Meinung

Rente mit 85

Rüdiger Mahlo Foto: Claims Conference

Mit der Unterzeichnung eines bilateralen deutsch-polnischen Abkommens hat jetzt ein unrühmliches Kapitel der deutschen Rentenversicherung ein versöhnliches Ende gefunden. Nach langen zwölf Jahren können endlich auch überlebende ehemalige jüdische Ghettoarbeiter, die in Polen wohnen, vollumfänglich die sogenannte Ghettorente erhalten.

Die Claims Conference hat die gewundenen Wege des »Gesetzes zur Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto« eng begleitet und hat in Gesprächen mit den Ressorts, der Rentenversicherung, Vertretern des Bundestages, aller Parteien und in eigens auf ihr Betreiben eingerichteten Arbeitsgruppen auf eine Abstellung der Missstände hingewirkt.

Lodz Mit der Anerkennung von Beitragszeiten in den staatlichen Rentenkassen hatte das langwierige Verfahren 1997 seinen Auftakt genommen. Wer sich im Ghetto Lodz freiwillig zur Arbeit gemeldet hatte, erwarb aus der geleisteten Arbeit Anspruch auf eine Altersrente. Belegt ist, dass die Ghettoverwaltung den Arbeitern zwar Rentenbeiträge abgezogen, diese jedoch nie an die staatliche Rentenversicherung weitergegeben hatte.

Daraus abgeleitet wurde eine Präzedenz für die Arbeitsverhältnisse in den übrigen Ghettos unter deutscher Herrschaft. Wer sich in einem Ghetto freiwillig zur Arbeit meldete, wusste, dass Arbeit lebensverlängernd war, denn sie schützte vor Deportation und bedeutete zusätzliche Nahrung.

freiwilligkeit? Gerade die »Freiwilligkeit« und die »Entlohnung« stellten für viele ehemalige Ghettohäftlinge bei ihren Anträgen ein Paradoxon dar: Auch wenn sie sich freiwillig zur Arbeit gemeldet hatten, waren ihre Lebensbedingungen höchst unfrei, und der Lohn war oftmals nur ein Teller Wassersuppe. Aber auch Rentenversicherung und etliche Gerichte waren mit der diffizilen historischen Ausgangslage nicht vertraut, sodass die Ablehnungsquote in den ersten Jahren bei über 90 Prozent lag. Zug um Zug mussten die zuständigen Behörden zu einer liberaleren Handhabung motiviert werden.

Die traurige Bilanz geht voll und ganz zulasten der ehemaligen Ghettoarbeiter: Erst im vergangenen Jahr wurde ihnen die gesetzlich festgelegte Rückwirkung der Leistungen bis zum Jahr 1997 zugestanden – eine Leistung, die viele nicht mehr entgegennehmen konnten.

Der Autor ist der Repräsentant der Claims Conference in Deutschland.

Berlin

Bundesregierung bestellt iranischen Botschafter ein

Nach dem massiven iranischen Raketenangriff auf Israel reagiert die Bundesregierung diplomatisch. Über weitere Maßnahmen will sie sich mit Partnern auf internationaler Ebene abstimmen

 02.10.2024

7. Oktober 2023

Friedman: Deutsche haben nach Hamas-Angriff empathielos reagiert

Es kann kein jüdisches Leben in der Moderne geben, wenn Juden ihren Anspruch aufgeben müssen, sich frei zeigen zu können, betont der Publizist

 02.10.2024

Berlin

RIAS-Chef: Genozidale Gewalt der Hamas-Massaker wird geleugnet

Eine Ächtung und Bekämpfung des Judenhasses fordert Benjamin Steinitz

 02.10.2024

Berlin

Scholz äußert sich zu Irans Angriff auf Israel

Zuvor hatte sich bereits Außenministerin Baerbock geäußert

 02.10.2024

Reaktionen

»Jeder kann sehen, was für ein Terrorstaat das ist«

Neben Appellen für eine Deeskalation fordern Politiker im In- und Ausland härtere Schritte gegen die Islamische Republik, bis hin zu Sanktionen

von Michael Thaidigsmann  02.10.2024 Aktualisiert

Bundesarchiv

Die rettende Liste: Zum 50. Todestag von Oskar Schindler

Der Fabrikant Oskar Schindler war erst Nationalsozialist. Doch dann rettete er Hunderte Juden in der NS-Zeit vor der Ermordung. An seinen Nachlass in einem Koffer erinnert jetzt das Bundesarchiv

von Verena Schmitt-Roschmann  02.10.2024

Frankfurt am Main

Becker will Verbot anti-israelischer Demo am 7. Oktober

Palästinenser wollen am Jahrestag der Hamas-Massaker demonstrieren

 02.10.2024

Nahost

Außenministerin Baerbock schlägt neue Töne an

Terrorchef Nasrallah war bei einem israelischen Luftangriff getötet worden – die Reaktion der Politikerin sorgte für einen Eklat

 02.10.2024 Aktualisiert

Washington D.C.

Walz kritisiert Trumps Ausstieg aus dem Iran-Deal

Der Republikaner sei nicht die Person, die in diesem Moment gebraucht werde, sagt der Vizepräsidentschaftskandidat

 02.10.2024