NRW

RIAS stellt ersten Jahresbericht vor

Gut geschützt: die Kölner Synagoge in der Roonstraße Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

In Nordrhein-Westfalen hat die dortige Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) erstmals einen Jahresbericht zu antisemitischen Vorfällen in Deutschlands größtem Bundesland vorgestellt. Das Ergebnis: Im vergangenen Jahr gab es 264 judenfeindliche Vorfälle. Es wird angenommen, dass die Dunkelziffer signifikant höher ist.

RIAS NRW zufolge ist der Judenhass ein virulentes Phänomen. »Schon nach dem ersten Jahr der Erfassung antisemitischer Vorfälle zeigt sich deutlich, dass auch in NRW Antisemitismus eine schreckliche gesellschaftliche Normalität darstellt«, erklärte Jörg Rensmann, der Leiter der Meldestelle. »Antisemitismus äußert sich dabei in zahlreichen Ausdrucks- und Erscheinungsformen und geht mit einer realen Gefährdung und Bedrohung der Betroffenen einher«, erklärte er.

Extreme Gewalt Zu den registrierten Fällen gehören vier, in denen extreme Gewalt eine Rolle spielte, fünf Angriffe, sechs Bedrohungen, neun antisemitische Massenzuschriften, 60 Versammlungen von Individuen mit demselben Hintergrund und 153 Vorfälle verletzenden Verhaltens. Herabwürdigende Äußerungen über Jüdinnen und Juden oder über das Judentum seien alltägliche Vorkommnisse.

Die Bedrohungslage für Juden in Nordrhein-Westfalen bereitet RIAS Sorgen. Im November letzten Jahres kam es zu einer Anschlagsserie im Ruhrgebiet, »bei der wahrscheinlich staatliche Stellen des Iran federführend involviert waren«. Auch gab es einen Brandanschlag
auf das Friedhofsgebäude der Synagogengemeinde Köln.

Der Judenhass in NRW richtete sich zu jeweils 50 Prozent gegen Einzelpersonen und Institutionen. In zwei Dritteln aller Vorfälle waren Juden betroffen. In den meisten Fällen hätten antisemitische Äußerungen oder Handlungen von Angesicht zu Angesicht stattgefunden, hieß es. Zu diesen Vorfällen kam es vorwiegend im öffentlichen Raum und in Bildungseinrichtungen.

Wichtiges Motiv Sowohl Verharmlosungen oder Leugnungen der Schoa wurden von RIAS NRW dokumentiert, als auch Fälle des israelbezogenen Antisemitismus. Die Abwehr der Erinnerung an die Schoa und die nationalsozialistischen Verbrechen sei eines der wichtigsten Motive für antisemitische Äußerungen, heißt es in dem Bericht. Auch das antisemitische »Othering«, bei dem Jüdinnen und Juden als der Mehrheitsgesellschaft »fremd« oder »nicht zugehörig« beschrieben werden, wurde in vielen Fällen registriert.

»Die von RIAS NRW veröffentlichte Zahl von 264 Vorfällen ist erschreckend hoch und bestätigt die Wahrnehmung der Jüdischen Community, dass Jüdinnen und Juden fast alltäglich mit Antisemitismus konfrontiert werden«, erklärte Olga Rosow, die Stellvertretende Verwaltungsdirektorin und Leiterin der Sozialabteilung der Jüdischen
Gemeinde Düsseldorf.

Nicole Pastuhoff, die Präsidentin des Jüdischen Studierendenverbands Nordrhein-Westfalen fügte hinzu: »Die größte Schwierigkeit, die jüdische Lernende im Umgang mit Antisemitismus in Bildungseinrichtungen haben, ist die Meldung und Bekämpfung solcher Vorfälle, ohne den eigenen Bildungsweg zu gefährden. Umso wichtiger ist es, auf die Vielzahl der Missstände aufmerksam zu machen, um die Betroffenen nicht alleine zu lassen.«

Laut Leonid Chraga, dem Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund ist die Arbeit von RIAS »mehr als wichtig für das Verständnis des gesamten Antisemitismus-Geschehens in Deutschland.« Die Schaffung von RIAS NRW sei ein »logischer Schritt« gewesen. ja

Brüssel

Genozid-Debatte: EU-Kommission distanziert sich von Ribera

Die Europäische Kommission will sich die Einschätzung ihrer spanischen Vizepräsidentin nicht zu eigen machen, wonach Israel einen Genozid an den Palästinensern verübe

 05.09.2025

Schweden

Jazz-Musiker David Hermlin wirft Festival Cancelling vor

Der Musiker habe auf einem Swing-Festival propalästinensischen Aktivisten Fragen gestellt. Plötzlich sei ihm »Einschüchterung« vorgeworfen worden

 05.09.2025

Besuch

Neue Schulpartnerschaften zwischen Israel und Hessen

Solidarität in schwierigen Zeiten: Hessens Bildungsminister Schwarz besucht Israel und vereinbart mit seinem dortigen Amtskollegen eine neue Kooperation

von Matthias Jöran Berntsen  05.09.2025

Bericht

Senat: Rund 200 Hamas-Aktivisten in Berlin

Der ebenfalls als terroristische Organisation eingestuften »Volksfront zur Befreiung Palästinas« (PFLP) würden rund 30 Personen zugerechnet

 05.09.2025

München

Israelische Konsulin warnt vor wachsendem Judenhass

»Da wünsche ich mir mehr Haltung«, sagt Talya Lador-Fresher

 05.09.2025

Frankfurt am Main

Vor 80 Jahren: Erster Gottesdienst in Westendsynagoge

Ein Besuch in der größten Synagoge der Stadt und ein Gespräch über Verbundenheit sowie den 7. Oktober

von Leticia Witte  05.09.2025

Paris

EU-Kommissionsvize greift Israel scharf an

Teresa Ribera spricht bei einem Votrag in Zusammenhang mit dem Vorgehen des jüdischen Staates gegen den Terror in Gaza von einem »Genozid«

 05.09.2025

Diplomatie

Israel: Kein Macron-Besuch ohne Kurswechsel Frankreichs

Warum Staatspräsident Macron in Israel derzeit offiziell unerwünscht ist

 04.09.2025

Ferdinand von Schirach

»Sie werden von mir kein Wort gegen Israel hören«

Der Jurist und Schriftsteller war zu Gast bei Markus Lanz - es war eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Sendung

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025