die Frieden wollen, müssen verstehen: Mit der Hamas wird es nicht gehen.« Eine Organisation, deren Staatsräson die Vernichtung des Staates Israel und aller Juden weltweit sei, könne nicht Teil der Lösung sein, sie sei vielmehr Teil des Problems.

Hingegen sehe er die arabische Welt in der Verantwortung. Einige arabische Staaten könnten beim Aufbau demokratischer Strukturen im Gazastreifen eine Rolle spielen. Die Abraham Accords zeigten, dass eine Zusammenarbeit möglich sei.

Hamas und Hisbollah

Prosor verdeutlichte, dass sein Land angesichts der Bedrohungen durch die Hamas, Hisbollah und aus dem Iran keine andere Wahl habe, als sich zu verteidigen. »Wir müssen das einzige kleine demokratische Land in der Nachbarschaft von Diktatoren und Terroristen beschützen. Das ist eine große Herausforderung. Aber wir werden stärker daraus hervorgehen.«

Vor dem Audimax, in dem die Diskussion stattfand, skandierten anfangs einige Protestierer Slogans wie »Deutschland finanziert, Israel bombardiert« und hielten Schilder mit Parolen wie »Stop Gaza Genocide« hoch. Im Saal selbst musste ein lautstarker Protestierer von Sicherheitsleuten herausgeführt werden. Ansonsten blieb es an diesem Abend ruhig.

DIG-Präsident Volker Beck zog schließlich eine positive Bilanz. Unserer Zeitung sagte er: »Das ist ein Akt der Selbstbehauptung, dass wir den anderen nicht das Feld überlassen, auch wenn sie laut schreien. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass wir die demokratischen Räume, auch gerade im universitären Bereich, mit unseren Diskussionen und Argumenten besetzen.« ddk

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025